Eine knapp fünftausend Leute fassende Halle so in den Bann zu ziehen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können – das war für Mike Rosenberg, besser bekannt als Passenger, ein Klacks auf seinem Tourstopp in der Jahrhunderthalle in Frankfurt. Man wollte dem charmanten Engländer mit der markanten Stimme einfach nur zuhören, wie er eine wunderbare Mischung aus dem gerade in diesem Jahr erschienenem Album Young As the Morning Old As the Sea, Coversongs und Liveperlen spielte. Doch nicht nur mit seiner Musik begeisterte Passenger das Publikum: mit seinem englisch-trockenem Humor brachte er uns immer wieder zum Lachen – auch wenn seine Musik doch eher zur Melancholie einlädt.
Das gesamte Publikum singt lauthals mit
„Frankfurt, ich weiß, dass ich eine Hitsingle habe. Nur eine“, gibt er gleich zu Beginn des Konzerts zu. Mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht erklärt er uns dann gewitzt, dass es heute vor allem wichtig sei, dass wir eines wissen: diese eine Hitsingle heiße „Let Her Go“ – nicht „Let It Go“. Obwohl er in in seinem Leben vor dem großen Durchbruch 2012 schon gerne eine Disney Prinzessin gewesen wäre, inklusive einem schicken Kleid. Disneyprinzessin hin oder her, Mike hatte vor allem eine Bitte ans Frankfurter Publikum: dass wir bitte so fuckin‘ loud mitsingen sollen, wie wir können. Es müsse auch nicht schön sein – nur laut.
Eigentlich eine kuriose Bitte, wenn man bedenkt, dass Passengers Musik eher das Gegenteil von laut ist. Davon zeugte auch, dass das Publikum nicht nur alterstechnisch bunt gemischt war, sondern vor allem aus Pärchen bestand. Wir – eine Dreiermädelsgruppe ohne Anhang – sahen uns sofort von knutschend-kuschelnden Pärchen umringt, die es auch schafften, bei Break-Up Songs sich schmachtend anzugucken. Wirklich, wenn ich eine Beschwerde nach diesem Konzert hätte, dann wäre es, dass die Verliebten vor lauter Anschmachten ganz vergaßen, fuckin‘ loud mitzusingen.
Diesmal ist Passenger mit Band auf Tour
Vor zwei Jahren war er schon Mal auf Tour in Frankfurt, auch in der Jahrhunderthalle, aber nur mit einer Gitarre bewaffnet. Dieses Mal hatte er eine ganze Band dabei, die Mike aber nach ein paar Liedern „zum Tequila Trinken“ von der Bühne schickte, um dem Publikum ein paar Songs ganz intim auf der Gitarre darzubieten – wie früher. Doch ob mit Band oder ohne, Passenger hat es einfach drauf. Man merkt Rosenberg an, dass er die letzten zehn, fünfzehn Jahre vor seinem Durchbruch als Straßenmusiker verbracht hat – wenn er auf der Bühne steht, ist er Zuhause. Das beinhaltet dann auch, dass er dem Publikum Geschichten erzählt, die man sonst eher an der Theke einer gemütlichen Kneipe zu hören bekommt – so wie die Entstehungsgeschichte zum Lied „Travelling Alone“, die fast so lang dauerte, wie der gesamte Song. Oder der Einwurf mitten in seinem Song „I Hate“, den er nie in einem Studio aufgenommen hat, da es doch auch sehr peinlich wäre, eine Zeile über gebotoxte Menschen in LA zu singen.
Auch wenn ich kein ausgesprochener Passenger Fan war, sondern eher mit zwei Freundinnen auf ein schönes Konzert gehen wollte – jetzt bin ich es auf jeden Fall. Eine meiner beiden Begleitungen sah mich nach dem Konzert strahlend an und meinte „Ich kenne einfach niemanden, der mich mit seiner Musik so berührt“ und auch, wenn Passenger diesen Status bei mir nicht erreicht hat, weil der Platz einfach schon zu fest vergeben ist, hat er sich trotzdem direkt in mein Herz gesungen. Und ich habe mein Bestes getan, für ihn fuckin‘ loud und sicherlich sehr schief mitzusingen.
Text: Franzi
Foto: Franzi
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