Bereits vor ein paar Wochen haben wir über AUTONOMICS berichtet und sie euch in einem kleinen Porträt vorgestellt. In der Zwischenzeit hat die Band ihre Europa-Clubtour beendet und ist wieder zurück in Portland. Wir haben Sänger Dan Pantenburg interviewt und mit ihm über die vergangene Tour der Band, die Musikszene Portlands und ihre musikalischen Einflüsse gesprochen.
Euer Album heißt „Debt Sound“. Wie würdest du euren Sound denn beschreiben?
Dan: Es ist immer schwer die eigene Musik zu beschreiben. Wir neigen eher zur Popmusik, auch wenn wir letztlich doch wie eine Garageband klingen. Meist versuchen wir Songs zu schreiben, die den Leuten auch nach dem ersten Mal Hören noch im Ohr bleiben. Es ist auch nicht immer ganz leicht eine starke Hook zu schreiben. Es kann sogar so schwer sein, wie ein komplexes Jazzstück oder ein Speed Metal Solo hinzulegen. Also versuchen wir uns erst im einfachen Songwriting, ehe wir das Ganze auf unseren Sound übertragen.
Einer eurer Songs heißt „Nada Surf Hotel“. Sind daran schon eure musikalischen Einflüsse zu erkennen? Kannst du einige Bands nehmen, die euch in eurem musikalischen Schaffen beeinflusst haben?
Dan: „Nada Surf Hotel“ haben wir erst so genannt, nachdem wir den Song geschrieben hatten. Es fühlte sich an wie ein Mix zwischen Nada Surf und Neutral Milk Hotel. Manchmal ist ein Song toll, weil er dich an andere Musik erinnert, die du magst. Und der Song „Nada Surf Hotel“ ist definitiv ein Beispiel dafür, unsere musikalischen Einflüsse einfach mal einfließen zu lassen, anstatt uns darüber Gedanken zu machen, ob es zu sehr nach einer speziellen Band klingt.
Ihr kommt aus Portland. Wenn ich an Portland denke, denke ich automatisch zuerst an Portugal.The Man. Es kommt mir so vor, als wäre Portland inzwischen das neue NYC oder LA für aufstrebende Indiebands. Wie ist die Musikszene in Portland zu beschreiben? Ist es leichter in Städten wie Portland eine Fanbase aufzubauen, als in großen Metropolen wie NYC oder LA, wo es vermutlich auch deutlich mehr Bands gibt?
Dan: Portland ist eine tolle Stadt für junge Künstler, was natürlich auch an den relativ geringen Lebenskosten hängt, wenn man es mit LA vergleicht.
NYC hat auch ein ähnliches Klima, wie wir hier in Portland, was entweder zu einem großen kreativen Schub führen kann oder dich in depressive Stimmung versetzt aufgrund des Vitamin D-Mangels. Aber die Musikszene in Portland ist sehr unterstützend und eng miteinander verbunden. Es ist leichter wieder erkannt zu werden, da es eben eine kleine, freundschaftliche Community ist. Ich weiß nicht, ob Portland je diese Präsenz in Form von großen Labels haben wird, wie es in LA der Fall ist. Aber gerade weil es hier noch keine großen Majorlabels gibt, geht es in der Szene auch nicht mit großem Konkurrenzdruck oder Stress zu. Das haben wir aus anderen Städten auf Tour schon anders mitbekommen.
Ihr arbeitet alle noch nebenbei in ganz normalen Berufen. Wie schwer ist es, das Tourleben mit dem normalen Job zu vereinbaren?
Dan: Wenn du es letztlich lang genug machst, bist du ziemlich anpassungsfähig. Wir haben alle schon unsere Jobs verloren aufgrund unserer Tourtermine. Viele Arbeitgeber merken auch irgendwann, dass deine eigentliche Priorität es ist, Musik zu machen und zu touren und du deine Energie nicht wirklich auf den eigentliche Job legst. Man kann das vor allem mit Teilzeitjobs gut vereinbaren, indem man Schichten von Kollegen übernimmt, dafür aber mal länger fehlen darf. Gerade die Gastronomie ist da eben der Standard für Musiker, Schauspieler oder generell alle kreativen Köpfe. Einige Musiker, die ich getroffen habe, konnten Jobs finden, in denen sie von Zuhause aus arbeiten konnten oder eben von überall auf der Welt, solange W-LAN vorhanden ist. So kannst du eben auch Geld auf Tour verdienen. Es ist echt ein Kampf, aber nach zahlreichen Nächten auf der Couch von Freunden, in unserem Van oder Proberaum, haben wir es inzwischen ganz gut organisiert, sodass wir eine gewisse Stabilität im Leben haben, wenn wir von Tour nach Hause kommen.
Wenn ich mir euer Album „Debt Sound“ anhöre, musste ich automatisch an die Serie „Love“ auf Netflix denken, weil eure Musik einfach total zum Soundtrack passen würde. Hast du irgendeinen Film oder eine Serie, für den du gerne die Musik gemacht hättest?
