Es war ein bisschen wie eine Pilgerfahrt, die man da nach Hamburg angetreten ist. Schon im Vorfeld waren sämtliche Züge aus dem Raum Frankfurt/Köln Richtung Hansestadt ausgebucht oder zumindest brechend voll. Was war denn da in Hamburg los, dass so viele Menschen auf dem Weg dorthin waren? Richtig, die Foo Fighters spielten am letzten Sonntag auf der Trabrennbahn Bahrenfeld ihr einziges Solokonzert in Deutschland auf dieser Tour. Dieses Event in Hamburg wird wohl von der Publikumsgröße nur noch von Ed Sheeran in ein paar Wochen getoppt, wenn 80 000 Menschen erwartet werden. Aber auch die gut 60 000 Foo Fighters Fans ließen die Location ziemlich voll wirken. Immerhin waren auch alle Hotels im näheren Umfeld der Trabrennbahn restlos ausgebucht.
Foo Fighters Fans pilgern nach Hamburg
So pilgerte man also am frühen Nachmittag Richtung Trabrennbahn. Die Hinfahrt lief noch völlig ohne Probleme ab. An der S-Bahn Haltestelle Stellingen warteten direkt zahlreiche Shuttlebusse, die einen schließlich bis zum Volksparkstadion brachten. Von dort hieß es dann laufen. Einmal quer durch den Volkspark, vorbei an ein paar Campern, welche ihr altes Wohnmobil samt Pick up Truck am Wegesrand abstellten und bei einem Bierchen und lauter Metalmusik die laufende Herde beobachteten. Obwohl es erst Nachmittag war, waren schon zahlreiche Fans vor Ort, sodass es für die erste Welle keine Bändchen mehr gab. Schade, aber egal. Die Foo Fighters packen einen live auch am letzten Bierstand des Geländes.
Apropos Verköstigung. Es gab unglaublich viele Essensstände. Und trotzdem waren die Schlangen dennoch verdammt lang. Für einen lausigen Burger stand man gleich zweimal an: einmal zum Bestellen und Bezahlen und einmal zum Abholen. Während man also noch in der Schlange wartete, spielte bereits die erste Vorband Wolf Alice aus London. Die Indierockband schien, ähnlich wie die zweite Vorband The Kills, nicht wirklich beim Publikum anzukommen. Vielleicht waren die meisten aber auch einfach immer noch zu sehr damit beschäftigt, sich um ihr leibliches Wohl zu kümmern. Auch die Bier- oder Merchstände waren brechendvoll. Denn Merch wurde an diesem Abend verdammt oft gekauft. Gefühlt jeder zweite Besucher lief mit einem Foo Fighters Shirt rum. Ob neu oder alt, so viele Leute hatte ich noch nie auf einem Konzert mit jeweiligem Bandshirt gesichtet.
Foo Fighters feuern einen Hit nach dem anderen raus
Dann war es endlich so weit und die Foo Fighters betraten gegen 20 Uhr die Bühne. Wie immer schrammelten die Herren erstmal ihre Gitarren und Dave Grohl lief von einem Bühnenrand zum anderen, um die Menge schon mal einzuheizen. Musikalisch starteten sie ihr Set schließlich mit „Run“, gefolgt von „All My Life“, wo selbst im zweiten Wellenbrecher ein kleiner Pogo gestartet wurde – sehr zur Freude meiner Bühnensicht, immerhin hatte die sich nach einem Tanz durch den Pogo verbessert. Dennoch, bei einem Konzert einer solchen Größenordnung hast du einfach kaum eine Chance als relativ kleiner Mensch die Bühne zu sehen, wenn du nicht gerade im ersten Wellenbrecher stehst. Aber zum Glück gibt’s Leinwände, welche übrigens deutlich größer waren, als bei Rock im Park. Apropos Konzertgröße. Die Band selbst schien ein bisschen überwältigt davon zu sein, wie viele Leute tatsächlich gekommen waren. Es stellte sich heraus, dass es die größte Foo Fighters Show in Deutschland war, die sie jemals gespielt haben. Dave Grohl und sein Drummer Taylor Hawkins scherzten dann auch kurz, welche Band wohl nach ihnen spielen würde. „U2?“ lachte Grohl. Nein, Bono und Co blieben an diesem Abend Zuhause. Stattdessen feuerten die Foo Fighters ein 2,5 stündiges Set raus.
