Incubus packen sich die Zuschauer der komplett ausverkauften Münchner Tonhalle und nehmen sie mit auf eine wilde Zeitreise durch ihr nun mehr 27 jähriges musikalisches Schaffen. Mit „Privelege“ eröffnen sie den gut 90-minütigen Reigen, der einem eingefleischten und langjährigen Fan fast die Tränen in die Augen treibt, so schön ist die Setlist anzuhören. Sechs Jahre waren die Kalifornier nicht mehr in Deutschland auf Tour, entsprechend sehnsüchtig wurden Incubus auch von ihren Fans erwartet.
Rückbesinnung zu den Wurzeln
Entgegen aller Erwartungen streifen Incubus ihr neustes , bereits vor gut einem Jahr veröffentlichte, Album „8“ jedoch nur kurz im Vorbeigehen. Gerade einmal „No Fun“ und „State of the Art“ haben es auf die Setlist geschafft. Das Vorgängeralbum „If not now when“ durfte keinen Song zum Abend beisteuern. Viel mehr konzentriert sich die Band auf ihre deutlich älteren Songs aus den späten 90er und frühen 2000er Jahren.
„Anna Molly“ bringt als zweiter Song des Abends das Münchener Publikum zum ersten Mal zum durchdrehen und die ersten Fans konnten nicht mehr an sich halten. Sei es nun, weil die Musik gefeiert wird oder weil doch ein kleiner Funke der früheren Teenieliebe zu Frontmann Brandon Boyd wieder aufflammt. Bereits jetzt ist jedoch klar: Das Münchener Publikum ist textsicher und laut, was es im Laufe des Abends noch beweisen sollte. Hier zeigte sich auch, dass Incubus zwar seit fast drei Jahrzehnten im Business sind, jedoch nicht ihre Augen vor aktuellen Trends verschließen, so schmuggelt Chris Kilmore ganz dreist ein Panjabi MC Skit mit in den Song- für die Tanzbarkeit des Abends ist spätestens jetzt gesorgt.
Incubus musikalisch grandios
Eine Verschnaufpause gönnen die Kalifornier ihrem Publikum aber nicht. Weiter geht es mit „Megalomaniac“ und „Nice to know you“. Trotz ihrer langen Jahre auf den Bühnen dieser Welt wirkt die Band um Frontmann Brandon Boyd nicht müde. Sie genießen es sichtlich vor ihrem begeisterten Publikum zu stehen und zeigen, dass sie vor allem eines sind: Perfektion. Was sie abliefern, bringen sie on point auf die Bühne. So sieht und klingt es also, wenn aus einer Platte im CD Regal Performancekunst wird. Die Energie und Extrovertiertheit, mit der gerade Brandon Boyd die Bühne förmlich für sich beansprucht ist mehr als nur beeindruckend. Als Zuschauer kann man sich in diesem Moment kaum entziehen, ihn dabei zu beobachten, wie er seinen kompletten Körper zu einem Instrument werden lässt und den Raum für sich vereinnahmt. Auch jetzt ist Boyd noch einer der größten Vocalisten, die es derzeit gibt. Jede der Gesangslinien sitzt und ist technisch ausgefeilt, seine Range ist nach wie vor mehr als nur beeindruckend.
Auch nach 27 Jahren noch relevant
Ruhiger wird es später mit „Love hurts“ und „Drive“. Hier kommt der große Moment des Münchener Publikums: Laut und aus vollem Herzen intonieren sie die Refrains, was auch den Musikern auf der Bühne ein breites Grinsen ins Gesichts zaubert. Bisweilen sind die nämlich nicht mehr zu hören, so laut singt die Tonhalle und Incubus zeigen damit: Gute Musik wird auch über viele Jahre hinweg ihre Relevanz behalten.
(c) Fotos: Wearephotographers
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