Eine Frage, die sich definitiv nicht mehr stellt ist, ob Jan Delay ein guter Entertainer ist. Der Mann im stets feinen Zwirn und seine Disko No 1 gehören zum Feinsten, was deutschprachige Musik derzeit live zu bieten hat. Musikalisch topp, immer schick mit Hut und Sonnenbrille und einem losen Mundwerk geht es fröhlich durch den Abend. Jan Delay & Disko No 1 halten, was sie versprechen, geschwitzt wird vor und auf der Bühne mindestens gleichermaßen. Was Delays Backgroundsängerinnen da an Tanz- / und Singprogramm abliefern ist im Übrigen mindestens einer Erwähnung wert, es ist nämlich der absolute Wahnsinn. Vielleicht könnte man daraus ein Fitnessbootcamp kreieren. Einen Liveauftritt Jan Delay & Disko No 1 und einfach alles mittanzen und mitsingen, was die drei Ladys auf der Bühne so machen. Ich bin mir sicher, ich würde keine halbe Stunde durchhalten. Hut ab!

Aber zurück zum Wesentlichen: Es war verdammt heiß im Tollwoodzelt, das proppenvoll und so gut wie ausverkauft war. Bei so viel Hitze macht auch gerne mal die Technik schlapp, es erwischte an diesem Abend gleich zwei Mikrofone vom „Chefstyler“ persönlich, die der feucht-tropischen Wärme nicht standhalten konnten. Macht nichts, schnoddrig die Band in einen Endlosloop aus Reggaebeats geschickt und mit „die wollen nicht Fußball schauen, die schinden Zeit“ einfach lässig abgewartet. Irgendwann funktionierte das Ding dann auch wieder und weiter gings mit allen Hits wie „Feuer“ und „Oh Jonny“ und M*Sync, wie Delay das Münchener Publikum augenzwinkernd taufte, sang und tanzte so gut es bei der Hitze eben ging. Aber wer holt bei einem Medley aus Macklemore, Rage Against the Machine und den Beastie Boys nicht das Letzte aus sich heraus? Wer tanzt nicht bis zum Umfallen, wenn „Vergiftet“ mit dem Instrumental von von Blurs „Song 2“ unterlegt wird? Wer springt nicht bei „Klar“ auf und ab und rappt „Türlich, türlich“ begeistert mit, auch wenn es unerträglich heiß ist? Man muss tanzen und feiern. Einen andächtigen Moment gibt es auf einem Jan Delay Konzert aber immer – „Hoffnung“ heißt das Lied, das neben einem wunderbaren Text wohl einen der schönsten Sing Alongs hat, den man sich nur denken kann. Live vom Publikum gesungen ist das einfach unfassbar schön und sorgt für Gänsehaut.
Trotz oder vielleicht gerade wegen des mehr als unglücklichen Konzertzeitpunkts während dem Halbfinalspiel der deutschen Fußballnationalmanschaft war die Stimmung Bombe. Delay nutzte die doch ehr suboptimale Lage des Konzertes absolut geschickt für sich, brachte immer mal wieder einen losen Fußballwitz ein und freute sich dann aber doch sichtlich, als er im „Islandstyle“ mit rhythmischen Klatschen und den typischen „Huah“ -Rufen zur Zugabe aufgefordert wurde. Das war wiederum ganz im Sinne des Großmeisters.
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