Letzten August hieß es mal wieder: Pack den Schlafsack ein, wir fahren zum Festival! Und so ging es mit Sack und Pack in die Nähe von Leipzig zum Highfield Festival. Als erfahrene Festivalfahrer sind wir eigentlich auf alles eingestellt, was einem auf einem Festival so blühen kann. Dass das Highfield sich schließlich zum wohl bisher sympathischsten Festival entpuppen würde, auf dem wir je waren, hätten wir nicht gedacht.
Aber der Grund dafür lag zunächst einmal auch an den Bands. Was war das bitte für ein gutes Line-Up letzten Sommer? Zumindest subjektiv betrachtet wurde uns (fast) alles erfüllt.
Festivals sind ja immer wunderbar: man plant, geht einkaufen und freut sich schon Monate im Voraus. Wäre da nicht dieser eine, alles zerstörende Haken: Das Schleppen eines halben Haushaltes vom Auto zum Zeltplatz. Und was man da nicht alles transportiert: Behausung samt Bettchen, Stuhl, Essen und Trinken für ganze Kompanien und und und… dieser Horror blieb uns beim Highfield auch nicht erspart, aber dafür waren uns die Parkplatzgötter hold: Parken in allererster Reihe, vielleicht 15 Meter vom Eingang entfernt – das hat wahre Jubelschreie verdient! Entsprechend kurz war der Weg zum Zeltplatz, den wir dann nach einigem Suchen noch ergattern konnten (ja…wer reist auch freitags am Festivalgelände an…) und schon stand das luxuriöse zwei-Kammern-Zelt. Entsprechend fix ging dann alles von statten und bald konnte sich das erste nicht mehr ganz so kühle Bier gegönnt werden. Was für ein Gefühl! Endlich Festival, endlich Urlaub von allem! So wirklich lange hielt es uns aber nicht am Campingplatz, das sehr nahe Festivalgelände rief doch schon ziemlich laut nach uns und wollte erkundet werden. Das erste Fazit: Die Essensauswahl war grandios aber leider gab es sehr wenige Kruschtel-Ramschkaufstände, aber das war ja nur gut für den Geldbeutel und konnte gleich in ein bisschen leckeres Essen investiert werden, damit man gestärkt das erste Highlight des Wochenendes genießen konnte: Frank Turner and the Sleeping Souls.
Leider ließ der Engländer wegen technischer Probleme ein bisschen auf sich warten und machte zumindest die ersten drei Songs einen reichlich gestressten Eindruck auf der Bühne. Dann fand er aber doch wieder zu seinem sonst so gut gelaunten Bühnennaturell zurück und eine Mitsing- und tanzlastige Show konnte dann wirklich beginnen. Leider war das Set aufgrund der ca. zwanzigminütigen Verspätung drastisch gekürzt worden, aber dennoch gab es alle Hits. Von „Photosynthesis“ , über „The Road“, bis hin zu „The Way I Tend To Be“ vom neuesten Album zu hören und höchstwahrscheinlich war Frank Turner auch der einzige Musiker an diesem Wochenende für den die Fans extra Schildchen gebastelt hatten. So konnte man unter anderem Plakate mit der Aufschrift „ Frank you’re my Recovery“ im Publikum entdecken. Viel zu schnell ging dieses Konzert vorbei und man wanderte weiter zur nächsten Bühne, wo Brody Dalle (ehemalige Frontfrau von den Distillers) auftrat und mit ihrer reibeisenartigen Stimme komplett begeisterte. Nach so viel Tanz nutzte man die Zeit und stärkte sich während dem Placebo Konzert noch einmal mit einem kleinen Snack. Zu Placebo lässt sich nicht viel sagen, außer: Sie klangen wie immer. Manchmal schief und manchmal ok, aber eigentlich nie begeisternd. Insofern war es auch in Ordnung, sich das Ganze von fern anzusehen. Aber dann… dann kam wohl das Highlight des ersten Abends: Queens of the Stone Age. Die Band um Josh Homme wusste im inzwischen eingesetzten Nieselregen abzuliefern. Laute Schrammelgitarre, grelle Lichtshow und der tranceartige Konzertzustand war perfekt. Mit einem Mix aus „Go With The Flow“, „Smooth Sailing“ oder „Songs For The Deaf“ und anderen großen Hits konnten Queens of the Stone Age komplett begeistern. Gerade Josh Homme, der kettenrauchend und whiskeytrinkend am Mikrofon stand, riss das Publikum mit seiner unnachahmlichen Art aus distanzierten aber extrem lässig wirkenden Arroganz und den trockenen Bühnenansagen mit, sodass der immer stärker werdende Regen eigentlich ganz gut zu der irgendwie doch düster-mystischen Atmosphäre passte. Spätestens nach „Make It Wit Chu“ war ihm die Hälfte aller anwesenden Damen und Herren verfallen und man konnte sich danach schön träumend in die Schlafsäcke kuscheln.
