„Wie kannst du mich denn so, fehlerhaft wie ich bin, lieben.“, schallt es leise durch das Hansa 39. Maeckes und seine Band haben inzwischen aufgehört zu spielen und hören dem Chor, den das Publikum gebildet hat, zu. Immer und immer wieder wird dieser Versteil des Liedes „Unperfekt“wie ein Mantra wiederholt, bis er langsam abbricht und von Maeckes nur ein leises „Dankeschön“ zu hören ist. Spätestens in diesem Moment wird klar, wie schön so ein Maeckeskonzert wirklich ist.
Die Erwartungen vor dem Konzert waren verdammt hoch, hat sich doch das im Oktober veröffentlichte zweite Studioalbum Tilt als eines der Highlights des Jahres entwickelt. Entsprechend neugierig gemacht hat dann auch die Liveumsetzung. Schon der Opener „Der Misserfolg gibt mir Unrecht“ macht klar: Das wird heute ein sehr guter Abend. Maeckes hat auf der Bühne Tristan Brusch und Äh Dings dabei, die ebenfalls auch schon für das Album mitverantwortlich waren. Eine Kombination, die nicht nur im Studiokontext sondern auch live ganz wunderbar harmoniert. Es mag vielleicht kitschig und schrecklich abgedroschen klingen, aber Maeckes versteht es, eine angenehme Atmosphäre zu erschaffen, die trotz der teils eher schweren Songs immer einen leichten Vibe hat.
Konzert mit Fuck You Meditation
Schon zu Beginn bekommt das Publikum eine Aufgabe gestellt: Sobald der anstelle eines Backdrops auf der Bühne angebrachte Smiley im Tiltdesign zu leuchten beginnt, soll das Publikum lachen. Möglichst falsch und hämisch. Das Ganze dient zum Amüsement des Lichtmanns und vor allem dazu, dass Maeckes sich auf der Bühne unwohl fühlen soll. So schallt immer wieder in absurdesten Momenten ein Lacher durch die sehr gut gefüllte Halle. Allerdings erfüllt das Ganze nicht unbedingt seinen Zweck, zumindest scheint es nicht so, als würde sich Maeckes auf der Bühne auch nur eine Sekunde unwohl fühlen, vielmehr tanzt er sich mit Leib und Seele durchs Programm. Für ganz ehrliche Lachern im Publikum sorgt die „Fuck You Meditation“, die für ein doch etwas anderes inneres Gleichgewicht sorgt. Maeckes selbst nutzt die Zeit, in der im Hansa 39 meditiert wird dazu, kurz von der Bühne zu verschwinden, sich seines sonnengelben Anzugs zu entledigen und den Rest des Konzerts entspannt im T-Shirt zu absolvieren.
Schwung in die Kiste
Spontan schiebt Maeckes zusätzlich noch ein paar Songs von „Die Orsons“ ein, etwas, das er sonst nicht tut. Damit beweist er ein sehr gutes Gespür für sein Publikum, die es sichtlich genießen, die Lieder mitzurappen. Begeistert und textsicher übernehmen einzelne Zuschauer die Parts von Bartek und Co, was die Stimmung noch einmal deutlich löst. Besonders interessant ist übrigens die Maeckes-Version von „Schwung in die Kiste“ gewesen. Sein tanzbares Highlight findet das Konzert übrigens bei „Partykirche“. Von einer kleinen Wall of Death bis zu begeistertem Singen, alles geht bei diesem Lied. „Ihr sollt keine anderen Rapper neben Maeckes haben“ tönt es durchs Hansa 39, gefolgt von begeistert gebrülltem „Seht ihn an, er versucht übers Wasser zu schreiten“, während Maeckes von seinem Publikum wörtlich auf Händen getragen wird. Spätestens jetzt ist das Publikum endgültig wach und genießt die erstmalige Live-Uraufführung von „Irgendniemand“.
Zum Schluss gibt es noch ein kleines Schmankerl: Edgar Wasser unterstützt Maeckes bei „Gettin‘ Jiggy with it“ als Specialguest auf der Bühne. Ein kleines Geheimnis wird an diesem Abend auch noch gelüftet: Gemeinsam mit Edgar Wasser wird es in naher Zukunft noch einen Remix zu diesem Lied geben. Offiziell ist das aber noch nicht.
Rückblickend wird klar: Der Hype um Tilt ist gerechtfertigt. Genauso gerechtfertigt ist auch die Aussage „Maeckes ist live so toll und so sympathisch“, wie mir ein Mädchen vor Konzertbeginn erklärt hat, denn diese Aussage fasst das Konzert tatsächlich ziemlich genau zusammen: das Konzert glänzt durch die zurückhaltende, aber extrem sympathische Bühnenpräsenz von Maeckes. Es macht verdammt viel Spaß, ihm, Tristan Brusch und Äh Dings zu lauschen. Maeckes schafft es, genau dieses besondere Gefühl, das Tilt beim Hören auslöst eins zu eins auf die Livebühne zu übertragen. Die kleinen Feinheiten, die das Album ausmachen funktionieren tatsächlich live genauso und das ist ziemlich wunderbar. Gerne und jederzeit wieder!
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