Einmal im Jahr heißt es für uns „Ab nach Chemnitz!“, denn dann steigt das unserer bescheidenen Meinung nach schönste Festival überhaupt: Das KOSMONAUT FESTIVAL. Ohne zu viel vorweg zu nehmen: Auch in diesem Jahr überflügelte das Kosmonaut alle anderen Festivals. Zum insgesamt 6. Mal fanden sich am Stausee Rabenstein tausende von Musikfans wieder zusammen, um gemeinsam zu Bands wie Milky Chance, Drangsal oder Kraftklub zu feiern oder einfach nur die Atmosphäre zu genießen. Überstrahlt wurde das aber von der einen, großen Frage: wer wird der geheime Headliner?
Die Shuttlebusse am Freitagmorgen waren schon brechend voll, der Verkehr ebenfalls, sodass der Bus gefühlt Ewigkeiten brauchte, bis er endlich am Staussee ankam. Dort begrüßte einen dann direkt das angenehme Kosmonaut-Feeling. Zwei Tage fernab von der zuhause gelassenen Realität, kein Alltagsstress, kein Ärger. Einfach nur Festivalfeeling pur. Lediglich die Suche nach einem noch freien Plätzchen für unsere Zelte gestaltete sich diesmal schwieriger, als in den letzten zwei Jahren, aber nach einigem Suchen in der Mittagshitze fand sich dann doch endlich eine freie Fläche. Zelt aufbauen, erstes Kaltgetränk genießen, Festivalzeit.
Festivalfood ist Herzenssache
Das Wetter meinte es an diesen zwei Tagen sehr gut mit allen Kosmonauten, so ging es für viele erstmal zur Abkühlung in den See. Die meisten Festivalbesucher tummelten sich also am Wasser, während wir eine kleine Erkundungstour über das Festivalgelände machten und uns über die alten Bekannten Minigolfbahn, Herzblattbühne und diverse Foodtrucks freuten. Festivalfood! Wer unseren Blog kennt, weiß, dass wir auch das Essen auf Festivals mindestens genauso sehr lieben, wie die Musik. Das Kosmonaut hält dabei übrigens locker mit viel größeren Festivalgeschwistern mit. Es gab die leckersten Wraps ever (mit Halloumi! Und Fallafel! Und Sesamsauce und Gemüse! In einem Wrap!), Langos, Thai Curry und unser geliebter Raclette-Stand war auch wieder dabei! Für den süßen Zahn waren ein Waffel- und Crepestand, mehrere Eisstationen und sogar ein Cookie Dough-Truck gebucht! Aber unser persönlicher Headliner war diesmal der Teigonaut aka Handbrot, einfach weil die für uns noch unbekannte Version mit Käse+Lauch+Paprika einfach galaktisch schmeckte! Wir fühlten uns wie im Himmel… ähm. Im All.
Kosmonaut Auftakt mit Yungblud
Musikalisch ging es für uns mit dem britischen Newcomer YUNGBLUD los. In Großbritannien wird der 20jährige Dominic Harrison bereits als die Zukunft der Musik gehandelt, obwohl sein Debütalbum 21th Century Liability erst am 13. Juli in Deutschland erscheinen wird. Dass das Album aber vermutlich musikalisch ziemlich unterschiedliche Richtungen bietet, hat sich schon bei seinem Gig auf dem Kosmonaut gezeigt. Eine bunte Mischung aus Punk, Indie, Pop mit Rap-Einflüssen bot der Brite dort. Kein Wunder, zählen zu seinen musikalischen Einflüssen doch neben den Beatles oder Bob Dylan auch die Arctic Monkeys bis hin zu Kendrick Lamar!Voller Energie animierte YUNGBLUD die Menge, die im Schatten der großen Bühne ebenfalls durchdrehte. Und dabei wirbelte der Brite immer wieder mit seinem individuellen verrückten Tanzstil über die Bühne – und macht damit Rou Reynolds von Enter Shikari deutlich Konkurrenz. Definitiv eine Neuentdeckung des Wochenendes!