Ich hatte ein bisschen die Bedenken, dass sie dasselbe Set wie bei Rock im Park spielen würden. Doch dem war nicht so. Klar, die meisten Songs blieben, aber es gab auch Überraschungen. So z.B. den Song „La Dee Da“, bei dem The Kills-Sängerin Alison Mosshart zur Gesangsunterstützung auf die Bühne kam. Auch „Wheels“ hatten sie mal wieder mit im Gepäck. Denn laut eigener Aussage spielen sie diesen Song nur in Deutschland, weil ihn aus einem unerklärlichen Grund nur dort die Leute kennen und dann mit diesem lustigen Akzent völlig falsch mitsingen würden, scherzte Grohl. Gesagt, getan. Ansonsten spielten die Foo Fighters Hits, Hits, Hits. Denn davon haben sie inzwischen erstaunlicherweise ziemlich viele. Und dennoch versuchen sie, laut Grohl, immer wieder Songs von allen Alben auf ihren Konzerten zu spielen. So wurde dann abgefeiert zu „The Pretender“, „Learn To Fly“ oder „Monkey Wrench“, ehe zu „Dirty Water“ wieder neuere, ruhigere Töne angespielt wurden.
Dave Grohls persönlicher Beyonce-Moment
Zwischendurch erzählte Grohl immer mal wieder lustige Geschichten. So hatte er am Mittag einen Weinladen namens „Gröhl“ gesichtet und lud alle Anwesenden dazu ein, am nächsten Tag einen Wein auf seinen Namen zu bestellen. „Say ‚I know Dave Grohl’“ witzelte er. Einige Fans nahmen ihn beim Wort und gingen tatsächlich am nächsten Mittag zum besagten Weinladen. Der Besitzer wusste von nichts, gab dann aber doch jedem einen Wein aus. Und später kam dann tatsächlich noch Dave Grohl himself vorbei, um sich beim Inhaber über die Verköstigung seiner Fans zu bedanken. Was eine tolle Geschichte. Solche Rockstars gibt’s heute wohl kaum noch.
Einen weiteren Rockstarmoment hatte Dave Grohl dann noch, als er alleine auf dem riesigen, in das Publikum ragenden Steg, stand. Während der Wind ihm durch die Haare wehte, hatte er nur einen Gedanken. „I’m feeling like Beyoncé right now“ lachte er „And I like it!“. Anschließend sollten alle den Song „My Hero“ für Beyoncé singen. Nach Taylor Hawkins erneutem Queen-Moment mit „Under Pressure“ (es gibt wohl kaum jemanden, der die Freddie Mercury Posen und Immitationen so gut drauf hat, wie Hawkins!), wurden zu „Best Of You“ noch einmal alle Emotionen rausgeschrien, ehe „Everlong“ als Hymnen-Rausschmeißer agierte. Pünktlich um 22:30 Uhr war dann Schluss. Das nächste Mal wollen sie noch länger spielen, so Grohl, doch heute würden sie ihn nicht lassen. Aber 2,5 Stunden spielen ja heutzutage schon die wenigsten Bands.
Heimweg länger als ein Foo Fighters Konzert
Anschließend hieß es dann den Heimweg antreten. Und genau das gestaltete sich diesmal leider viel schwieriger, als beim Hinweg. Denn auch wenn alle Straßen rund um die Trabrennbahn gesperrt waren, sodass alle 60 000 Menschen zu Fuß den Weg zu den S-Bahnstationen antreten konnten, so fing an den Stationen selbst das Chaos erst an. Lange Schlangen bereits auf der Straße, gefühlt kein Weiterkommen zum Gleis. Klar, Ordner ließen nur eine gewisse Anzahl an Menschen auf die Gleise, was natürlich der Sicherheit diente und auch richtig war. Dennoch hätte der HVV deutlich mehr S-Bahnen (wie im Vorfeld bereits angekündigt) schicken können. Klappte aber nur semigut. Nach eineinhalb Stunden befand man sich dann schließlich in einer S-Bahn, welche dummerweise nur bis Altona fuhr und nicht zum Hauptbahnhof. Alle folgenden Züge waren natürlich brechend voll. Manche kapitulierten schon und wollten ein Taxi nehmen. Andere standen schweißgebadet auf dem Gleis und suchten verzweifelt in ihrer Bahn-App eine Verbindung ins Umland von Hamburg, was sich nachts um eins als nicht gerade leicht herausstellte. Ganze drei Stunden nach Konzertende (also länger als ein Foo Fighters Gig!) kam man dann am Hotel an. Doch die Laune konnte das nicht schmälern. Die Fahrt nach Hamburg war es allemal wert. Manche Fans kamen sogar aus Norwegen, Polen oder gar USA und England nach Hamburg!
Die Foo Fighters sind momentan einfach eine der besten und größten Rockbands, Dave Grohl hat durch Nirvana inzwischen erst recht Legendenstatus und wirkt dabei gar nicht unbedingt wie ein großer unnahbarer Rockstar, wenn er wieder lustige Geschichten auf der Bühne zum Besten gibt. Wir hoffen, dass die Band im Herbst oder Winter noch einmal für ein paar Hallenkonzerte zurückkommt!
Credits Foo Fighters Video: Stromgitarre
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