KIZ – Von Hurensohn zu Schwiegersohn der Herzen

Alpenpanorama. Grellbunte Satinanzüge und unfassbar gute Laune. Die Schwarzwälder Kirschtorten haben in ihrer Premierensingle „Glück gehabt“ alles drei vereint. Endlich hat Schlager wieder ein glaubwürdiges Gesicht. Alois Bierbichler lächelt grenzdebil in die Kamera und wir sind verliebt. So einfach geht das.

„Da war mal wieder fast Schicht im Schacht…“

Bis Freitag dachten wir, wir hätten inzwischen alles gesehen, was die Musikwelt bieten kann. Eigentlich. Das war, bevor KIZ den Schlagerthron in Angriff nahmen und das wohl schönste, aber gleichzeitig auch irgendwie verstörendste Lied des Jahres in die Öffentlichkeit schickten. Das Ganze ist auf eine so kranke Art absurd, dass es allerdings schon wieder gut ist. Hier ein Ziegenbock, dort wird über Hurricane Catrina und Alltagsrassismus philosophiert – da springt bei Opa glatt der Herzschrittmacher an ob so viel kritischem Gedankengut. Das könnte auch den massentauglichen Durchruch bei der Ü50 Bevölkerung verhindern – es ist die nötige Inhaltslosigkeit des Songtextes einfach nicht gegeben. Die Schwarzwälder Kirschtorten werden Helene Fischer also auch auf absehbare Zeit keine Konkurrenz im Schlagerhimmel sein. Schade drum. Wir würden das ja unterstützen. Aber dank des sangestauglichen und leider auch verflucht ohrwurmigen Refrains – Wiesenhitchancen hat das Ding durchaus. Ob man das nun als erstrebenswert betrachten mag oder nicht.

Caro

Muss wegen drohender Entzugserscheinungen regelmäßig auf Konzerte oder Festivals und ist dort in jedem Moshpit zu finden. Hält Songtexte für moderne Lyrik und vertritt diese Überzeugung standhaft in jeder Diskussion.