Mindestens genauso viel Stimmung machte FABER am späten Nachmittag. Bereits vor zwei Jahren hatten wir den Schweizer samt Band noch vom See aus gesehen und für gut befunden. Auch diesmal überzeugte er mit seiner rauen Stimme, sowie den manchmal ironischen, manchmal melancholischen Texten.
Erstmals eine Podcast-Bühne beim Kosmonaut
Eine Neuerung beim diesjährigen Kosmonaut Festival war die Wortbühne. Hier war erstmals ein Platz für Podcastformate reserviert. So standen neben IM AUTOKINO (gemeinsam mit Fynn Kliemann) oder PROSECCOLAUNE auch HERRENGEDECK auf der Bühne. Der wohl witzigste Podcast der Welt, wie Ariana Barborie und Laura Larsson sich augenzwinkernd nennen. Die beiden Podcasterinnen sind erstmals letztes Jahr live aufgetreten und haben relativ schnell die Clubs ausverkauft. Und da Kraftklub-Sänger Felix ja bekanntlich großer Fan des Podcasts ist, war es eigentlich keine große Überraschung, dass die beiden eingeladen wurden. So kamen sie also direkt aufs Kosmonaut drauf (kurzer HERRENGEDECK-Insider).
In der Nachmittagshitze saßen zwar die meisten Kosmonauten noch eher im Schatten, doch im Laufe des Programms änderte sich das. Die Lachmuskeln zogen einen doch in die Sonne vor die Bühne. Passend zum Thema Festivals haben sich Laura und Ariana über die verschiedenen Tanzstile von Festivalbesuchern lustig gemacht, ehe sie aus dem Backstage-Nähkästchen plauderten. Kurzerhand spielten sie ein Treffen zweier fiktiver Rapper im Backstage nach. Das geschah dann unter erschwerten Bedingungen. Die beiden waren zuvor auf dem Zeltplatz unterwegs und hatten sich von den Besuchern wahllos Wörter auf große Plakate schreiben lassen. Abwechselnd mussten sie dabei dann die entsprechenden Wörter in ihr „Rapper im Backstage“ Gespräch einbauen und dabei all die Wörter nennen, die das Publikum zuvor auf Plakate geschrieben hatte – da fielen dann auch so Wörter wie Vagisan. Ok wow.
Das Kosmonaut und die Liebe zum Detail
Generell ist das ganze Drumherum, welches das Kosmonaut bietet, einfach immer wieder wunderschön. So viel Liebe zum Detail….aber da wiederholen wir uns ja nur, das haben wir schließlich schon letztes Jahr geschrieben. Und das Jahr davor. Dennoch, Aktionen wie die Herzblattbühne, moderiert von Jan Kummer, ist zwischen den Musikacts immer wieder ein Highlight. Auch, wenn wir uns fragen, ob die Gewinner den Präsentkorb wohl auch mit auf den Campingplatz nehmen durften? Aber vielleicht gab es dafür ja eine Ausnahmegenehmigung. Genauso schön fanden wir die Idee des Kamps mit K. Im Vorfeld konnten sich Gruppen mit verrückten Ideen für ein kreatives Kamp bewerben. Die zehn Kamps mit den meisten Likes und Followern auf den entsprechenden Social Media Kanälen bekamen letztlich die Möglichkeit, ab Donnerstag ihr Kamp aufzubauen. Eine fachkundige Jury, bestehend aus Kraftklub und DIY-Youtuber Fynn Kliemann, haben schließlich den Gewinner gekürt. Und ja, es waren verdammt viele kreative und liebevoll umgesetzte Ideen. Von entspannenden Bieryoga am Morgen über eine Partyrakete bis hin zur Seifenblasenstation war alles dabei und angeblich soll es dort sogar Wlan gegeben haben. Das Gewinnerteam „MexiKAMPer“ hat für ihr persönlich aufgestelltes Dixie übrigens pro Nutzung 50 Cent gesammelt, das sie am Ende an Ärzte ohne Grenzen spenden wollen. TOP!
