Zugegeben, als ich „Sign Of The Times“ zum ersten Mal im Radio gehört habe, dachte ich, das sei mal wieder einer dieser noch recht unbekannten Singer-Songwriter, der plötzlich einen Radiohit gelandet hat. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass dieser Song von einem Typ kommt, der in den vergangenen Jahren mit One Direction, die damals wohl größte britischen Boyband überhaupt, um die Welt getourt ist. Nie hätte ich gedacht, dass es Harry Styles ist, der diesen Song singt. Der Harry Styles, der immer wieder von Fans auf der Straße regelrecht belagert und der dank den Medien gerne mal als Womanizer dargestellt wird (Taylor Swift und Kendall Jenner sei dank).
Als ich dann seinem ersten selbstbetitelten Soloalbum mal einen Versuch gegeben habe, war ich erneut überrascht. Wo war der Mainstreampop? Wo die elektronischen Tanzbeats? Nicht zu hören. Stattdessen Gitarren im 70s-Rock-Style. Noch dazu eine Stimme, die definitiv erwachsener klingt, als noch zu One Direction Zeiten. In einer Doku, in der Hrry bei den Arbeiten an seinem ersten Soloalbum begleitet wurde, kriegt man einen noch besseren Eindruck über den Briten, der inzwischen ein echter Musiker geworden ist. Gemeinsam mit Clare Uchima am Keyboard, Sarah Jones an den Drums (hat u.a. bei Hot Chip gespielt), sowie Alex Salibian und Mitch Rowland an der Gitarre hat der Brite das Album aufgenommen. Letzterer hat übrigens bis kurz vor den Arbeiten an der Platte noch in einer Pizzeria gejobbt, ehe er nun als Songwriter gemeinsam mit Harry aufgelistet ist und eine einjährige Welttournee gespielt hat. Vielleicht war es für den schüchternen Mitch Rowland also ein noch größerer Erfolg als für Harry?
Aber zurück zum Briten. Es ist schon interessant zu sehen, wie sin erstes Soloalbum sogar bei den Musikkritikern fast ausschließlich auf positives Echo gestoßen ist. Da wurden dann sogar Vergleiche zu Größen wie David Bowie oder den Beatles gezogen. Aber zugegeben, hier sollte man nicht gleich übertreiben. Dass der 24jährige, der bereits mit 19 Jahren Multimillionär war, aber offenbar auch bei anderen Musikkünstlern angesehen wird, zeigt der Auftritt, bei dem er mit Fleetwood Mac Legende Stevie Nicks den Klassiker „Landslide“ singt – und danach offenbar selbst davon überwältigt ist. Auch auf seiner Solotour hat er uns bereits im März überzeugt – trotz des ständigen Gekreisches seiner meist weiblichen Fans.
Und wer jetzt immer noch mit den Augen rollt, für den haben wir hier sieben Gründe, warum man Harry Styles einfach nicht unterschätzen sollte!
1. Er springt nicht auf den typischen Poperfolg von One Direction auf, sondern macht sein eigenes Ding
Es wäre so einfach: eigentlich könnte Harry Styles einfach da weitermachen, wo One Direction aufgehört haben und eingängigen Mainstream-Pop machen, wie er momentan überall zu finden ist. Aber er möchte offenbar lieber seine eigenen musikalischen Wurzeln in seine Songs einfließen lassen. Jetzt steht er statt mit engen Skinnyjeans und lässigen T-Shirt eben in einem bunten Anzug mit Schlaghose im 70s Style auf der Bühne und erinnert damit ein bisschen an eine Mischung aus Freddie Mercury und David Bowie. Klar, „Sign Of The Times“ war ein ziemlicher Erfolg, ähnlich wie sein Album, mit dem er den Rekord knackte und den höchsten Einstieg eines britischen Künstlers in die Billboard Charts schaffte. Dennoch sind die Songs eigentlich eher nicht radiotauglich oder mainstream, was sich letztlich auch an den eher schlechten Chartplatzierungen der nachfolgenden veröffentlichten Singles zeigt. Da musste er gegen seinem Buddy Ed Sheeran ganz schön einstecken.
