„Herzlich Willkommen zur Show 1918!“ Damit begrüßte Frank Turner am Donnerstag Abend sein Publikum im Konzertzelt auf dem Münchener Tollwood Festival und fügte an, dass es sich bereits um das zehnte Konzert in München handele, eine runde Sache also. Er beweist dabei gleich mehrere Dinge: Er mag Statistiken und noch viel lieber als seine Zahlen hat er die Tatsache, dass er auf der Bühne steht. Denn das tut er mit einer absolut ansteckenden Begeisterung und noch viel mehr Leidenschaft. Überschlägt man die Anzahl seiner Konzerte knapp, spielte er seit Beginn seiner Solokarriere ungefähr 175 Konzerte pro Jahr und genau das merkt man ihm auf der Bühne auch im besten Sinne an.
Frank Turner weiß, wie er mit seinem Publikum umzugehen hat, insbesondere, wenn es wie das Münchener Publikum ein bisschen träge daher kommt und erst noch überzeugt werden möchte. Da verzichtet er auch spontan auf seine sonst so bekannten Bühnenansagen und spielt die ersten Lieder ohne Pause durch, mit dem Erfolg, dass sich seine Zuschauer langsam aber sicher in einen schwitzenden und tanzenden Mob verwandeln. Das wiederum macht den Briten auf der Bühne so außerordentlich glücklich, sodass er es sich nicht nehmen lässt, neben den bekannten Singleauskopplungen wie „I still believe“, mit welcher er den Abend eröffnete, „The Road“ oder „Get better“ vom neuesten Album „Positive Songs for Negative People“ ganz tief in die Raritätenkiste zu greifen. Dabei erfüllt er wahrscheinlich den Songwunschtraum von so manchem eingefleischten Frank Turner Fan. Neben dem traumhaften „Journey of the Magi“ präsentierte er so in einer Akkustik-Version unter anderem auch „Eva Mae“, ein Lied, welches er für sein Patenkind geschrieben hat. Gerade diese Einschübe sind absolut begeisternd, gehen sie doch völlig vom üblichen Set weg und sind damit absolute Livebesonderheiten. Vielleicht eine kleine Anerkennung seitens Turners für seine langjährigen Fans vor Ort. An Gänsehautmomenten spart es sich an diesem Abend nicht. Neben einen eindringlichen „I am Disappeared“ sorgt auch „Long live the Queen“ für eben diese, ein Lied, das Turner für eine zu früh verstorbene Jugendfreundin geschrieben hat und das trotz all der Schwere eine absolute Ode ans Leben ist.
Man merkt Turner an, wie viel ihm seine Lieder bedeuten und wie viele persönliche Geschichten er darin verarbeitet, beobachtet man ihn eine Weile auf der Bühne. Was er dort präsentiert ist gnadenlose Ehrlichkeit, vor allem mit sich selbst. Er geht streng mit sich selbst ins Gericht, man glaubt ihm jedes seiner Worte, die er so emotional präsentiert. Dennoch vermittelt er bei all der harschen Selbstkritik und Nachdenklichkeit eine absolut ansteckende Liebe zum Leben, tiefe Zufriedenheit und eine nahezu grenzenlose Begeisterung und Hingabe an seinen Job.
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