„I’m so proud. You did a wonderful job tonight!“ Endlich ist es soweit: Das Münchener Publikum bekommt nach knapp 90 Minuten das Lob von Royal Republic Frontmann Adam Grahn, auf das sie so lange gewartet haben. Hart musste dafür gesungen, getanzt und gesprungen werden, denn Grahn verteilt Lob nur dann, wenn es aus seiner Sicht verdient ist. Aber vielleicht genießt er auch einfach nur das Machtspielchen, das er damit entspinnt, welches so simpel ist, wie es nur sein kann: Das Publikum lechzt nach Anerkennung und Grahn verteilt sie nicht. Die Folge ist einfach abzusehen: Das Backstage verwandelt sich in einen Hexenkessel des Wahnsinns.
Herausragende Voracts
Bevor allerdings die Hauptband des Abends die Bühne betrat, gab es noch ein herausragendes Vorprogramm. Neben Dinosaur Pile-Up aus England, die wie ein wilder Mix aus Nirvana und einer Frühform Green Days klangen und schon für ausgezeichnete Stimmung und erste Mosh Pits sorgten, begeisterte insbesondere Tim Vantol. Der Holländer, der nur mit seiner Akkustikgitarre auf der Bühne stand, verbreitete eine unglaublich positive Energie. Mit seiner sympathischen Bühnenperformance und der eindrucksvollen Stimme sammelte er mit Sicherheit nicht nur einen neuen Fan an diesem Abend. Dennoch war klar, die Zuschauer warteten sehnsüchtig auf Royal Republic.
Royal Republic begeistern ihre Fans
Bereits vor der ersten Vorband schallten die ersten „Royal Republic“ Fangesänge durch die Halle. Im Laufe der letzten Jahre haben sich die vier Schweden eine sehr treue Fangemeinde erspielt. Verwunderlich ist das nicht, bieten sie neben einer musikalisch perfekten Liveshow auch noch Unterhaltung der Extraklasse. Neben Songs wie „Tommy Gun“ aus dem ersten Studioalbum We are the Royal gehören auch Geschichten aus dem Leben der Band zum zwingenden Liveprogramm. So plauderte Grahn an diesem Abend freimütig über seine Zeit als Musiklehrer an einer schwedischen Schule und macht dabei keinen Hehl aus seinem mangelnden pädagogischen Talent. Dass er allerdings vielleicht nur ein Problem mit unmusikalischen 12- Jährigen hat, bewies er dann gleich selbst, indem er einem ziemlich glücklichen Mädchen eine spontane Gitarren-Lehrstunde verpasste. Als Belohnung gab es ein Küsschen für Grahn und weiter ging es.
Konzert mit blaue Flecken Garantie
Gerade diese kleinen Verschnaufpausen sind bei einem Royal Republic Konzert dringend von Nöten. Die Songs der Band sind nämlich gefühlt nur dafür geschrieben, das Livepublikum so schnell wie möglich an die Grenzen der konditionellen Leistungsfähigkeit zu bringen. Gerade The Weekendman erscheint schon bei der Veröffentlichung als absoluter Livehitgarant und auf dem Konzert zeigte sich: Alle Hoffnungen erfüllten sich komplett. „Kung Fu Loving“ und „Walk“ erweisen sich als absolute Pogotanzhits, sodass es im Backstage schlicht kein Entkommen aus dem fröhlichen Gewirr aus mitgröhlenden und selig springenden Körpern gab, blaue Fleckengarantie inklusive. Wer raus wollte, musste sich mit einem gewagten Hechtsprung auf die Stufen retten und schon nach kürzester Zeit glich die Temperatur im Backstage einem Hochofen. Mit der Weisung, doch endlich den inneren „Weekendman“ zu finden und ihm die Führung zu überlassen, gab es dann endgültig kein Halten mehr und die Menge verfiel in völlige Partyekstase. Natürlich erst, nachdem eben dieser ominöse Weekendman durch Grahn mit den Worten „Weekendman will you teach us to be more like you?“ gerufen wurde. Er wollte und das Publikum nahm es dankend an.
Dass Royal Republic aber nicht nur königlich Party machen können, sondern musikalisch durchaus etwas zu bieten haben, zeigt sich bei den studierten Musikern meist in ihren Akkustikstücken, die sie immer wieder einfließen lassen und für deren kreative Ausarbeitung sie inzwischen bekannt sind. Auch an diesem Abend kam das Münchener Publikum in den Genuss einer stripped down Version von „Addictive“. Während Royal Republic auf der Bühne zeigten, dass nicht nur Adam Grahn über Gesangstalent verfügt, schmetterte das Publikum leidenschaftlich den Refrain mit. Eigentlich ist es eigentümlich, dass gerade die Unpluggedversionen zu einem absoluten Highlight eines jeden Konzertes mutieren. Vielleicht liegt hier der Charme darin, dass sich die Band in diesen Versionen selbst überhaupt nicht ernst nimmt, dabei aber trotzdem mit einer entspannten Leichtigkeit musikalisches Können bietet.
Viele dieser kurzen Pausen gönnten die Schweden ihrem Publikum aber nicht, sodass nach etwas mehr als 90 Minuten mit „Getting Along“ und „Fullsteam Spacemachine“ das Ende eines grandiosen Konzertabends eingeläutet wurde. Alle restlichen Energiereserven wurden abgerufen, zu dem eingängigen Rhythmus bleibt auch nichts anderes als zu springen. Zuvor gab es allerdings noch ein nicht geplantes Lied: Ein Zuschauer verlangte nach „Sailing Man“. Ein verzweifelter Blick Grahns in Richtung Jonas und Hannes und ahnungsloses Schulterzucken von Schlagzeuger Per Andreasson. Vier Jahre hätten sie es nicht mehr live gespielt, so Grahn, aber nach einigen kurzen Anspielern wagten sie sich dran und siehe da: Abgesehen von leichten Texthängern, die das Münchener Publikum aber sangestüchtig übernahm und einer etwas jazzigeren Version, klappte es doch wunderbar.
Was blieb waren völlig erledigte, aber mehr als glückliche Zuschauer und eine Band, die sich bis an den Rand der Erschöpfung gespielt hatte. Besonders bemerkenswert ist hier Per Andreasson, der über den Abend hinweg so erbarmungslos auf sein Schlagzeug eindrosch, dass er am Ende der Show mehr oder weniger hinter seinem Instrument hervortaumelte, um sich noch einmal vom Publikum feiern zu lassen. Das taten die knapp 1800 frenetisch jubelnden Fans im komplett ausverkauften Backstage dann auch ausgiebig und huldigten den Schweden in einem mehr als fünfminütigen Applaussturm. Royal Republic genossen diese Aufmerksamkeit nach getaner Arbeit sichtlich, tanzten erschöpft, zettelten Laolawellen an und verteilten Plecs, Drumsticks und alles, was auf der Bühne entbehrlich war. Alles in allem ein rundum perfekter Konzertabend mit drei guten Bands und Royal Republic, die sich die Krone als herausragende Liveband wieder einmal mehr als verdient haben. Es gibt wenige Bands, die live mehr Spaß machen!
(c) Bilder: Wearephotographers
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