„Wir wollen, dass in den Zeitungen steht: Dach des Zenith explodiert. Keine Verletzte!“; ruf Arnim nach mehr als 90 Minuten. Auf der Bühne stehen die Beatsteaks. Bei Gott, das können sie haben, es ist nur verdient. Die Berliner haben ein ums andere Mal bewiesen, warum das mit der besten Band des Universums nicht nur ein großkotzig-vorlauter Spruch vor nun fast elf Jahren war, sondern einfach der Wahrheit entspricht.
Bereits als zweiten Song packen sie „Hello Joe“ aus und das Beatsteakskonzert nimmt seinen Lauf. Irgendwo in der Mitte des Zeniths öffnet sich der erste Moshpit, bei „Frida und die Bomben“ gibt es in diesem kein Auskommen mehr. Für knapp zwei Minuten verliere ich wörtlich den Boden unter den Füßen. Kontrollieren wohin mich die Masse treibt, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, es bleibt nur: Gucken, dass man auf den Füßen bleibt. Mit dabei ist bei Frida übrigens Jan von Turbostaat. Es ist die Originalbesetzung des Songs und mein Fanherz bringt das fast zum Bersten. Ich lande irgendwo in den ersten 5 Reihen und mein freier Flug gen Barrier wird von einem netten Mädchen abgefangen, die mich am Arm festhält und aufmunternd zulächelt. Juche. Ich habe wieder festen Boden unter den Füßen! Hier bleibe ich erst einmal und schnappe nach Luft.
Die Beatsteaks spielen sich weiter durch den Abend: Hit folgt auf Hit. „Summer“ und „Automatic“ geben einem die Chance, kurz durchzuatmen und sich zu sortieren. Spätestens als Arnim allerdings „So kick it, so kick it…“ brüllt und das Publikum ihm völlig automatisiert „Oh oh you’ve got it!“ in ohrenbetäubender Lautstärke antwortet, weiß man: Jap, das ist ein Beatsteakskonzert und es wird eines der verdammt guten. Je länger der Abend andauert, umso mehr Spaß haben auch die Herren aus Berlin. Man sieht sie immer wieder kommunizieren und die Setlist ans Publikum anpassen. „München, ihr mögt die schnellen Songs“, stellt Arnim irgendwann fest, entsprechend gibt es keine Pause mehr für das Publikum.
Arnim Teutoburg-Weiß selbst geht immer wieder mit seinen Fans auf Tuchfühlung. Ganz lässig springt er von der Bühne mit vollem Anlauf auf das Publikumsbarrier und lässt sich ordentlich feiern. Tobt und tanzt vor sich hin. Verschwindet beim Sublime Cover „Badfish“ kurz im Publikum, um einen Dancecontest zu starten. Fazit: Keiner hat einen schöneren Hüftschwung als er. Punkt. Gehen lassen wollte ihn das Publikum allerdings nicht mehr, sodass er die Hälfte von „Hand in Hand“ irgendwo in der Münchener Menge feststeckte und Peter Baumann kurzerhand einspringen musste. Geht auch so, den Rest erledigen die textsicheren Fans.
Es herrscht ausgelassene Freude, egal ob vor oder auf der Bühne und wieder einmal ist sie da, diese Magie, die Beatsteakskonzerte so speziell sein lässt und die nur wenige Bands in eine Konzerthalle zaubern können. Da ist es auch egal, dass die Songs des neuen Albums bis auf „40 Degrees“ live nicht komplett zünden. Das macht nichts, dafür gibt es „Shiny Shoes“ oder ollen Kram von der 48/49 Platte, die inzwischen weit über 20 Jahre auf dem Buckel hat. Auch Freddie Mercury wird geehrt, es gibt „I want to break free“ als Cover und alle um mich herum singen frenetisch mit. Feiern Freddie, feiern den Abend und vor allem die Beatsteaks.
Die Überraschung des Abend ist aber: Nicht nur die Beatsteaks und Turbostaat, welche als Vorband wieder einmal einen grandiosen Job gemacht haben, stehen an diesem Abend in München auf der Bühne: Nein, die Berliner haben auch noch Besuch aus dem hohen Norden mitgebracht. Für „L auf der Stirn“ kapern zumindest Teile von Deichkind die Bühne und sorgen für ordentlich Remmidemmi, Arnim beschließt kurzerhand: Wenn Deichkind schon mal da sind, sollen sie doch auch bitte ein bisschen spielen. So gibt es gleich noch „So ne Musik“ dazu. Sensationell.
Irgendwo im weit über 20. Beatsteakskonzert befinde ich mich inzwischen und verlasse die Halle mit einem unendlich seligen Grinsen. Wie immer. Die Begeisterung für diese Band und die Faszination, wie gut sie live auch in einem im Gegensatz zu beispielsweise 2011 deutlich verkleinerten Zenith sie funktionieren ist jedes mal wieder kaum zu fassen. Beste Band des Universums. Wenigstens seit Rock am Ring 2007.
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(c) Wearephotographers)
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