Wie viel ist dir ein Treffen mit deinem Lieblingsstar wert? 50€? 100€? Oder sogar 500€? Wenn es nach manchen Musikern geht, dann scheint es ihnen wohl völlig egal zu sein, wenn ihre Fans mit teuren VIP-Tickets inklusive Autogrammstunde und Meet & Greet gelockt werden.
Wir haben uns mal ein bisschen intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und sind doch sichtlich schockiert, für welche Bands solche teuren Konzerttickets inzwischen zum Touralltag dazu gehören. Egal ob Linkin Park, Justin Bieber, One Direction oder Sum 41 – sie alle hatten in der Vergangenheit für ihre Konzerte bestimmte „VIP-Tickets“ im Angebot, die meistens speziellen Merchandise, ein kurzes Treffen mit der Band zum Foto machen, und früheren Einlass zum Konzert beinhalteten. Die Liste ist also vielfältig und solche Angebote nicht nur für Boybands reserviert. Doch wie kann man sich so ein Meet & Greet für mehrere hundert Fans eigentlich vorstellen?
Auf einem Blog im Netz berichtet ein 30 Seconds To Mars Fan von ihrer Erfahrung während eines Meet & Greets mit der Band. Demnach beinhaltete das durch die VIP-Tickekts erkaufte Treffen mit der Band vor allem eins: Warten. Vor dem Konzert drei Stunden, da die Band Verspätung hatte und letztlich das Treffen auf nach dem Konzert verschoben wurde. Da hieß es dann wieder warten, bis die Herren sich dann doch endlich die Ehre gaben. Die Bloggerin fühlte sich von ihrer Lieblingsband jedoch dezent abgezockt und tat dies auch kund. Sie wollte kein Autogramm oder Merchendise mehr. Jared Leto ließ ihre Kontaktdaten aufnehmen und sie bekam immerhin ihr Geld zurück. Doch war es das wert?
Dazu sollte man wissen, dass Jared Leto & Co es perfektionieren, ihren Fans gewisse Extras gegen Geld zu bieten. Nicht nur Videos oder Livestreams kann man käuflich erwerben, auch veranstaltet die Band jährlich mit dem Camp Mars ein eigenes Festival. Dort variieren die Preise oftmals sehr stark – hängt eben davon ab, welche Aktivitäten man noch dazubucht. Da können für eine Nachtwanderung mit Jared Leto oder einen Batikkurs mit Bruder Shannon auch schon mal mehrere hundert Dollar fällig sein. Noch dazu die verschiedenen Campingangebote. Tokio Hotel haben sich letztes Jahr übrigens bei ihrem ersten eigenen Festival offenbar eine Scheibe davon abgeschnitten und wurden für die horrenden Preise heftig kritisiert.
Ähnlich laufen offenbar auch Meet & Greets mit Popstars wie Justin Bieber oder One Direction Mitgliedern ab. Klar, bei Boybands ist das vielleicht noch mal alles eine Stufe krasser und geht ohne gute Organisation vermutlich gar nicht. Dennoch, Handyverbot, jeder nur ein Foto und dann bitte direkt weitergehen….was hat man davon? Unter einem persönlichen Treffen verstehen wir etwas anderes.
Da frage ich mich auch immer wieder, wenn ich die horrenden Preise sehe, die es auf der Comic Con für Fotos mit einigen prominenten Gästen gibt. Ist es das wirklich wert, dass ich 200€ für ein (immerhin) professionell geschossenes Foto mit einem Star bezahle? Da ist der Eintritt zur Comic Con noch nicht mal mit drin! Aber ein David Hasselhoff oder ein Chuck Norris kommen eben nicht jeden Tag zur Comic Con…
Doch natürlich gibt es nicht nur käuflich zu erwerbende Meet & Greets. Manche Veranstalter hingegen verlosen solche Sachen auch gerne mal. Zu Promozwecken vermutlich. Beruflich habe ich mal ein solches Meet & Greet begleiten sollen. Ich sage nur so viel: es handelte sich um einen recht bekannten deutschen Popsänger. Die Gewinnerinnen waren zwei Frauen mittleren Alters, die einfach mal aus Spaß mitgemacht hatten – und besagten Sänger kurz vor dem Treffen noch googleten. Was ich äußerst amüsant fand. Ich hatte eher Teeniefans erwartet. Klar kannten die Damen seine Musik, aber wussten überhaupt nicht, wie er aussieht. Als wir dann in den Backstagebereich abgeholt wurden, hieß es erstmal warten. Die abgemachte Uhrzeit war schon lange vorbei. Irgendwann kam der Sänger dann mit seinem Manager im Schlepptau. Zu mir als Pressemitarbeiterin hieß es direkt „Es wird nur ein Foto am Ende geben!“. Bäm. Diskutieren brachte nichts. Und Fragen zu einem ganz bestimmten Thema durften von den Gewinnerinnen auch nicht gestellt werden – darüber wurden sie schon im Vorfeld gebrieft. Also wartete ich mit ein paar Metern Abstand, bis das etwa 15minütige Meet & Greet vorbei war. Ich muss gestehen, auch wenn ich die Musik des Sängers nicht mag, kam er doch recht sympathisch rüber. Wirkte nicht aufgesetzt, sondern locker und freundlich. Er nahm sogar noch ein Video für die Kinder der Gewinnerin auf. Vielleicht lag der dennoch negativ entstandene Eindruck des Ganzen einfach am Management – das der Sänger übrigens inzwischen gewechselt hat.