Das Spektakel ging am nächsten Tag gleich weiter. Auch wettertechnisch war alles dabei, was man sich so vorstellen kann. Von strahlendem Sonnenschein und purem blauen Himmel, über Wind bis hin zu Platzregen. Da weiß man dann auch wieder, warum man die Gummistiefel eingepackt hat. Falls man mit dem Zug zum Festival anreist, fragen einen ältere Reisende dann auch schon mal, welche Erlebnistour man denn geplant habe. Naja, einfach nur Festival!
Und das überraschte an diesem Samstag zunächst in Form der beiden Herren von Royal Blood und ihren basslastigen Gitarren. Man hat sich gleich danach direkt einen Haken auf der imaginären Liste der Bands gesetzt, von denen man sich mal eine Platte kaufen könnte. Doch eigentlich stand der Samstag fast ganz im Zeichen von Musik, die man in der Jugend gehört hat. Denn mit Blink 182 und Taking Back Sunday waren zumindest subjektiv betrachtet gleich zwei Bands beim Highfield, die einen für einen kurzen Moment wieder 16 sein ließen. Letztere fanden in der Nachmittagssonne auch immer noch ihre Anhänger und spielten nach einem soliden Set endlich „Cute Without the E“ als Zugabe. Nach so viel Pubertät erstmal ein Snack.
Die Verpflegung auf Festivals ist ja von Besucher zu Besucher unterschiedlich. Manche ernähren sich drei Tage nur von Bier und kalten Dosenravioli, andere grillen drei Tage lang durch. Dennoch sollte man zumindest einmal einen Blick auf die Verköstigungsmöglichkeiten auf dem Festivalgelände geworfen haben. Zumindest beim Highfield hat sich das definitiv gelohnt. Seitdem sind wir uns nämlich sicher: es gibt nichts Besseres als Handbrot mit ganz, GANZ viel Käse drauf, direkt aus dem Ofen! Dafür muss man zwar ein bisschen anstehen, aber es lohnt sich definitiv! Außerdem lässt sich das Anstehen auch verkraften, wenn man dabei aus der Entfernung Bosse anschauen kann. Vielleicht ist Aki Bosse einer der sympathischsten Sänger, den es gibt (neben Frank Turner und Arnim Teutoburg-Weiß natürlich!).
Aber zurück zur Musik. Denn die gab es an diesem Abend auch noch. Fettes Brot starteten den Regenabend als Headliner auf der Blue Stage. Was soll man sagen? Die Masse tobte, alle Gassenhauer waren bekannt und wurden lauthals mitgegrölt. Man trotzte dem Regen und trank dafür lieber ein bisschen mehr von seiner Sangriamischung oder vom Bier. Und die drei Hip Hopper aus Hamburg schienen ebenfalls ihren Spaß gehabt zu haben und freuten sich, dass so viele vor der Bühne standen, trotz Regen UND obwohl nebenan bald Blink 182 spielen würden. Deshalb wurde gleich mal dem großen bunten Riesenrad gehuldigt. Die „Riesenrad, Riesenrad“-Gesänge zogen sich noch durch das ganze Wochenende, sodass zumindest am Sonntag so einige Bands ein wenig verwirrt darüber waren, warum die Crowd immer und immer wieder besagtes Riesenrad so sehr feierte. Nach einem textsicher mitgerappten „Jein“ von Seiten des Publikums ging es schließlich rüber zu Blink 182.
Man kann über diese Band ja sagen, was man will. Sie sind bestimmt nicht die beste Liveband der Welt, aber sie bringen die Massen immer noch zum Bewegen. Bis Mitternacht mussten sowohl Band als auch Fans warten, ehe die Poppunker anfangen konnten. Danach folgten sämtliche Hits der Band. Natürlich kann jeder den Text von „All The Small Things“ oder „I Miss You“ auswendig. Vorn herrschte Pogo, hinten eher leichte Müdigkeit, aber bis 2 Uhr musste man jetzt noch durchhalten. Man konnte zwischendurch ein bisschen seinen Crush auf Tom DeLonge, den man mal mit 15 hatte, wieder aufleben lassen und sich fragen, wie er mit 39 immer noch diese Froschstimme haben kann? Dass die Herren inzwischen aber nicht mehr diese pubertierenden Punker sind, erkannte man auch daran, dass bei der Zugabe einige ihrer Kids mit riesigen Kopfhörern am Rand der Bühne standen. Hier wird also mit der ganzen Family getourt (ähnlich wie bei Familie Homme/Dalle).
Irgendwann nachts fiel man dann völlig fertig, aber doch happy ins Zelt.
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