2. Harry scheint einer der nettesten Typen im Business zu sein
Selbst, wenn er nachts von Paparazzi in LA verfolgt wird, grüßt Harry noch nett und bietet einem der Paparazzi sogar etwas zu essen an. Wenn ihn mal wieder eine Horde von Fans in New York verfolgt, bleibt er trotzdem noch stehen, um Selfies zu machen. Da muss Kendall Jenner eben mal kurz warten. Und als auf seiner Tour ein Fan während des Konzerts eine Panikattacke erleidet und Harry das mitkriegt, unterbricht er sein Konzert und vergewissert sich, ob es ihr wieder besser geht. Das war übrigens nicht das erste Mal, dass er Fans vor dem Hyperventillieren beruhigen musste.
3. Er ist inzwischen eine LGBTQ-Ikone!
Bereits zu One Direction Zeiten hat Harry immer wieder die LGBTQ-Flagge geschwungen. Doch während seiner Solotour war es schon kaum vorstellbar, dass er mal NICHT die Flagge hisst. Selbst im konservativen Singapur hat er es sich nicht nehmen lassen und die Regenbogenflagge herumwirbelt. Bei einem Konzert in Detroit hatte er außerdem einen Sticker der Bewegung Black Lives Matter auf seiner Gitarre kleben. Und manchmal bedankt er sich auch persönlich bei den Leuten in den vorderen Reihen fürs Kommen oder hilft ihnen kurzerhand eine(n) Partner*in zu finden. Klar, das alles kann auch einfach perfekt inszenierte PR sein, aber irgendwie nimmt man dem Briten das, was er jetzt solo macht, auch ab. Noch dazu erreicht er mit seinen Aussagen über LGBTQ und Kindness eben vor allem auch die jüngere Generation.
4. Die Einnahmen seiner Welttour hat er gespendet
Die vergangene Welttour mit 89 Konzerten auf dem ganzen Globus vor fast 1 Millionen Fans hat insgesamt 1,2 Millionen Dollar eingespielt. Alles davon hat Harry an mehr als 62 Charity-Organisationen gespendet. Bereits zuvor hatte er seine langen Haare abgeschnitten und dem Little Princess Trust zukommen lassen. Und das, obwohl diese langen Haare doch nun wirklich verdammt gut aussahen….Doch damit nicht genug, denn bereits vor einigen Jahren erzählte Ed Sheeran in einem Interview, dass Harry an einem Off-Day in Los Angeles für 3000$ Pizza gekauft haben soll, um sie an Obdachlose zu verteilen, wie auch die Pizzakette „Domino’s Pizza“ schließlich bestätigte.
5. Merchandise mit Aussage
Natürlich hat auch ein Harry Styles Merchandise-Artikel, auf denen er selbst zu sehen ist, etwa auf den Tourshirts. Aber dann gibt es eben auch noch die „Treat People With Kindness“-Reihe. T-Shirts, Jutebeutel oder Buttons, wo einfach in großen Lettern besagter Satz drauf steht. Und nur am Rand ganz klein mal kurz „Harry“ erwähnt. Noch dazu werden alle Einnahmen für diese Merchandise-Reihe ebenfalls gespendet. Lieben wir!
6. Harry ist Feminist
In der Vergangenheit hat Styles bereits Kampagnen wie die UN Initiative „He for She“ unterstützt und wurde in Shirts mit der Aufschrift „We should all be feminists“ gesichtet, dessen Designer die Einnahmen der Shirts spenden. In einem Interview im Rolling Stone bezeichnete er seine weiblichen Teenager-Fans als die Zukunft. „How can you say young girls don’t get it? They’re our future. Our future doctors, lawyers, mothers, presidents, they kind of keep the world going. Teenage – girl fans – they don’t lie. If they like you, they’re there. They don’t act ‘too cool.’ They like you, and they tell you. Which is sick.”
7. Harry hat Entertainer-Qualitäten
Zu guter Letzt wären da noch seine Entertainer-Qualitäten. Bevor er sein Soloalbum aufgenommen hat, spielte er in dem oscarprämierten Film „Dunkirk“ mit, der letztes Jahr in die Kinos kam, wofür er auch positive Kritiken erhielt. Als James Corden letzten Winter wegen der Geburt seines dritten Kindes kurzerhand ausfiel, sprang Harry ein und bewies als Host der „Late Late Show“, dass Singen nicht sein einziges Talent ist. Und überhaupt, das Carpool Karaoke gucken wir uns auch immer wieder gerne an – auch wenn es natürlich nicht das Carpool Karaoke mit Paul McCartney übertrifft!
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Foto: Live Nation
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