Scheiß auf Konventionen – gespielt wird was gefällt
Es wäre aber nicht das Kosmonaut Festival, gäbe es nicht einen bunten Strauß Musik. So bespielten am ersten Tag neben FABER auch KÄPT’N PENG UND DIE TENTAKEL VON DELPHI die Hauptbühne und begeisterten mit ihrer Show. Im Kontrast dazu stand auf der kleineren Atomino Bühne DRANGSAL, der inzwischen schon liebgewordener Dauergast auf dem Kosmonaut ist und mit seiner neuen Platte Zores angereist war. Vor der Atomino Bühne wurde es da durchaus erstmals knackevoll. Das wunderte wiederum gar nicht, ist Drangsal inzwischen doch als Liveact deutlich gewachsen und Songs wie „Alan Align“ oder besonders auch „Turmbau zu Babel“ sind immer tanzbar, während Drangsal auf der Bühne auch ein extrem angenehmer Entertainer ist. Und übrigens: Wer sagt, es wäre uncool, Klaus Lage zu covern, der sollte bitte einmal ein Wörtchen mit Drangsal wechseln. Der tut das nämlich und es ist wunderbar! Nach Drangsal enterten MEUTE die Bühne, eine elfköpfige Marchingband, die bekannte House/Deephouse oder Technosongs komplett neu interpretiert und auf die Bühne bringt. Klingt komisch? Ja! Aber ist halt leider auch extrem geil! Wir – zur Hälfte in Bayern beheimatet – finden die Neuinterpretation der Blaskapelle wunderbar. Ist quasi wie daheim!
Ein ordentliches Kontrastprogramm gab es auf der Hauptbühne mit FEINE SAHNE FISCHFILET. Pickepackevoll war es vor der Bühne, die Moshpits tobten sich nur so über den schrägen Abhang (Lob an alle Leute da drin, das war Moshen unter erschwerten Bedingungen!) und feierten die Band aus Mecklenburg-Vorpommern. Mit „Komplett im Arsch“ haben sie gefühlt auch den Song zum Post-Festivalgefühl geschrieben, das nur noch mit dem Pfeffi-Fass getoppt werden konnte. Die Band durfte sogar ein bisschen länger spielen, als geplant und Sänger Monchi scherzte kurzerhand, dass sie nun auch der geheime Headliner wären. Das Publikum tanzte sich dabei also ordentlich warm für den noch unbekannten Headliner, der nach Feine Sahne Fischfilet die Bühne betreten sollte.
Wie man das Publikum mit dem geheimen Headliner richtig ärgert – die Kosmonaut Edition
Wie perfekt waren denn bitte FEINE SAHNE FISCHFILET als Co-Headliner? Das deutete doch quasi mit zwei Zeigefingern auf die im Wettbüro höchstgevotete Band. Keine geringeren als Die Ärzte sollten an diesem Abend in Karl Marx Stadt auf der Bühne stehen. Die Indizienlage war klar: Kurzauftritt bei den Beatsteaks, der ominöse Newsletter in dem sie von Bela im Raumanzug, Haien und Inseln schrieben…das muss doch wohl ein glasklarer Hinweis auf das Kosmonaut und sein Logo sein, oder? Die Wettquoten sprachen dafür. Es konnte niemand anderes sein, es war quasi nicht möglich. Als Kraftklub dann die „Spezialedition des geheimen Headliner“ ankündigten, war die Spannung kaum auszuhalten. Gleich würde der Vorhang fallen und…
….emotionale Leere. Auf der Bühne stand nicht die Band aus Berlin sondern RIN aus Bietigheim-Bissingen. Der überforderte das Publikum jenseits der 18 Jahre erst einmal ordentlich. Einige Zuschauer machten ihrem Unmut auch deutlich Luft, andere kreischten selig. So ist das eben mit dem geheimen Headliner, die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Wir waren zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt auch noch zwiegespalten. Eines musste man RIN aber lassen: Er ging mit der doch wirklich unangenehmen Situation