Gut gefüllt ist das Hansa 39 an diesem Abend. Kein Wunder, Blond stehen auf der Bühne und wer sich auch nur ein kleines bisschen im Business auskennt, dem ist klar: Ein Geheimtipp ist das Trio aus Chemnitz nicht mehr. Dafür haben die drei, die ihre Band bereits im Kinderzimmer gegründet haben schon zu viele Meilen hinter sich gebracht. Begonnen mit Auftritten auf dem heimischen Kosmonaut Festival bis hin zur Vorband von Kraftklub – die drei wissen live zu gefallen und verstehen ihr Handwerk mehr als nur gut.
Zwischen Songs aus ihrem Debutalbum „Martini Sprite“ gibt es auch für eingefleischte Blondinators einen feinen Happen namens „Books“. Dazu werden noch ein paar Coverhits von den Backstreet Boys und Kelly Clarkson gepackt und schon ist der bunte Mix für den Abend perfekt. Musikalisch haben Blond ihren eigenen Stil inzwischen gefunden, inhaltlich positionieren sich die drei Musiker stark. Von Mansplaining ist die Rede („Thorsten“) und den Qualen der Periode, Schmerzen, die jede Frau kennt. Bunt mixen Blond Themen, mit denen sich vermutlich hauptsächlich eine weibliche Fangruppe identifizieren kann. Manchmal sprechen einem Nina und Lotta schlicht aus dem Herzen, man fühlt sich verstanden und Teil der Gang. Wer kennt den unendlichen Swipemarathon und die desillusionierenden Dates nicht? Da hilft auch eine elf Minuten Parshipgarantie nicht, es bleibt nur die Erkenntnis, die auch Nina und Lotta treffen: Allein ist man eigentlich immer besser dran. Und sei es nur für den großen Zwei Personen-Eisbecher, den man sich allein einverleibt. Angenehm unaufdringlich und mit einer guten Portion Humor verpacken sie ihre Message. Und so Leid es uns tut: Recht haben sie einfach.
Auch musikalisch haben Sie ihren Weg inzwischen gefunden. Von ihrer sehr Indie-lastigen ersten EP haben sie sich zu einer Band gemausert, die einen ureigenen Stil mit Wiedererkennungswert hat. Live funktioniert das ganz wunderbar, was unter anderem auch an Johann liegt, der die Basis für Blonds Sound bildet. Die Musik ist tanzbar und vor allem mitsingbar. Bei „Spinaci“ bildet sich sogar spontan eine kleine Wall of Death. Läuft bei Blond. Genauso gut laufen auch ihre unzähligen Outfitwechsel, ein kleines Gimmick, das sie sich aus ihren Anfangstagen beibehalten haben und auch im Münchener Hansa 39 für Applaus sorgt. Ebenso auch ihre kleinen Zaubertricks, die sie mit Hingabe auf der Bühne präsentieren. Ganz nebenbei zaubert Nina einen kleinen Blumenstrauß. Ihre Leichtigkeit haben Blond nicht verloren, sie machen heute noch genauso viel Spaß live, wie damals, mittags auf dem Festival. Völlig resistent gegen irgendwelche Businesserwartungen machen die Drei einfach, worauf sie Bock haben und genau das lässt ihre Show so ultra sympathisch wirken. Mit dem einzigen Unterschied: Musikalisch haben sie sich in eine verdammt gute Richtung weiterentwickelt.
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