Nach einer eher kurzen Nacht wurden wir am Samstagmorgen relativ unsanft aus dem Schlaf gerissen. Dachten wir anfangs noch, dass da jemand von unseren Zeltnachbarn ziemlich laut Kraftklub hört, haben wir nach einem Blick aus dem Zelt feststellen müssen, dass es die Herren persönlich waren, die da gerade auf einem Truck auf dem Zeltplatz ein kleines Wachmach-Konzert spielten.
Kraftklub-Wecker auf dem Zeltplatz
Binnen Minuten sah man sämtliche Kosmonauten aus ihren Zelten stolpern. Immer der Musik nach. Während Kraftklub „Chemie, Chemie ya“ spielten, sah man schon die Menge hüpfen und tanzen. Scheiß auf Schlaf, keine Nacht für Niemand war hier das Motto. Und es war extrem lustig anzusehen, wer so alles aus dem Zelt gefallen war, um zum Kraftklub-Truck zu laufen. Manche hatten auf dem Weg dorthin ihre Schuhe vergessen, andere standen gleich in Unterwäsche in der Menge. Wieder andere hatten noch ihre Zahnbürste in der Hand oder kamen direkt mit ihrem Schlafsack angehüpft. Doch eins hatten alle wohl gemeinsam: extreme Müdigkeit. So sagte der überaus fit wirkende Felix – im Gegensatz zu seinen Bandkollegen Steffen und Till, die noch wie im Halbschlaf wirkten – schließlich auch, er hätte noch nie in so ehrliche Gesichter geblickt. Natürlich blieb das Konzert nicht vielen verborgen und so konnte die Band nur schwer vorwärts kommen auf ihrem Truck. Den Kosmonauten hat’s jedenfalls gefallen. So ein persönlicher Weckdienst am Morgen hat doch was.
Nach dem ersten Frühsport war man also wach. Wir gönnten uns eine Dusche und am Frühstücksstand auf dem Zeltplatz leckeres Rührei mit Bacon und Champignons – wieder eines der vielen tollen Sachen am Kosmonaut: der leckere Frühstücksstand! Da lohnt sich auch das lange Warten.
Hip Hop vs. Hardrock
Der zweite Festivaltag begann dann schließlich mit dem Rap Duo SXTN aus Berlin auf der Atomino-Bühne, auf die schließlich mit Fjørt ein komplett gegensätzlicher Act folgte. Eine gute Mischung aus Turbostaat und Parkway Drive boten die Aachener da. Der Wettergott war auch am Samstag gnädig mit dem Kosmonaut Festival, so schien sogar am Nachmittag noch die Sonne und man hatte schon ganz vergessen, dass man ja auch Sonnencreme eingepackt hatte. Ein paar verbrannte Nasen und Schultern waren die Folge.
Wiener Charm mit Bilderbuch
Auf der Mainstage konnte man mit Bilderbuch dann die Tanzschuhe auspacken. Neben neueren Songs von ihrem gerade erst erschienenen Album Magic Life spielten die Wiener natürlich auch „Maschin“ oder „Spliff“. Dabei tänzelte Sänger Maurice wieder gekonnt über die Bühne, während Gitarrist Klemens mit seinen Moves ein wenig an John Frusciante erinnerte.
Neben den vielen tollen Bands, die an diesem Wochenende auf dem Kosmonaut Festival auftraten gab es auch dieses Jahr wieder tolle Aktionen neben den Bühnen. So konnte man erneut beim Flunkyball Turnier als Team teilnehmen. Denn auch dieses Jahr galt wieder die Devise: Keine Gnade beim Flunkyball! Das zeigten übrigens auch die Gastgeber, die bereits am Freitagnachmittag gegen die Kölner Jungs von AnnenMayKantereit antraten – und gegen Kraftklub gewonnen haben. Nanu, was war denn da los bei den Karl Marx-Städtern?
Wer bei den diesjährigen Temperaturen tapfer war, konnte auch ein paar Runden im Stausee schwimmen. Bei Temperaturen um die 20 Grad war es allerdings nicht ganz so warm wie letztes Jahr, aber ein paar Hartgesottene gibt es ja immer.
Generell ist das Kosmonaut ein sehr schön dekoriert und liebevoll organisiertes Festival. Die Anzahl an Besuchern ist genau richtig. Bei manch anderen größeren Festivals wünscht man sich schon zeitweise ein paar Besucher weniger und ein paar kürzere Wege zum Festivalgelände. Nicht zu vergessen die luxuriösen Toiletten und Duschen….hach, ein Traum!
AnnenMayKantereit machen alle glücklich
Ein weiteres musikalisches Highlight waren am Samstagabend definitiv AnnenMayKantereit. Das Publikum sang, tanzte und pogte (!) sogar zu ihren Songs. Natürlich wollten alle „Pocahontas“ oder „Oft gefragt“ hören, aber unsere Highlights waren definitiv die Coverversion vom Beatles Klassiker „Come Together“ und Nina Hagen’s „Du hast den Farbfilm vergessen“, das sie zusammen mit den Jungs von Die Höchste Eisenbahn spielten. Wir fragen uns ja immer noch, wo Sänger Henning diese Stimme hernimmt….
Nach AnnenMayKantereit hieß es dann Warten auf den geheimen Headliner. Im Vorfeld konnte wie immer gewettet werden, wer denn wohl am Samstagabend die Bühne betreten wird. Ganz oben auf der Liste standen neben den Hosen und Marteria auch Die Ärzte oder gar Rammstein. Während wir innerlich immer noch ein wenig auf Belafarinrod hofften, fiel der schwarze Vorhang und die Techniker bereiteten akribisch die Bühne vor. Doch diesmal war ein kleiner Part der Bühne nicht ganz bedeckt, sodass man zumindest seitlich erahnen konnte, welches Backdrop hochgezogen wurde. Da fiel einem der Fuchs sozusagen schon direkt ins Auge.
Um 22:45 Uhr betraten dann schließlich Kraftklub die Bühne und bedankten sich fürs Kommen und gemeinsam Geburtstag feiern. Denn dieses Jahr wurde immerhin der 5. Geburtstag des Kosmonaut Festivals gefeiert! Wir hoffen natürlich, dass noch weitere 5, 10 oder 20 Jahre folgen werden.
Beginner als diesjähriger geheimer Headliner
Schließlich ging das Licht aus und als die ersten Bässe von „Ahnma“ durch die Boxen dröhnten, war wohl allen klar, dass hier gleich die Beginner die Bühne betreten.
Eizi Eiz aka Jan Delay, Denyo und DJ Mad betraten die Bühne und witzelten zunächst herum, dass der geheime Headliner dieses Jahr Mark Forster wäre. Zum Glück nicht! Aber das hätte wohl auch niemand hier erwartet. Die Beginner spielten schließlich ein äußerst tanzbares Set aus neuen und alten Songs. Und wieder einmal haben wir festgestellt, wie textsicher wir doch bei „Gustav Gans“ oder „Fäule“ sind. Die Kosmonauten feierten den diesjährigen geheimen Headliner definitiv und wer noch genug Energie hatte zog anschließend noch rüber zur Atomino-Bühne und der 187 Straßenbande.
Eins steht jetzt schon fest: wir werden wiederkommen! Inzwischen kennen wir die Festivallandschaft in Deutschland ganz gut, aber wir haben noch nie ein so liebevoll organisiertes und entspanntes Festival erlebt, das mit so viel Charme daherkommt, wie das Kosmonaut Festival!
[…] Und manche Sendungen werden dann auch noch filmisch für Youtube begleitet, wie beispielsweise vom Kosmonaut Festival letztes […]