Natürlich gibt es auch Fantreffen, die anders ablaufen. Manchmal trifft man die Band noch nach dem Gig an der Bar oder wahlweise auch am Tourbus. Und auch, wenn ich selbst letzteres bereits bei Sum 41 zufällig erlebt habe, muss ich sagen, dass man sich dennoch irgendwie komisch vorkommt. Klar sind die Musiker von ihren Fans in gewisser Weise abhängig und die Bandmitglieder von Sum 41 waren auch allesamt wirklich nett – was man von einem Securitymitarbeiter der Location nicht gerade behaupten konnte – dennoch hatte man das Gefühl, sie irgendwie zu stören. Schließlich wollten sie ja auch weiter zum nächsten Konzert fahren. Trotzdem war es für einige anwesenden Fans ein Moment, auf den sie vielleicht ihr gesamtes Fan-Leben lang gewartet haben. Einmal Derryck Whibley erzählen, wie wichtig einem seine Musik ist. Mindestens für ein Mädchen schien das an diesem Abend wirklich ein Traum gewesen zu sein, der in Erfüllung ging. Was an der ganzen Sache ziemlich sympathisch war, war Whibleys Frau, die direkt mit einem Edding zu den Fans kam, falls jemand keinen Stift für Autogramme dabei hat. Coole Frau!
Trotzdem habe ich in solchen Situationen festgestellt, dass es oftmals doch ein wenig unangenehme Momente sind, die am Ende bleiben. Auch, wenn man jetzt vielleicht ein Foto mit dem Star hat, fühlt es sich irgendwie strange an. Man hat irgendwie nicht wirklich viele Worte miteinander gewechselt. Aber vielleicht ist das auch nur mein Eindruck.
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen man plötzlich an der Supermarktkasse oder in einem Restaurant den Lieblingsmusiker trifft. Frage ist hierbei, was macht man dann? Ansprechen, weil man so ein großer Fan ist? Oder einfach ignorieren, weil besagte Person auch nur privat vor Ort ist? Man kann schon verstehen, wenn ein Justin Bieber inzwischen keine Lust mehr darauf hat, Fans zu treffen, wenn das erste, was sie machen ist, ihm die Handykamera ins Gesicht zu halten. Das ist natürlich leider auch dem Selfiezeitalter geschadet. Natürlich kann man hier auch argumentiere, dass Musiker, Schaupsieler oder sonst jemand, der im Showbusiness arbeitet, es sich ja so ausgesucht haben. Es war schließlich ihre Entscheidung ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Das schon. Aber erlaubt diese Entscheidung auch direkt den Fans, dass sie ihren Lieblingsstar wirklich überall, wo sie ihn zufällig treffen direkt mit Selfies bombardieren dürfen?
Manchen Stars scheint das allerdings nichts auszumachen. Wenn man sieht, was Fans über Harry Styles oder Ed Sheeran berichten, müssen das die nettesten Menschen der Welt sein. Trotzdem bleibt hier die Frage: Muss man einen Harry Styles, der womöglich sowieso schon selten nicht in der Öffentlichkeit erkannt wird, beim Essen stören? Oder gar unbemerkt dabei filmen? Klar, solche spontanen Treffen mit deinem Lieblingsstar auf der Straße oder beim Bäcker sind eher selten. Man wohnt ja auch meist nicht an den Hotspots in New York, London oder L.A. Trotzdem haben Stars ja auch eine gewisse Privatsphäre. Es ist wohl ein Thema, zu dem es sicherlich verschiedene Ansichten gibt.
Doch uns stellt sich primär die Frage, inwieweit diese Entwicklung mit VIP-Tickets inzwischen ins Übertriebene gezogen wird? Wer hat letztlich eigentlich wirklich etwas davon? Die Musiker? Sind vermutlich von den vielen Fantreffen irgendwann genervt und können sich die Gesichter sowieso nicht merken. Die Fans? Für die kann damit natürlich ein Traum in Erfüllung gehen, man kann aber eben auch enttäuscht werden, wie im Fall von 30 Seconds To Mars. Aber sind es nicht eher die Konzertveranstalter und das Management, die letztlich davon profitieren? Denn wenn bei einer Tour von 90 Konzerten jeden Abend 50 VIP-Tickets für 300€ verkauft werden, kommen am Ende mal locker 2,25 Millionen Euro mehr raus, als ohne diese Tickets! Leicht verdientes Geld. Und gerade bei Stars, die eine sehr junge Fangemeinde haben, werden diese Angebote offenbar gerne wahrgenommen.
Aber nicht alle Musiker wollen ihre Fans auf diese Weise abzocken. Vor allem der deutsche Musikmarkt scheint in diesem Bereich noch relativ human zu sein. Hier gibt es dann doch genügend Musiker, die auch gerne ohne ein saftiges Entgelt vor oder nach dem Konzert Autogramme geben und Fotos machen. Casper und Marteria, sowie Kraftklub sind dafür bekannt. Und auch Enter Shikari aus England kritisieren die teuren VIP-Tickets anderer Kollegen aufs Schärfste und lassen manchmal Fans, die bereits sehr früh an der Location sind, auch ohne VIP-Ticket beim Soundcheck zusehen.
Letztlich bleibt es natürlich jedem selbst überlassen, Geld für ein Meet & Greet auszugeben. Vielleicht lohnt es sich für manche ja wirklich und es ist ihnen jeden Cent wert. Wer jedoch gedacht hat, dass solche VIP-Tickets eher im Popmusikbereich verbreitet sind, hat sich stark geirrt. Auch große Rockbands haben solche Tickets inzwischen im Angebot und werben dafür sehr stark auf Instagram & Co. Letztlich hängt vermutlich auch alles vom Veranstalter ab – und inwiefern die Band oder die Musiker ein Mitspracherecht bei solchen Entscheidungen haben. Wir finden jedoch, mit Fanliebe sollte kein Geschäft gemacht werden. Weder von noch recht unbekannten Künstlern, noch von Weltstars.
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