Es ist schwer zu sagen, was mich mehr verzaubert hat beim Bilderbuchkonzert im Capitol in Offenbach – die Location (hohe Decken! Logen! Stuck! Glamour!), das unglaublich nette Publikum („‘Tschuldigung, darf ich einmal bitte durch? Ich würd so gerne ein schönes Foto vom Michi machen…“), oder doch schlicht und einfach die Band (Maurice! Der Manbun vom Gitarristen! Die Songauswahl!). Egal. Lass es einfach alles sein. Was bleibt ist ein wunderschöner Abend mit einer sehr gut gelaunten Band, die noch nicht ganz begreifen zu schien, dass die Leute wirklich alle ihre Songs auswendig können und die mit ihrer ganz besonderen Art alle um den Verstand gebracht hat.
Meine Konzertbegleitung und ich haben den Abend stilvoll mit den beiden besten Bs – Bellini und Bier – begonnen, ehe wir dann im Capitol freudig feststellen: es gibt Aperol Spritz. In Plastikweingläsern – fancy, fancy. Gut gelaunt genießen wir erst die Vorband Mavi Phoenix, die mit ihrem melodischen Pop-Rap genau die richtige Atmosphäre schafft und schlürfen an unseren Getränken, wobei wir uns weiterhin sehr schick vorkommen. Als dann pünktlich um neun Bilderbuch die Bühne betreten, ist klar: schick und fancy ist das Motto des Abends. Die Jungs steigen direkt entspannt mit „I <3 Stress“ ein und wir können natürlich nicht stillstehen. Beim zweiten Lied – „sneakers4free“ checken wir auch endlich, dass der Backdrop nicht nur ein großes Gittergerüst mit weißen Kugeln ist, sondern dass da tatsächlich weiße Sneaker dranhängen. Verrückt! Leider gibt es keine 4 free, und auch auf unsere frinks warten wir vergebens. Ist aber auch nicht so schlimm, Maurices Tanzkünste gibt’s alles gratis (ich fühl mich so gratis… alles ist gratis…).
Bilderbuch bringen das Capitol in Offenbach zum Tanzen
Das Einzige, was uns jetzt noch fehlt, ist ein Moshpit. Gibt es sowas überhaupt auf einem von Hipster frequentierten Konzert, die alle stylish aussehen und eher ästhetisch tanzen, anstatt zu hüpfen? Aber ja doch – wir haben Glück, unsere Vormänner haben den Pit entdeckt und wir schließen uns polonaisemäßig mal direkt an. Das ist zwar erst beim 13. Song passiert, aber irgendwie vergeht die Zeit mit den vier Österreichern, die von zwei astreinen Gospelsängerinnen bei einigen Songs unterstützt werden, viel zu schnell. Bei „Schick Schock“ hüpfe ich dann wild durchs Pit, kann mich aber bei den darauf folgenden Songs kaum noch dazu hinreißen lassen – zu schön ist einfach der Anblick von Maurice, der sich zu „Maschin“ natürlich wieder seine gelben Fahrerhandschuhe anzieht. Hach. Ist es okay, das irgendwie heiß zu finden?
Beim letzten Song, „Sweet Love“, singen noch einmal alle andächtig mit und gehen dann mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause. Bilderbuch haben mit einer perfekten Mischung von Songs ihrer letzten beiden Alben ein tolles Ambiente geschaffen. Habe ich erwähnt, dass es Seifenblasen gab? Musikalisch sind sie einfach top, und von der Bühnenpräsenz muss man gar nicht erst anfangen. Auf bald, ihr süßen Österreicher! Baba!
Text: Franzi
Bilder: Franzi
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