„Ich muss euch noch mal von Nahen Tanzen sehen“ – und zack springt Ahzumjot über die Absperrung und steht mitten in der Menge, um noch ein letztes Mal mit der Crowd durchzudrehen. Auch wenn der kleine Club „Zoom“ direkt neben der Zeil in Frankfurt nicht ganz ausverkauft war, wurde es doch eng, stickig, laut und vor allem eins – schön. Nachdem Ahzumjot letztes Jahr zusammen mit seinem Bestie Lance Butters auf Tour war, hat er dieses Mal Chima Ede im Gepäck. Der Rapper aus Berlin, der letztes Jahr mit „Wo Wart Ihr“ zu einem Liebling der deutschen Rapszene wurde, eröffnete den Abend mit einer Mischung aus Turn-Up und Gefühlsrap. Auch wenn das Publikum vor allem für Ahzumjot ins Zoom gependelt ist, kommt Chima Ede gut an – nach einer kurzen Aufwärmphase bildet sich der erste kleine Moshpit und das Publikum muss Caps, Brillen und Turnbeutel (ich) gut festhalten.
Ahzumjot leitet seinen Teil des Abends gewohnt stimmungsvoll ein – im Hintergrund leuchtet ein pinkes Quadrat, das sicher nicht nur in mir Erinnerungen an die Minus EP weckt, davor steht Producer (und heute DJ) Lev und aus dem Off klingen die ersten Töne von „Alles“, des Eröffnungssongs des frisch erschienenden Albums „Luft & Liebe“. Ganz kurzer Exkurs: das Album markiert den vierten Release von Ahzumjot innerhalb einen Jahres und somit den Abschluss seiner 16QT-Reihe. Meiner (ganz und gar parteiischen) Meinung nach hat die Qualität darunter nicht gelitten, im Gegenteil – mit jedem Release gab es neue Facetten zu hören, neue Sounds und Texte, die man nicht abschütteln kann. Okay, zurück zum eigentlichen Thema. Nach einem stimmungsvollen Auftakt dauerte es nicht lange, bis der Mikroständer Mikroständer blieb und Ahzumjot seine Dancemoves auspackte – das Publikum folgte brav. Mit Minus und Atmen gab es Tracks vom letzten Album, aber auch Tracks des aktuellen Albums, wie zum Beispiel „Luft & Liebe“, „Gut in der Nacht“ und zum Abschluss so passend „Geh nicht“ gab es live zu hören, wobei sie teilweise noch kraftvoller rüberkamen, als in der Studioversion. Als Zugabe gab es dann ein Medley aus unter anderem „Die Welle“ (kurz hatte ich gehofft, dass Lance Butters doch noch auf die Bühne kommt), „Prio“ und „Limbo“ (auch, wenn ich hier genauso auf Casper gehofft habe, wäre ich dann wohl den Fangirltod gestorben) – das anscheinend vorher aus der Playlist gefallen war, sodass Ahzumjot seinen Produzenten ordentlich piesackte, während der schwitzend nach dem richtigen Track suchte. Hoffentlich hast du dein neues Level bei WoW geschafft, Lev!
Auch einen kleinen Trumpf hatte Ahzumjot im Ärmel – nachdem wir alle schon verschwitzt nach Luft ringend vor der Bühne standen, bat er uns, beim nächsten Song komplett leise zu werden. Mit geschlossenen Augen trat er dann ans Mikro, im Hintergrund spielte Lev live den Pianopart ein und dann dürfen wir fünf Minuten einfach nur genießen, wie er für uns „Nicht viel“ von seinem Debütalbum „Monty“ darbietet. Auch, wenn mein persönlicher Favorit wohl immer „Nxx verloren“ sein wird – Gänsehaut hatte ich auf jeden Fall und das Lied, das ich eigentlich immer irgendwie zu schmalzig und übertrieben fand, hat mich jetzt doch noch überzeugt. Gerne mehr davon.
Wer geht schon zu einem Konzert von einem Künstler, den man einfach wirklich gerne mag und sagt danach nee, das war nichts? Wahrscheinlich niemand und ich bin da auch keine Ausnahme. Also fällt mein Resümee unüberraschend-stereotyp aus: Ahzumjot ist einfach einer dieser Rapper, die live unfassbar gut sind. Bühnenpräsenz, Stimme, Inszenierung, Setlist… alles eine glatte eins. Und auch, wenn ich es liebe, ihn im Zoom zusammen mit hundert anderen Leuten zu sehen, danach noch hallo zu sagen und einfach komplett nah dran zu sein zusammen einem Publikum, die ihn alle so sehr feiern wie ich, muss ich es doch einmal sagen: wieso ist das kein motherfucking Superstar?
Text: Franzi
Beitragsfoto: Instagram
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