Wir hatten Platz zum Tanzen. Und den brauchten wir auch. Die norwegische Indieelite Kakkmaddafakka brachte auch an einem sehr kalten Februarabend das KFZ in Marburg zum Hüpfen und Mitsingen. Mit einem wunderbaren Mix aus Klassikern („Marburg, we’ll take you back to 2011 now, are you ready?“) und Songs von ihrem neuen Album KMF konnten die sechs Jungs das Studipublikum in Marburg mehr als nur überzeugen.
Schon seit Tagen war das Konzert ausverkauft und es brauchte nicht erst die Jodelapp oder überhörte Mensagespräche, um festzustellen: Marburg hatte Bock auf Kakkamaddafakka. Allgemein war die Freude darüber, dass endlich mal eine etwas bekanntere internationale Band hier gastierte, enorm. Klar, das neue KFZ, im Sommer als Teil des Erwin-Piscator-Hauses wiedereröffnet, bot auch endlich mal den Raum dafür. Ich selbst hatte mir die Stadthalle zwar schon bei der pompösen Eröffnung im Juni angeschaut, aber es noch nie ins KFZ geschafft. Bei KMF gab ich mir dann endlich die Ehre und mir gefiel, was ich sah: bis auf die lange Schlange an der Garderobe (doch es war auch kalt und jeder musste seinen Krempel abgeben) war der neue Laden wunderschön und auch die Organisation mehr als top. Obwohl das Event ausverkauft war, war es nicht übervoll, sodass sich ohne Probleme kleine Tanzkreise bilden konnten. Das Publikum selbst war so friedlich und einfach nur tanzdurstig, dass es keine Barriers brauchte und man selbst in der dritten Reihe die Hüften schwingen konnte, ohne Quetschungen davon zu tragen (ich denke an euch, K.I.Z.!). Es war zwar voll, aber es war trotzdem noch entspannt – die perfekte Atmosphäre war schon geschaffen, bevor es überhaupt losging.
Als es dann soweit war, setzte die Eröffnungsmusik gleich den Ton an: zu den Klängen der UEFA Champions League Hymne stolzierten die Jungs einer nach dem anderen auf die Bühne. In der doch eher gemütlichen Location sorgte das für ein verwirrt-belustigtes Schmunzeln beim Publikum, doch spätestens als wir beobachteten, wie sehr sie sich doch alle dafür feierten, dass sie jetzt endlich auftreten konnte, schlossen wir die Band allesamt direkt ins Herz. Frontmann Nummer 1 Axel wollte uns dann nach den ersten zwei Liedern, in denen wir uns schon mal warm getanzt und gesungen hatten, dann auch auf Deutsch begrüßen. Klappte aber nicht so Recht – was erzählte er da von Freitag? Egal, wir lächelten und klatschten, denn was anderes wollte er eh nicht von uns. Im Vorfeld hatte ich mich noch gewundert, dass man die Band mittlerweile gar nicht mehr unter ihrem mir bekannten Namen „Kakkmaddafakka“ bei Spotify finden konnte, sondern nur noch unter „KMF“. Waren sie etwa Spießer geworden? Nein. Definitiv nicht. Nach nur zehn Minuten war ganz Marburg Axels „sexy bitches“ und eine halbe Stunde später waren wir alle seine kleinen, geliebten Motherfuckers. Bei anderen Künstlern hätte ich vielleicht die Nase gerümpft, aber nicht bei den sechs Jungs, bei denen man fast Sorge hatte, sie würden das Singen vergessen, weil sie so sehr auf der Bühne tanzten.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Band gesehen hab, die tatsächlich so enorm viel Spaß auf der Bühne hatte. Angefangen bei einer gemeinsamen Choreografie über den Keyboarder, der zwischendurch aufsprang um eine enorme Bandfahne zu schwenken bis hin zu dem Mann mit den Percussioninstrumenten, der zwar nur dezent im Hintergrund stand, aber den besten Hüftschwung des Abends hatte und dann während der Zugabe auch noch hingebungsvoll Haddaways „What Is Love“ coverte. Das Marburger Publikum war sofort verliebt und auch sehr singfreudig und textsicher, vor allem bei den Klassikern wie „Restless“ oder „Gangsta“. Wobei der schönste Moment sicher war, als wir alle einig „Forever Alone“ geschmettert haben:
Feels like my love for you
Is stopping you from being you
You shine best without me
Like all the ones I had before
I am forever alone
Hach. Schön war das. Gut, dass die Band dann auch noch zum Verbeugen „We Are the World” laufen ließ und man dann eh schon den Nebenmann umarmte, um auf dem Weg nach draußen noch einmal inbrünstig mitzusingen.
Text: Franziska Kuelbel
Schreibe einen Kommentar