Dan: Es lief tatsächlich vor kurzem unser Song „Bad Blood“ in der HBO Serie „Here and Now“, welche auch in Portland spielt und u.a. Tim Robbins im Cast hat. Das ist schon eine echt tolle Erfahrung gewesen, die eigene Musik in einer so großen Serie zu hören. Wenn ich aber eine Zeitmaschine hätte, würde ich zurückreisen und einen Song für den Soundtrack vom Film „Mallrats“ (Filmkomödie von Kevin Smith aus dem Jahr 1995, Anm. d. Red.) schreiben, einfach weil ich diesen Film liebe. Es ist so ein typischer Film, den ich jüngeren Generationen zeigen würde, wenn sie mich fragen würden, wie die 90er waren.
Ihr seid in den letzten Monaten durch Europa getourt und habt auch einige Konzerte in Deutschland gespielt. Hast du eine lustige Tourstory für uns?
Dan: In unserer letzten Nacht auf Tour haben wir nach einer langen Autofahrt ein Hostel gebucht, um nochmal ein bisschen ausruhen zu können, bevor wir unser ganzes Equipment und unseren Van am nächsten Tag zurückbringen mussten. Die Mitarbeiter im Hostel also sahen unser Equipment und fragten, ob wir auf ihrer Bühne in der Hostel Bar spielen wollten. Wir fragten dann nach Freibier für die gesamte Nacht und spielten ein Spontan-Set für alle Hostelgäste und die Mitarbeiter. Danach haben sie uns Freidrinks gegeben und ließen uns wissen, dass wir das nächste Mal vorher Bescheid sagen sollten, wenn wir wieder in der Stadt spielen, dann können wir umsonst dort schlafen.
Gibt es denn auch einen Unterschied zwischen dem Publikum und den Konzerten in den USA und Europa?
Dan: Amerika kann manchmal sehr schwierig sein zu touren, weil es einfach ein so großes Land ist und auch weil der Markt an Newcomerbands einfach so verdammt voll ist. In Europa hingegen haben sich die meisten Menschen immer sehr gefreut, Musik aus den Staaten oder auch aus Großbritannien zu hören. Auch die Gastfreundschaft und Unterkünfte waren hier immer sehr gut. Wir lieben es echt in Europa zu spielen, auch weil viele Clubs ein gewisses Ansehen bei vielen Bands besitzen.
Ihr habt außerdem immer sehr lustige Musikvideos, vor allem das Video zu „Bad Blood“. Wessen Idee war es? Kannst du ein bisschen erzählen, wie solche Videos bei euch entstehen?
Dan: Manchmal entstehen die besten Ideen in allerletzter Minute! Eigentlich hatten wir etwas komplett anderes geplant für „Bad Blood“. Aber leider mussten wir den Dreh einen Tag vor Drehbeginn canceln, also mussten wir sehr schnell eine neue Idee finden. Wir hatten dann eine Kamera, ohne wirklich damit umgehen zu können. Aber wir haben einfach alles gefilmt und geschnitten, was vermutlich auch durch den hohen Bierkonsum während des Videodrehs überhaupt so gut funktionierte. Also um es kurz zu sagen: es ist ziemlich DIY-mäßig entstanden. Aber trotzdem hoffen wir, noch bessere Musik und Videos zu veröffentlichen. Da sind wir auch ziemlich offen und würden auch gerne mal mit einem professionellen Team zusammenarbeiten.
Jetzt ist wieder Festivalzeit. Manchmal kommt es mir so vor, als würden viele nur noch zum Partymachen auf Festivals fahren, ohne wirklich Bands sehen zu wollen. Was sind eure Erfahrungen auf Festivals? Ist es schwieriger als Newcomerband das Publikum für sich zu überzeugen?
Dan: Es kann schon sehr schwer sein, eine Festivalcrowd für sich zu überzeugen, gerade wenn sie noch nie von dir gehört haben. Aber wir haben glaube ich das Glück, dass unsere Musik genau die Art von Musik ist, die viele Menschen auch zum Feiern mögen. Also funktioniert das meist schon ganz gut. Und auch, wenn manche sich nicht mehr an unsere Band erinnern, dann erinnern sie sich hoffentlich noch daran, dass sie eine gute Zeit hatten!
Und wenn wir jetzt schon von Festivals sprechen: Stell dir vor, ihr hättet euer eigenes Festival. Was wäre dein Traum Line-Up?
Dan: Ich kann jetzt natürlich nur für mich und nicht für die anderen sprechen, aber ich würde auf einem Festival gerne Ryan Adams, Ween, Wolf Parade, Unknown Mortal Orchestra, The Strokes, Spoon, Chance the Rapper und schließlich Metallica als Headliner haben!
Foto Credit & Video Credit: AUTONOMICS
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