Ein fruchtiges Wochenende liegt hinter uns! Am Freitag startete zum 21. Mal das Juicy Beats Festival im Dortmunder Westfalenpark. Erstmals zweitätig – nachdem letztes Jahr der Samstag leider wegen Unwetter abgesagt werden musste. Beim Line-Up haben die Veranstalter dieses Jahr keine Kosten und Mühen gescheut und für Deichkind am Freitag auch gleich die Bühne etwas vergrößert. Das Festival war übrigens erneut restlos ausverkauft und insgesamt feierten an beiden Tagen 50 000 Musikfreunde.
Das Schöne am Juicy Beats ist vor allem die Location. Der Westfalenpark bietet eine wunderschöne Atmosphäre, in der man zu Indie, Rock, Hip Hop, Funk oder Electro ausgelassen tanzen und singen kann. Neben Bands wie Deichkind, AnnenMayKantereit, Wanda, Fritz Kalkbrenner oder Irie Révoltés waren nämlich auf den insgesamt 20 Bühnen und Floors auch viele noch unbekannte Bands zu sehen. So gab es mit der Dortmund.Macht.Lauter-Bühne eine eigene Plattform, auf der nur Dortmunder Künstler auftraten, wie beispielsweise The Rival Bid oder die Jungs von Walking On Rivers mit ihrem Indie-Folk. Wer lieber auf internationale Klänge steht, war bei der Funkhaus Europa Worldbeat Stage genau richtig. Mit Shubangi, Bukahara und Grossstadtgeflüster konnte hier ausgelassen in den Sonnenuntergang getanzt und gefeiert werden. Eher ruhigere Töne gab es auf der Konzerthaus Stage etwa von Me And My Drummer oder der sympathischen südafrikanischen Sängerin Dear Reader. Ein charmantes Detail ist beim Juicy Beats übrigens, dass jede Bühne und jeder Floor einer Frucht zugeordnet ist. So ist es auch viel einfacher, sich einfach mal an der Melone oder dem Apfel zu treffen.
Deichkind wie immer leider geil!
Das musikalische Highlight am Freitag war definitiv Deichkind. Egal, wie oft man die Hamburger live sieht, es ist jedes Mal aufs Neue ein kleiner Kindergeburtstag für Erwachsene auf der Bühne. Einfach ein Spektakel! Neben neuen Songs wie „Denken Sie Groß“ von ihrem aktuellen Album „Niveau Weshalb Warum“ gab es natürlich auch die typischen Deichkind-Klassiker „Prost“, „Limit“, „Leider geil“ oder „Bück dich hoch“.
Mit einfachen Mitteln, wie rollenden Bürostühlen oder übergroßen Gehirnen auf dem Kopf kreieren Deichkind immer wieder eine verrückte Show. Zwar gab es dieses Mal keine Bierdusche und die Mülltüten haben die Hamburger inzwischen auch entsorgt, aber dafür kam das Fass wieder zum Einsatz. Völlige Ekstase herrschte schließlich bei der letzten Zugabe mit „Remmi Demmi“. Jaja, deine Eltern sind auf einem Tennisturnier…
Der Samstag versprach ein noch größeres Programm, denn jetzt war das gesamte Areal des Parks für die Festivalbesucher geöffnet und neben den großen Bühnen konnte man beim Tuk Tuk Movin Disco Floor, der durch den gesamten Park fuhr, zu coolen Beats dancen, den Poetry Slammern an der Erdbeere lauschen oder auf der Kreativ-Meile zwischen fancy Klamotten von lokalen Designern stöbern. Natürlich darf ein Riesenrad neuerdings auf einem Festival auch nicht fehlen, also begrüßte uns direkt am Haupteingang schon ein solches Karussell und bot einen Blick über das gesamte Festivalgelände samt Stadt. Wer einfach nur eine kleine Pause machen wollte, konnte das perfekt in den ruhigeren Ecken des Parks.
Im Vorfeld wurden die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal erhöht – was natürlich aufgrund der Anschläge in den letzten Wochen ein großes Thema war. Doch die Besucher hielten sich meist an die Vorgaben und verzichteten auf Rucksäcke. Leider waren hier längere Wartezeiten an den Eingängen vorprogrammiert, aber alles in allem blieb alles ruhig.
Von der Himbeere über die Melone zum Apfel
Musikalisch war der Samstag dem Freitag natürlich nicht unterlegen – im Gegenteil!
AnnenMayKantereit spielten am frühen Abend auf der Festwiese und zogen unzählige Fruchtfans an. Spätestens als die Band aus Köln ihren Hit „Pocahontas“ anspielte, sangen alle mit, die Sonne zeigte sich im selben Moment auch begeistert.
Auf der 2nd Mainstage an der Himbeere sorgte zeitgleich die Antilopen Gang für gute Stimmung, ehe Wanda ganz viel Amore nach Dortmund brachten. Fritz Kalkbrenner steuerte auf der Hauptbühne schließlich mit seinem Live-Set auf das Finale hin, mit Konfetti und Lichtshow und allem Pipapo.
Doch danach war natürlich noch nicht alles vorbei! Denn auf den im ganzen Park verteilten Floors legten insgesamt 150 DJs aus aller Welt auf. Da war also für jeden etwas dabei, egal ob House, Techno, Hip Hop, Funk, Reggae oder Balkanklänge. Was definitiv eine ziemlich coole Idee ist, die wir bisher auf noch keinem Festival gesehen haben, ist die Silent Disco. Mehrere DJs legen zeitgleich auf und man kann zwischen den einzelnen Sendern hin- und herswitchen – und auch wenn man zwischendurch ein paar Meter weiter läuft, hat man immer noch die Musik auf den Ohren.
Es ist schon lustig zu beobachten, wie dann plötzlich alle doch zeitgleich zu „Killing In The Name Of“ mitgrölen. Auf der Hauptbühne standen hier bis 3 Uhr morgens Lari Luke aka Larissa Rieß und Christian Vorbau von 1Live an den Turntables und battelten sich mit Indie und Hip Hop. Larissa trafen wir übrigens auch zuvor schon am Presseingang. Wir sind ja sowieso schon große Fans ihrer Snaps (und von Hund Vilma), aber sie ist auch in Wirklichkeit total sympathisch!
Alles in allem war das Juicy Beats 2016 ein schönes zweites Festival in diesem Jahr. Spannend zu beobachten, wie es in den letzten Jahren gewachsen ist. 2009 spielten ebenfalls Deichkind als Headliner und als DJs legten unter anderem Frau Diavolo (aka Torsti und Arnim von den Beatsteaks) auf, der Ticketpreis war da natürlich noch deutlich niedriger. Doch in den letzten 7 Jahren hat sich deutlich was getan und das Juicy Beats kann jetzt in der Riege der größeren deutschen Festivals sehr gut mithalten, vor allem in Sachen Musikbandbreite. Es bleibt abzuwarten, wer nächstes Jahr Headliner sein wird und welche Aktionen es außerdem auf dem Gelände zu bestaunen gibt- vielleicht wieder ein Bällebad und eine Hüpfburg? Natürlich ist das Juicy Beats nicht ganz vergleichbar mit dem Kosmonaut, in das wir uns ja direkt verliebt haben, aber das Juicy Beats ist auch nicht nur völlig anders und musikalisch vielschichtiger, sondern auch viiiiiel größer. Definitiv einen Besuch wert!
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