„Now everyone grab your friends and form a circle!“ Schnell hüpfte ich einen halben Meter nach hinten und packte mir meine beiden Freundinnen, um dann kurz danach händchenhaltend auf Diplos Kommando hin wild herumzuspringen, während Major Lazer auf der Bühne selber total durchdrehten. Beim diesjährigen Lollapalooza Berlin, das zum zweiten Mal in Deutschland und zum ersten Mal mitten in der Hauptstadt im Treptower Park stattfand waren Major Lazer definitiv eines meiner Highlights. Aber auch nur eins von vielen – denn das Line-Up war fast zu schön, um es zu glauben.
Das LollaBerlin kam zweigespalten daher – Elektro und Indie teilten sich die Bühnen im Park, mit ein paar Gästen aus dem R&B oder Hip Hop. Und Lindsey Stirling – was diese Frau eigentlich genau macht ist mir bis jetzt immer noch nicht klar. Trotz meiner großen Liebe für das DJ-Team aus Jamaica gehört mein Herz dann doch eher dem Indie, weshalb ich mir dieses Jahr Catfish and the Bottlemen, die Kaiser Chiefs, Max Herre, Philipp Poisel, Kings of Leon, Bilderbuch, Years & Years (zufällig), Milky Chance, Major Lazer & Radiohead anschaute. Vor mir lag also ein ganz schön straffer Zeitplan, der dann auch dazu führte, dass ich am ersten Tag gleich zwei Burger verdrückte, weil ich es irgendwie nicht mehr zu einem anderen Stand während einer nächtlichen Hungerattacke schaffte.
Los ging es an Tag eins mit Catfish and the Bottlemen. Die zuckersüßen Briten hatte ich mir im Vorfeld mal auf Empfehlung einer Freundin angehört und war ganz angetan. Ganz besonders von „Kathleen“, es ist einfach so befreiend „I gotta give it to you / You give me problems / When you are not in the mood“ mitzubrüllen. Und eben noch schöner, wenn das auch noch tausend andere Leute tun. Sänger Ryan Evan “Van” McCann war auch richtig gut drauf und so machte die Band trotz brüllender Hitze viel Spaß.
Danach war es längst Zeit, den Foodcourt genauer unter die Lupe zu nehmen. Das LollaBerlin hatte neben vier Bühnen auch noch jede Menge Rahmenprogramm zu bieten – den Grünen Kiez mit Workshops, einen mini Jahrmarkt, das FunPalooza und das Kidzpalooza. Es hüpften auch auffällig viele kleine Musikfans herum, doch mein Highlight war das strahlende Baby auf mit riesigen gelben Kopfhörern auf den Schultern vom Papa, das sich mehr über Radiohead freute, als jeder eingefleischte Fan. Über den „Walk of Stars“ – die Hauptstraße durch den Treptower Park – ging es vom Bereich der Main Stages 1 & 2 dann zu den Futterbuden. Wie es sich gehörte war vom Handbrot (selbst Mehl Gibson würde Handbrot essen!) über Lachsdöner bis hin zum veganen Burger alles dabei. Auf Empfehlung entschied ich mich dann für Vincent Vegan und wurde nicht enttäuscht. Nachdem ich meine Bestellung nach einem „Zebra!“-Ruf abholen musste (natürlich lief es am veganen Stand über Lieblingstier und nicht einfach nur schnöde Vornamen), wurde geschlemmt. Mjamm! Leider streikte bei 30 Grad plus dann mein Kreislauf und ich musste feststellen, dass es zwar viele Getränke- und Essensstände gab, aber auch sehr viele hungrige und durstige Festivalbesucher. Meine einzige Empfehlung nach zwei wunderbaren Tagen im LollaHimmel wären: mehr Platz und weniger Leute. Aber vielleicht bin ich auch einfach nach dem Kosmonaut16 festivalverwöhnt.
Mit Cola bewaffnet ging es dann zu den Kaiser Chiefs, deren Sänger nicht nur mit den Kameramännern von Arte flirtete (ein paar Mitschnitte vom Lolla könnte ihr euch übrigens hier anschauen), sondern auch sehr spielfreudig war und wie ein Energizer Bunny über die Bühne hüpfte. Spätestens bei „Ruby“ war der Knoten geplatzt und doch alle irgendwie glücklich, dass die Chiefs wieder da sind.
Danach mussten wir uns wieder auf Wanderschaft in Richtung Main Stages begeben, wo ich noch eine dreiviertel Stunde Max Herre genießen konnte – zwar musste er A.N.N.A zwei Mal anfangen, aber dafür war sein Auftritt in der Abendsonne herrlich entspannend und wunderschön. Genau die richtige Stimme für Philipp Poisel, auf den ich mich besonders gefreut hatte. Damals in der Schule liefen seine zwei Studioalben bei mir rauf und runter und ich hatte eigentlich gedacht, er hätte sich still und heimlich von der Bühne verabschiedet. Im ersten Wellenbrecher stand ich von vielen Poisel-Fans umgeben, die sich alle sehr freuten, ihn endlich mal wieder live erleben zu können. Doch die Kombination aus Aufregung und Fanliebe, gepaart mit den emotionalen Songs waren wohl ein bisschen zu viel für ihn. Nach der Hälfte des Auftritts liefen die ersten Tränen über sein Gesicht und das Konzert wurde so emotionsgeladen, dass man es kaum aushielt. Mach dir nichts draus, Philipp! Spätestens bei „Wie soll ein Mensch das ertragen“ habe ich mitgeweint. Es war schön zu sehen, dass dann doch irgendwann der Knoten platzte und er beim letzten Song „Als gäb’s kein Morgen mehr“ das Mikro wegsteckte und erst mal eine Runde tanzte.
Da das Lolla ja inmitten Berlins stattfand, machten die Kings of Leon von 21 bis 22:30 Uhr schon den Abschluss auf der Main Stage, nur New Order spielte nur parallel auf der Alterna Stage bis elf. Die schenkte ich mir allerdings und schmachtete stattdessen die Kings an, die einen unfassbar guten Auftritt ablieferten. Ich war im Vorfeld schon gewarnt worden, dass Sänger Caleb gerne mal so gar nicht mit seinen Fans kommunizierte, aber, oh Wunder, auf dem Lolla war er gut drauf! Nicht nur stimmlich ein Traum bedankte er sich auch beim Publikum fast überschwänglich für die Treue. Da am gleichen Tag die neue Single „Waste a Moment“ erschienen war, nutzten die Kings den Anlass und boten ein paar neuere Lieder da. Doch natürlich durften Klassiker wie „Use Somebody“ und „Sex on Fire“ nicht fehlen, die mir jetzt noch rückblickend eine Gänsehaut bescheren.
Text: Franzi
Bilder Franzi
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