Asche auf mein Haupt, beim Kampf zwischen Fresslust und Musikliebe hatte am Tag zwei des Lollapalooza Berlin meine Liebe für vegane Schmankerl gewonnen. Weil es unbedingt noch zu Brammibal’s, den besten Berliner Donuts, gehen musste, trudelten wir etwas verspätet auf dem Gelände ein. Aber wir hatten Glück und bekamen von Bilderbuch noch genug mit. Sänger Maurice war dann auch gleich so charmant mit seinem Wiener Akzent, wie er sich vor ihrem Hit „Maschin“ extra gelbe Fahrerhandschuhe anzog, dass ich ganz begeistert einer Freundin schrieb: ich glaube, ich hab mich in den Sänger von Bilderbuch verliebt. Passiert. Die Wiener konnten das Berliner Publikum sehr begeistern, sodass wir beschwingt mittanzten und dann aber erst mal eine Schattenpause einlegen mussten, wobei wir Years&Years auf der zweiten Hauptbühne beobachten konnten. War auf jeden Fall eine nette Unterhaltung mit guten Vibes!
Dann ging es schon gleich zur nächsten Lieblingsband, Milky Chance. Für mich als Marburgerin fast Lokalmatadoren, die an diesem Wochenende den Preis für das bekiffteste Publikum gewannen. Bei den Hessen ging es eher ruhig, aber trotzdem sehr schön zu. Nebenbei verrieten sie auch noch, dass gerade ein neues Album in ihrem Wohnzimmer entstand, aus dem sie auch direkt schon zwei neue Songs spielten, die sehr gefielen. Als Highlight spielten sie natürlich auch „Stolen Dance“ – das Lied „das wir nur geklaut haben“, wie Clemens grinsend ankündigte. James Blakes „Limit to your Love“ begleitete uns beim Essen und ich ärgerte mich ein wenig, dass ich ihn mir nicht anschauen konnte. Überhaupt, an sich passte mir die Running Order super in den Kram, nur am Sonntagabend zerriss es mir das Fanherz ein wenig. Als (heimlicher) Deutschrapfan war es für mich eigentlich von vorneherein klar, dass ich mir die Beginner, die Sonntag zeitgleich mit Major Lazer auf der Alternative Stage spielten, anschauen wollte. Doch dann gab es eben diese Überschneidung und – ihr ahnt es wohl schon – ich bin habe die Hamburger verraten und bin nach Jamaica abgewandert. Aber hiermit verspreche ich, dass ich euch auf Tour besuche, Eizi Eiz, Denyo & DJ Mad!
Mit vier heißen Tänzerinnen, dicken Beats und vor allem viel Peace, Love & Happiness rissen Major Lazer dann das Ding komplett ab. Ehrlich, ich habe bei 30 Grad noch nie so viel getanzt und gehüpft, aber bei Major Lazer geht es einfach nicht anders. Egal ob bei „Lean On“, wo ich mir die Seele aus dem Leib gesungen habe, als Diplo in einem riesen Plastikball über die Masse gelaufen ist oder als wir wieder und wieder dazu animiert wurden, herumzuspringen – Major Lazer haben mich einfach glücklich gemacht. Meine Begleitung meinte abends nur ganz trocken, dass ich ausgesehen hätte, als sei ich auf Drogen gewesen, aber mal abgesehen meines Passivkonsums bei Milky Chance waren es wirklich nur körpereigene Endorphine. Die waren dafür umso besser. Ich wollte nicht, dass Major Lazer je aufhören zu spielen. Ein schlauer Mensch hat nach einem Major Lazer Konzert mal gesagt „Major Lazer changed my life“ und ich kann das nur unterschreiben.
Ein letztes Highlight stand uns noch bevor: Radiohead. Wenn sich Legenden ankündigen, dann ist es ein Muss, sich den Auftritt anzusehen. Außerdem hat Thom York erst neulich in einem Interview erzählt, dass er auch wieder bereit ist, die alten Hits zu spielen, was er sich jahrelang geweigert hatte. Vollkommen begeistert vom neuen Album und textsicher was die größten Hits anging standen wir nun erwartungsvoll vor der Bühne. Und was sich uns dann bot war – von einer Freundin treffend formuliert – ein intellektuell anspruchsvolles Konzert. Nach einer halben Stunde introvertiertem Gitarren- und Klaviergeklimper, begleitet von leisem Schlagzeug, Percussion und Thom Yorks Weltschmerz-Stimme merkte ich dann schon, wie sehr mich die eineinhalb Stunden Hüpfen direkt davor mitgenommen hatten. Doch dann kamen die ersten alten Songs, auf einmal wurde es dann doch laut, die Gitarre war da und das Publikum sprang auch bis in die hinteren Reihen mitsingend im Takt. Und wir wurden nicht enttäuscht – natürlich spielten sie „Creep“ und auch mein persönliches Lieblingslied „Street Spirit“. Radiohead, was für eine legendäre Band! Ich kann es nicht abstreiten, musikalisch und vor allem auch textlich unglaublich relevant und ein nicht wegzudenkender Teil der Musikszene. Doch leider war ich nach einem nur zweitägigen doch anstrengenden Festival einfach nicht mehr in der Lage, ihren über zwei Stunden langen Auftritt richtig wert schätzen zu können. Trotzdem, in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause sang ich still „Karma Police“ in meinem Kopf und zwickte mich selbst vorsichtig, um auch sicherzugehen, dass ich das gerade wirklich erlebt hatte.
Text: Franzi
Bilder: Franzi
[…] sie auch schon Station auf den bekanntesten Festivals der Welt gemacht: Coachella, Glastonbury und Lollapalooza (Berlin) – um nur einige zu nennen. Mit gerade mal 24 Jahren haben Milky Chance jedenfalls schon das […]