gelassen um, spielte seine Tophits und verließ nach vier Songs entspannt die Bühne. Abgelöst wurde er von BAUSA und die Verwirrung war komplett. Es gab also mehrere Headliner und zugegeben: Das Konzept war genial. Anstatt nur einen Überraschungsgast gab es an diesem Abend augenscheinlich mehrere, die Spannung blieb also bestehen, denn alle vier Songs hieß es: Headlinerwechsel. Mit HAYITI stand dann an diesem Abend eine der größten Rapperinnen des Landes auf der Bühne und langsam aber sicher wurden auch wir mit dem Konzept warm. Als CRO`s Intro zu „Unendlichkeit“ ertönte, freuten wir uns dann doch. Ja, das war ein Headliner, mit dem wir leben konnten. Der passte auch ins Konzept des Kosmonaut und die Reihe vergangener Headliner. Und doch… so ganz durch waren wir mit der Enttäuschung nicht. Die Hoffnung blieb aber, denn wenn man sich die Bühne genau ansah, konnte man erkennen: Das Backdrop hing auf der Hälfte der Bühne, da versteckte sich doch sicher noch etwas dahinter. An den Seiten der Bühne hingen weiße Stoffrollen… da verbarg sich doch noch etwas. Tat es auch. Als Cro nach „Easy“ die Bühne verließ, ertönte sofort das Intro von „Im Ascheregen“. CASPER! Der Abend war gerettet. Keine zehn Sekunden später dröhnte „Endboss“ von MARTERIA aus den Boxen und wir kamen nicht mehr klar. Das war die Special-Edition, die vor einer knappen Stunde noch angekündigt wurde! Casimoto oder auch Casteria hatten einen gemeinsamen Auftritt, einmal durch alle gemeinsamen Songs bitte, wir sind im Himmel angekommen. Dachten wir. Wie blauäugig wir doch waren. Die Banner fielen. Auf ihnen ein Datum. Das Datum, auf das so viele jahrelang gewartet hatten. 31.08.2018. Das lange angekündigte und nie fertig gestellte Casper/Marteria Album. Es hatte einen Namen (1982), ein Gesicht und vor allem eine erste Single bekommen. „Champion Sound“ hatte seine Weltpremiere, Feuerwerk explodierte am See und tauchte den Himmel in grünen Funkenregen. Und wir? Wir kamen auf unser Leben nicht mehr klar. Mehr als einen Song gab es aber an diesem Abend nicht von den beiden. Nach „Champion Sound“ verließen sie die Bühne, das Licht ging an, der Spuk war vorbei und wir fühlten uns ein bisschen erschlagen von all den Ereignissen und Emotionen, durch die wir an diesem Abend in Lichtgeschwindigkeit gerauscht sind. Mit der Ankündigung dieses Albums hatten wir nicht gerechnet. Niemals. Unter keinsten Umständen. Aber das ist eben das Kosmonaut Festival. Überraschungen hat es immer im Köcher und wir lieben es dafür. Jetzt schon auf den Zeltplatz zu gehen, kam niemals in Frage. Abgesehen davon, es gibt Dinge, die man jedes Jahr tun muss.
Dazu gehört auch, mit den DRUNKEN MASTERS auf der Aftershow-Bühne noch einmal die Nacht zum Tag machen. Da wird dann auch lauthals zu Totos „Africa“ mitgesungen und getanzt. Und das nachts um 3:00 Uhr. Aber genau das macht das Kosmonaut einfach aus. Die halbe Nacht durchtanzen, verrückte Headlineraktionen erleben, schwimmen, Minigolf spielen, Herzblatt gucken, Podcasts live sehen. Um dann anschließend völlig erschöpft nach einem langen, heißen Tag ins Zelt fallen, in der Hoffnung, möglichst lange in den Samstag schlafen zu können…
[…] Marteria in einem kleinen Club sehen zu können. Nachdem die beiden Rapper bereits im Juni auf dem Kosmonaut Festival völlig überraschend ihr erstes gemeinsames Album 1982 angekündigt haben, gab es zunächst eine […]