Manchmal kommen Dinge anders als man sie erwartet. Das Harry Styles Konzert in der Münchener Olympiahalle folgt genau diesem Grundsatz.
Entgegen sonstiger Gewohnheit herrscht in der Olympiahalle keine coole Gelassenheit. Junge Mädchen wuseln durch die Gänge, suchen Sitzplätze, versorgen sich mit Essen oder flitzen in Windeseile zu den Toiletten. Bloß nichts verpassen, die strahlenden Gesichter sind aber schon zu diesem Zeitpunkt inklusive, so sieht Vorfreude aus. Aus den Lautsprechern erklingt eine verblüffend unerwartete Playlist. Ein bunter Mix aus Queen, Johnny Cash und Simon and Garfunkle beschallt die in aufgeregte Betriebsamkeit gehüllte Olympiahalle. Spätestens als jedoch One Directions „Olivia“ aus den Lautsprechern ertönt wird klar: Das hier wird ein anderes Konzert als sonst. Aus tausenden Teeniekehlen ertönt beseeltes Kreischen und es wird begeistert mitgesungen. Man ist gewappnet. Als die Lichter ausgehen und Harry Styles mit „Only Angel“ seine am Ende fast 90 minütige Show eröffnet, kullern bei einigen Mädchen sofort die ersten Tränen vor Glück und irgendwie kann man es ihnen gar nicht verdenken.
Harry Styles gibt sich fannah
Auf der Bühne steht der gut gelaunte Brite im lila-orangefarbenen Anzug und strahlt und winkt ins Publikum. Man nimmt ihm die offene Freude komplett ab und im Laufe des Abends zeigt sich: Harry Styles hat das Publikum vollends im Griff. Hier wird ein bisschen geplaudert, dort spontan ein Geburtstagsständchen für einen Fan gesungen. Dabei macht es auch nichts, dass das Mädchen erst am folgenden Tag Geburtstag hat: Das ist nah genug dran. Harry Styles sucht bewusst den Kontakt zu seinen Fans, so durchquert er in einem extra angelegten kleinen Bühnengraben die Halle. Handshakes und Umarmungen mit Fans gibt es dazu. Das dauert zwar ein wenig, aber am Ende steht die Belohnung: „Sweet Creature“ und „If I Could Fly“, ein One Direction Song, gibt es in einer zauberhaften Akkustikversion auf einer kleinen B-Bühne zu hören, während das komplette Rund in den Farben der Regenbogenflagge erstrahlt.
Zwischen One Direction und Solo-Songs
Harry Styles schafft es an diesem Abend, alte One Direction Songs wie „What makes you beautiful“ in sein Programm gekonnt einzubinden. Er steckt sie kurzerhand in ein neues, passendes Gewand und der Spagat zwischen Boybandvergangenheit und Solokarriere gelingt perfekt. Der junge Brite hat sich vom Boybandmitglied zu einem ernstzunehmenden Solo- Künstler gemausert. Auf der Bühne wirkt er entspannt, seine tiefe Stimme vermittelt eine lässige Attitüde. Musikalisch lässt sich Harry Styles irgendwo zwischen 1970er Rock und den glorreichen Britpopzeiten der 90er Jahre verorten. Daraus kreiert er seinen ganz eigenen Stil, der mühelos zwischen epochalen Momenten wie bei „Sign of the Times“ und ruhigen Balladen wie „Ever since New York“ rangiert. Eine seiner musikalischen Einflüsse ehrt Styles in der Zugabe mit einem Fleetwood Mac Cover („The Chain“)
Das Konzert endet mit einem furiosen und rockigen „Kiwi“. Harry Styles winkt noch einmal in die ausverkaufte Olympiahalle und ruft fröhlich auf deutsch „Tschüss und auf Wiedersehen“! Es war ein guter Abend in der Olympiahalle voll guter Musik und einem talentierten Künstler. Es bleibt abzuwarten, wie sich Harry Styles in den nächsten Jahren entwickelt, der Grundstein, für weitere wirklich sensationell gute Musik ist gelegt.
[…] singt – und danach offenbar selbst davon überwältigt ist. Auch auf seiner Solotour hat er uns bereits im März überzeugt – trotz des ständigen Gekreisches seiner meist weiblichen […]