Mit dem Highfield Festival stand für uns das für dieses Jahr leider schon letzte Festival an und wir hätten den Festivalsommer nicht besser und gebührender beenden können, als am Störmthaler See! Zugegeben, nach unserer letzten Erfahrung beim Highfield vor drei Jahren (zu wenig Sanitäranlagen, viel zu lange Wege) waren wir doch ein wenig skeptisch. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Das Highfield Festival hat sich bei unserem inzwischen dritten Besuch doch wieder in unsere Herzen gespielt!
Freitag:
Der Freitag begann nach einem Interview mit Hirsch von Montreal (bald online zu lesen) musikalisch mit Drangsal. In pinker Camouflagehose und auffälligen pink-lilafarbenem Make-Up zu den knallgelb gefärbten Haaren überzeugte Drangsal auch schon rein optisch. Doch auch mit seinen Songs schaffte er es mal wieder, dass das Publikum Circle Pits bildete und zum ersten Mal an diesem Wochenende den Staub vor der Bühne aufwirbelte.
Montreal hingegen haben gleich zweimal beim Highfield Festival gespielt: Vormittags auf der Beck’s Beach Stage und am späten Nachmittag dann auf der Green Stage. Dass die Hamburger Band dabei dennoch immer wieder mit Spaß auf der Bühne steht, ist ihrer Liebe zur Musik und ihrer DIY-Einstellung geschuldet.
Eines der Festivalhighlights am Freitag waren dann schließlich Muff Potter. Die Band rund um Sänger Thorsten Nagelschmidt hatte sich im Dezember 2009 aufgelöst und in diesem Jahr spontan ihr Comeback gefeiert. Mitgebracht hatten sie nicht nur ihre alten Hits wie „Wenn dann das hier“ oder „Alles nur geklaut“ sondern auch ein Haufen Fans aus alten Zeiten. Verloren hat die Band nichts an ihrem Charme. Sie überzeugten durch Spielfreude und der Intensität ihrer Musik.
Nach Nagel und Muff Potter haben wir den Abend mit den sympathischen Schweden von Royal Republic ausklingen lassen und dabei einen von drei schönen Sonnenuntergängen des Wochenendes genossen und Sänger Adam dabei bestaunt, wie lässig er seinem Guitar Tech die Gitarre zuwirft! Ihr neuestes Album haben die Schweden nicht umsonst Club Majesty getauft, ihre Performance war mehr als königlich. Neben neuen Songs gab es auch alte Gassenhauer auf die Ohren, wie beispielsweise „Tommy Gun“. Für das Publikum gab es kein Halten mehr, der Moshpit wurde eröffnet. Das wurde Frontmann Adam allerdings auf Dauer zu langweilig, er forderte daraufhin mehrere kleine Circle Pits und siehe da: Die steinige Fläche vor der Mainstage verwandelte sich in ein wirres Durcheinander aus Mini Pits. Auch wir haben in unserem fünf-Personen Pit kurzfristig neue Freunde und einen Drehwurm gefunden.
Samstag:
Ja, wir geben es zu. Eigentlich war für uns schon vorher klar, dass der Samstag sowieso unser Highlight-Tag werden würde. Doch dazu später mehr. Zunächst einmal haben wir ein bisschen das Gelände ausgecheckt, dem Platzhirsch bei seiner Abschiedstour einen Besuch abgestattet und uns natürlich auch einen Jägermeister-Shot auf dem Hirsch gegönnt. Generell hat uns das Gelände vom Highfield Festival mal wieder total zugesagt. Denn anders, als bei vielen anderen Festivals hat man hier wirklich die Chance die Bühnen zu wechseln und JEDE Band zu sehen. Auf welchem Festival ist das sonst möglich?
Musikalisch hat es uns schließlich an die Green Stage gezogen. Mit Skindred hat auch gleich eine Band gespielt, der man die Power und Spielfreude auf der Bühne anmerkte. Eine Mischung aus Hardrock, Metal und Hip-Hop und irgendwie ziemlich geil. Zum Schluss zogen sich noch alle die T-Shirts aus, um damit zu wedeln und schon war man warmgetanzt für den kommenden Abend. Danko Jones haben im Anschluss mit ihrem klassischen Hardrock ein solides Set abgeliefert.
Das erste Highlight des Tages stand dann auch schon an. Endlich wieder Enter Shikari live. Haben wir dieses Jahr ja noch gar nicht live gesehen (Ironie). Und natürlich war es ein Highlight. Sie hätten vermutlich auch alle Lieder rückwärts und völlig verhunzt spielen können, irgendwie hätten wir es trotzdem gefeiert. Haben sie aber zum Glück nicht. Stattdessen gab es die nur eine Woche zuvor veröffentlichte neue Single „Stop The Clocks“ als Opener und eine Mischung aus älteren metallastigen Songs, sowie einer guten Portion tanzlastiger Lieder, sodass Sänger Rou auch wieder seine Dancingskills unter Beweis stellen konnte! Zum Dank gabs von Fans aus den ersten Reihen übrigens noch Gin-Muffins geschenkt. Falls das Catering im Backstage also mies gewesen sein sollte – was es bestimmt nicht war – hatten sie wenigstens Muffins!
