Anfangs stand ich Rock im Pott etwas zwiespältig gegenüber. Eigentlich spielten Bands, die man in diesem Festivalsommer alle schon mal irgendwo gesehen hat. Noch dazu war das ganze in der Veltins Arena und damit im Zuhause vom FC Schalke 04. Da möchte man als BVB-Anhänger natürlich eher nicht hin. Aber man muss nun mal zugeben, das mit dem Rasen ist wirklich eine gute Lösung. Für ein Konzert oder eine andere Veranstaltung kann dieser nämlich einfach rausgefahren werden und schon ist ein normaler Hallenboden in der Arena vorzufinden. Damit eignet sich das Stadion nun mal perfekt für Konzerte. Nicht zuletzt spielten hier bereits Coldplay oder Helene Fischer vor ausverkauften Haus. Dann fiel mir ein, dass ich ja selbst schon einmal vor vier Jahren den Weg hierher gefunden hatte, um Robbie Williams zu sehen. Na dann, auf zu Rock im Pott….
Rock im Pott überrascht mit guter Organisation
Der Einlass war durch die verschiedenen Tunnel sehr gut geregelt. Da es viele verschiedenen Preiskategorien gab, konnte somit eine große Menschentraube vor einem Eingang verhindert werden. Was die Sicherheitskontrollen anging, hatte ich zum ersten Mal auf einem Festival in diesem Sommer das Gefühl, dass ich ausreichend kontrolliert wurde. Finde ich gut, so sollte es eigentlich immer sein. Denn leider gehört das in der heutigen Zeit wohl einfach dazu.
Auch von der Organisation im Stadion war ich positiv überrascht. Wenn man sich außerhalb seines Wellenbrechers im ganzen Innenraumbereich bewegen wollte, musste man sich lediglich ein Bändchen holen und schon konnte man frei rumlaufen, wie man wollte und kam letztlich wieder in seinen Wellenbrecher rein. Denn hier gab es gleich drei Preiskategorien: Front of Stage 1, 2 und der normale Innenraum. In einem Stadion hat sich so etwas wohl inzwischen etabliert. Preislich fand ich das alles allerdings ganz schön Wucher, was man für den FOS 1 hinlegen musste und ich war froh, dass ich es letztlich nicht bezahlen musste.
Die Sanitäranlagen waren top – hier wurde auf die wunderbaren Toilettenhäuschen vom Kosmonautfestival zurückgegriffen. Dass es sich vor allem zu den Stoßzeiten zwischen den Bands mal staute, war abzusehen, aber hielt sich noch im Rahmen.
Leider gab es lediglich einen Pizzastand und vor dem Stadion ein paar Pommesbuden. Hier hätte man vielleicht noch ein, zwei Foodstände mehr buchen können. Aber nun gut. Bevor man sich allerdings etwas zu Essen oder zu Trinken kaufen konnte, war man sozusagen gezwungen, sich eine Knappenkarte – der Stadiondeckel des FC Schalke 04 – zu besorgen. Dafür waren zum Glück mehrere Stellen bereitgestellt, um sich eine Karte mit Geld aufladen zu lassen. Generell fand ich das Konzept gut, weil die Bestellungen dadurch viel schneller gingen. Aber der Nachteil war, dass man immer im Blick haben musste, wie viel Geld noch auf der Karte war. Nach den Hosen hatte ich einen großen Durst, aber mit 2,20 € kam ich nicht mehr weit. Da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt: die Preise für die Gastronomischen Angebote waren wirklich Wucher! Kommen wir daher lieber zu den musikalischen Highlights…
Keine Liveschalte bei K.I.Z.
Zugezogen Maskulin begannen pünktlich um 16 Uhr, als das Stadion nicht mal zur Hälfte gefüllt war. Leider war ihr Sound so dermaßen schrill und laut und offenbar einfach schlecht gemischt – ob nun hinten oder direkt an der Bühne – dass ich kurzerhand rausgegangen bin. Generell war der Sound in der Arena nicht bombastisch und tatsächlich extrem laut. Aber lieber zu laut, als zu leise, so wie es dieses Jahr bei Rock im Park teilweise der Fall war.
Als zweites betraten K.I.Z. die Bühne. Da hat sich wohl schon der ein oder andere gefragt, was das hier noch mit „Rock“ bei Rock im Pott zu tun hat. Aber die Herren aus Berlin wissen genau, wie sie eine Masse zum bewegen bringen. Vielleicht braucht es auch im Publikum ein paar Menschen, die das Ganze Sarkastische in ihren Texten und Ansagen verstehen und nicht ganz so Ernst nehmen. Manchmal klappt es dann eben nicht, wie es beim Utopia Island der Fall war. Doch bei Rock im Pott begannen die Leute im ersten Wellenbrecher schnell zu tanzen und zu pogen. Maxim erwähnte, dass er Verletzte sehen möchte – natürlich war auch das nicht ernst gemeint.
DJ Craft – der oftmals auch als DJ Sex betitelt wird – hinter seinem als Panzergeschoss verkleideten DJ-Pult ballerte die fetten Beats raus und die drei Berliner gaben Songs wie „Spasst“, „Ein Affe und ein Pferd“ oder „Boom Boom Boom“ zum Besten. Weil Maxim der Name Gelsenkirchen wohl nicht luxuriös genug klang, hat er die Besucher von Rock im Pott kurzerhand „Monaco“ getauft. Und Monaco feierte zusammen mit den Berlinern, die in ihrer Zugabe auf Hockern saßen und ganz besinnlich „Hurensohn“ sangen.
