„War doch nicht so scheiße, Frankfurt!“, KIZ verabschieden sich von ihren Fans, die andächtig das so lang ersehnte „Hurensohn“ schmettern. Mehr Anerkennung bekommt man von ihnen nicht als Fan und das ist auch in Ordnung so, übertriebene Begeisterung würde irgendwie nicht zu KIZ passen. Im schwarzen Udo Jürgens-Gedächtnisbademantel hatten die vier Berliner das letzte Lied des Abends zu Pianoklängen performt und winken dem Publikum noch ein letztes Mal zu, ehe sie sich nach zwei Stunden endgültig von der Bühne verabschieden. Vor der Bühne beginnt jetzt das große Sortieren: Hier werden Schuhe gesucht und da Freunde begeistert wiedergefunden. Der Weltuntergang fordert eben seinen Tribut.
KIZ spielen Hits
Seit 2015 sind KIZ nun mit ihrem Album Hurra die Welt geht unter auf den Bühnen unterwegs, die Bühnenshow hat sich seither nur bedingt verändert und dennoch bleiben KIZ Konzerte gut: Warum? Das Stichwort ist Spaß. Spaß auf der Bühne, Spaß vor der Bühne und eine wunderbar ausgewogene Setlist. Auf „Spasst“ folgte beispielsweise mit dem „Kannibalenlied“ und „Abteilungsleiter der Liebe“ ein eher ruhigerer Part. Letzteres Lied wird übrigens auf den Rängen der Jahrhunderthalle performt, KIZ schenken ihren Taka Tuka Ultras ein bisschen Volksnähe.
Es bleibt also immer etwas Zeit, um kurz zu verschnaufen und sich wieder zu sortieren. Da zahlt sich die jahrelange Liveerfahrung merklich aus, der Drahtseilakt, sein Publikum zu fordern, aber niemals komplett zu Schanden zu zerstören ist an diesem Abend komplett gelungen. Nicht umsonst sind KIZ als eine der besten Liveacts der Szene bekannt und haben diverse Preise für ihre Liveperformances abgeräumt. Völlig zurecht im Übrigen.
Lieder wie „Hurra die Welt geht unter“ oder „Ariane“ gab es an diesem Abend ebenso zu hören wie das inzwischen fast 10 Jahre alte „Ellenbogengesellschaft“, die musikalische Umsetzung von Pogo und mit wohl einem der schönsten Beats überhaupt. Es zwingt einen quasi, sich kopfüber in den nächsten Pit zu stürzen und von denen gab es an diesem Abend in der Frankfurter Jahrhunderthalle mehr als genug. Um genau zu sein war die Halle ein einziger großer Wirbel aus ausrastenden Menschen, die bier- und schnapsselig den Abend genossen und das Motto
„Ihr sollt pogen! Wer bleibt oben? Fall‘ lieber nicht auf den Boden!“
sehr ernst nahmen. Umfallen war an diesem Abend eine tendenziell schlechte Idee. Sollte es dennoch passieren, es gab mit Sicherheit immer jemand, der einem wieder auf die beiden Beine half. Fair ging es zu im Pit, etwas, das man so nicht unbedingt erwartet hätte. Umso schöner ist dann natürlich die mehr als positive Überraschung, wenn es doch genügend Hilfsbereite gibt.
Lob ans Frankfurter Publikum
Allgemein muss dem Frankfurter Publikum hier ein Lob ausgesprochen werden: es war sympathisch, sangeskräftig und wie schon gesagt: Sehr fair. So mag man das. Da sind dann die von der Band geforderten Riesenpits auch nicht mehr ganz so abschreckend, sodass Lieder wie „Ein Affe und ein Pferd“ oder „Ehrenlos“ richtig Spaß machen. Ein wie immer interessantes Highlight war „Käfigbett“, bei welchem Maxim, zum Song passend inszeniert, etwas unelegant und blutüberströmt aus einer überdimensionalen Vagina krabbelt.
Umsetzung des Albumkonzepts ist geglückt
KIZ bleiben sich bei ihrer Bühnenshow treu, es gibt schießende Panzer, fliegende Geldscheinkonfetti mit teils sehr adretten Konterfei der Bandmitglieder bedruckt und riesige Statuen. Der Wahlstand der Partei „Die PARTEI“ darf an einem solchen Abend natürlich auch nicht fehlen, stehen doch die Berliner Spitzenkandidaten höchstpersönlich auf der Bühne. So schließt sich der Kreis aus Albumkonzept- Scheinpolitik- Bühnenbild und tatsächlicher Aussage tatsächlich und die Show von KIZ bleibt nicht nur eine leere Hülle aus Spaß und Hedonismus, auch wenn der Fokus durchaus auf Letzterem liegt. Aber wen stört das schon? Sollte so wirklich der Weltuntergang aussehen – wir nehmen ihn gerne und jederzeit so hin!
[…] dritten Reihe die Hüften schwingen konnte, ohne Quetschungen davon zu tragen (ich denke an euch, K.I.Z.!). Es war zwar voll, aber es war trotzdem noch entspannt – die perfekte Atmosphäre war schon […]