Am Abend genossen wir dann noch das Set von Annenmaykantereit, die uns in diesem Festivalsommer irgendwie auch überraschenderweise nochmal neu überzeugt haben. Vielleicht ist es die Tatsache, dass Henning jetzt tanzt. Wir wissen es nicht!
Im Anschluss kam dann aber noch ein weiteres Highlight an diesem sowieso schon sehr langen Tag. Und nein, das lag eigentlich gar nicht unbedingt an der Tatsache, dass 30 Seconds To Mars als Headliner plötzlich unglaublich gute Livequalitäten geboten haben. Leider war das Konzert nicht gut, Jared Leto hat mal wieder eine One-Man-Show abgezogen und zwischenzeitlich lediglich ein bisschen das Publikum entertaint. Einziger Überraschungsmoment: als Shannon Leto einen Song singen durfte und uns mit seiner Stimme mehr als überzeugte!
Was das Ganze dann doch noch so kurios machte, war die Tatsache, dass wir durch lustige Zufälle irgendwann mit einem Schwall anderer Leute beim letzten Song auf der Bühne standen. Zugegeben, man hat nicht wirklich viel von der Musik gehört, außer die Drums, aber es war natürlich durchaus interessant, mal auf so einer riesigen Festivalbühne zu stehen! Jared Leto selbst ist dann übrigens nach dem letzten Song direkt von der Bühne verschwunden und weg war er. Nicht wieder gesehen.
Sonntag:
Der letzte Tag beim Highfield Festival wurde von uns dann ein wenig ruhiger begonnen. Erneut ließen wir uns von Nothing But Thieves und Conor Masons einzigartiger Stimme beeindrucken, ehe wir bei Frank Turner die Tanzschuhe ausgepackt und lauthals mitgesungen haben. Der Brite hatte erst einige Tage zuvor sein neues Album No Mans Land veröffentlicht und war wie immer bestens gelaunt. Nach einem kleinen Tanz mit einer Dame im Publikum ließ er sich dann schließlich wieder zur Bühne zurücktragen. Damit wurde erneut bewiesen: Frank Turner Konzerte machen glücklich!
Im Anschluss gaben sich die Punklegenden von The Offspring die Ehre, ehe Fettes Brot auf der Blue Stage nach nur drei Songs aufgrund eines Unwetters zunächst einmal ihr Set unterbrechen mussten. Hier möchten wir festhalten, dass nach der Unterbrechung durch die Veranstalter das Festivalgelände relativ schnell geräumt wurde und alle zu ihren Zelten oder Autos gingen. Gegen 22 Uhr konnten Fettes Brot dann schließlich ihr Set zu ende spielen und mit Steve Aoki gab es dann noch mal ordentliche Partystimmung inklusive Kuchenwurf ins Publikum und kurzem emotionalem Breakdown, als Chester Benningtons Stimme erklang und dazu auf den riesigen LED-Wänden auf der Bühne Videos von ihm gezeigt wurden.
Fazit:
Positiv fiel uns sowohl das große Food Line-Up, als auch die gute Kommunikation beim Abbruch während des Unwetters auf. Der Platzhirsch, das Riesenrad und die Highviech-Maskotten machten optisch etwas her und der vom Festival angebrachte Banner bezüglich der Landtagswahl in Sachsen hat uns am letzten Festivaltag sehr gefallen!
Negativ bleiben uns vor allem die vielen relativ großen Steine im ersten Wellenbrecher an der Hauptbühne in Erinnerung. Hier gab es definitiv Verletzungsgefahr, sowohl beim Fallen im Pit, als auch wenn die Steine als Wurfgeschosse missbraucht worden wären! Ansonsten hat das Highfield Festival noch immer relativ weite Laufwege, aber gut, so ist einfach das Gelände.
Was bleibt uns zum Schluss noch zu sagen, außer, dass wir ein verdammt tolles Wochenende am Störmthaler See verbracht haben und jetzt ein wenig wehmütig sind, dass der Festivalsommer damit wohl leider endgültig vorbei ist. Dabei fühlt es sich an, als wäre er gestern erst angefangen.
Wer noch einmal die Highlights von unseren diesjährigen besuchten Festivals lesen möchte, einfach auf die Festivalnamen klicken: Rock im Park, Kosmonaut Festival, Juicy Beats, Open Flair, Highfield Festival.
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