Funfact: Zwischendurch stand der WDR bereit und wollte offenbar eine Liveschalte machen. Doch nach ein paar Minuten schien ihnen die Musik von K.I.Z wohl doch nicht so passend dafür zu sein…
Kraftklub spielen bei Rock im Pott letzte Festivalshow mit Lemmingen
Direkt danach betraten K.I.Z.s Buddies Kraftklub die Bühne. Vor fünf Jahren hatten sie schon einmal bei Rock im Pott gespielt, erzählte Sänger Felix Brummer. Damals waren die Red Hot Chili Peppers Headliner und Kraftklub haben nachmittags als erste Band gespielt. Kurios war laut Brummer, dass sie bereits um 18 Uhr spielten – auf der Eintrittskarte aber „Beginn 18:30 Uhr“ stand.
Dieses Mal waren definitiv mehr Besucher in der Arena, als die Chemnitzer ihre Show hinter dem roten Vorhang mit der Aufschrift „Keine Nacht für Niemand“ begannen. Ein bisschen brauchte das Publikum, bis es warm wurde, aber spätestens als „Ich will nicht nach Berlin“ ertönte, hat sich auch der letzte Hosen-Fan ein bisschen bewegt. Mit dabei waren diesmal auch wieder die tanzenden Fans, die ja bereits bei Rock im Park ein tolles Bühnenbild abgaben – und von Kraftklub nett „Lemmige“ getauft wurden. Zwischen Songs wie „Hallo Nacht“ oder „Alles wegen dir“ sagte Felix schließlich, dass es für sie schon sehr krass wäre, in so einer großen Arena vor so einem großen Publikum zu spielen. Für Helene Fischer wäre das vielleicht Alltag, aber für sie nicht.
Nach dem inzwischen zum Set gehörenden Rap-Song „500K“, den die Brummer-Brüder gemeinsam mit ihren Lemmingen performten, wurde zu „Randale“ nochmal richtig aufgedreht. Felix schwang kurzerhand eine Fahne mit dem Schriftzug Randale, die ihm von jemandem aus dem Publikum gereicht wurde. Zum Finale von „Songs für Liam“ sollte sich dann ausgezogen werden, um anschließend wild mit den T-Shirts wedeln zu können. Als Zwischeneinalge gab es noch eine kleine Spontanreimerei von Karl und Felix a la Die Ärzte. Letztlich musste wohl auch der letzte Hosen-Anhänger, der sich in den vorderen Reihen die gesamte Zeit über kaum bewegt hatte, eingestehen, dass man Kraftklub zwar nicht mögen muss, sie aber definitiv für Stimmung sorgen!
Hosen ziehen die meisten Fans bei Rock im Pott
Für die meisten war das Highlight allerdings Die Toten Hosen. Fast jeder zweite in der Arena trug ein Hosen-Shirt. Na klar, die ziehen tatsächlich immer ihr Publikum an und gerade für Fans, die keine 3-Tages-Festivalgänger sind, bot sich Rock im Pott perfekt an. Die Hosen spielten schließlich ein komplettes Set über zwei Stunden. Mit im Gepäck hatten sie Songs aus über 30 Jahren Bandgeschichte. Ob nun „Liebeslied“ oder „Bonnie und Clyde“. Zwischendurch musste die Band einige Male die Musik stoppen, da im Pitt Menschen umgefallen waren oder rausgezogen werden wollten. Darauf hatte Campino natürlich immer ein Auge. Sympathisch war außerdem, dass er die Veltins-Arena liebevoll als „Mehrzweckarena“ bezeichnete und nicht ein Mal den FC Schalke erwähnte. Zwischendurch musste das Publikum noch fröhliche Weihnachtsgrüße in die Kamera rufen, denn Campino filmte mit einer Kamera für ein paar Minuten, um die Stimmung von Rock im Pott einzufangen. „Das zeigen wir dann auf unserer Weihnachtsfeier“ erzählte er.
Zur Zugabe kam die Band sogar im Fortuna Düsseldorf-Trikot zurück auf die Bühne – das verübelte ihnen auf Schalke auch niemand. Einen der neuesten Songs „Hinter den Wolken“ spielten die Hosen an Anlehnung an die momentan „komische Zeit“, wie Campino sagte. Mit „Draußen vor der Tür“ wurden dann ein paar ruhigere Töne angestimmt, wurde der Song doch Campinos verstorbenen Vater gewidmet.
Am Ende spielten die Düsseldorfer auch noch eine zweite Zugabe, denn „Eisgekühlter Bormulunda“ (hier stieß Campino spontan mit ein paar Fans in den ersten Reihen an) und „Tage wie diese“ durften natürlich nicht fehlen. Das Beste am Konzert war wohl, dass letztlich 37500 Menschen lauthals „You’ll Never Walk Alone“ mitgrölten – und das auf Schalke!
Fazit: Rock im Pott war besser organisiert als gedacht. Ein paar mehr Essensstände und vielleicht ein wenig humanere Preise wären schön gewesen, aber letztlich sind Konzerte und Festivals nun mal teuer. Ob es nächstes Jahr noch mal stattfinden wird bleibt abzuwarten. Ausverkauft war das Stadion jedenfalls nicht.
[…] Ganze könnte allerdings auch an der Lokalität selbst gelegen haben, denn bereits letztes Jahr bei Rock im Pott war der Sound nicht gerade positiv aufgefallen. So klangen selbst die Toten Hosen extrem schrill. Ob […]