Wer ist eigentlich dieser Faber? Muss man ihn kennen? Oder ist das wieder nur so ein dahergelaufener Musiker, der sich ein bisschen Ruhm und Medien erkauft, in dem er ganz dreist und pseudolaut mit bösen Wörtern spielt. („Warum, du Nutte, träumst du nicht von mir“) Einfach nur um des Schockierens willen und weil es Aufmerksamkeit bringt. Irgendwas muss aber an der Sache dran sein, schließlich wird Faber seit gut einem Jahr in den Songwriterhimmel gelobt. Zeit also, sich den jungen Schweizer von Nahem anzusehen.
Musikalisch versiert
Mit seinen markanten, wuscheligen Haaren steht Faber in München auf der Bühne und es wird von vorn herein klar: langweilig wird dieser Abend mit Sicherheit nicht. Dafür ist Fabers Band viel zu versiert. Ganz entspannt schütteln sie hier ein Tangoarrangement ( „In Paris brennen Autos“) aus dem Ärmel oder spielen sich durch weitere diverse musikalische Stilarten. Von Polka über Chanson bis Balkandisko ist alles dabei. Ganz ehrlich? Die Lockerheit, mit der diese Variabilität präsentiert wird, ist ziemlich beeindruckend.
Faber und die selbstproklamierte Weltmusik
So langsam wird klar, warum Faber selbst seine Musik als „Weltmusik“ bezeichnet. Er klaut sich seine Einflüsse überall zusammen und baut aus ihnen einen bunten Soundflickenteppich. Das ist für den Hörer im ersten Moment etwas anstrengend, macht aber Spaß. Man begibt sich auf eine musikalische Reise, begleitet von Fabers Songs wie „Es wird ganz groß“, „Bratislava“ oder „Sei ein Faber im Wind“. Die Band agiert fein, setzt passende Akzente mit Akkordeon, Posaune und Cello und packt bisweilen ordentlich Drive in den Abend. Musikalisch ist das großes Kino, was Janos Mijnssen (Bass/ Cello) Goran Koč (Keyboard/Akkordeon) Max Kämmerling (Gitarre, Perkussion) und Tillmann Ostendorp (Schlagzeug/Posaune) auf der Bühne bieten.
Songwriter-Anarchie
Aber nicht nur musikalisch ist e ein feiner Abend. Auch Faber selbst besticht durch seine akzentuierten Texte. Er bringt diese teils völlig überspitzen Aussagen on point auf die Bühne, mit viel Herz für eine verquere Sprache. Ernste Themen und Gesellschaftskritik versieht er mit einem Augenzwinkern. So richtig ironisch wird es aber dennoch nie. Seine Herangehensweise an Texte ist ungewohnt und tut im ersten Augenblick ein bisschen weh. Aber das ist in Ordnung, so viel Anarchie muss es im Songwriting geben, um Neues zu erschaffen. Ein bisschen Punk steckt also in dem Schweizer. Faber versteht es, auf der Bühne durch seine Songs Geschichten zu erzählen, die einen mal hier hin, mal dort hin mitnehmen. Beim Zuhören beginnen die Gedanken zu schweifen und irgendwie gibt spätestens jetzt auch die bunte Musikmischung Sinn, sie unterstreicht dieses Gefühl sogar noch. Man ist gemeinsam mit Faber in seiner Gedankenwelt unterwegs.
Sollte man kennen, diesen Faber
Nach einem Konzertabend verlassen wir die Halle also ein bisschen geläutert. Nein. Faber ist nicht das Kasperl mit dem bösen „N-Wort“, der nur ein bisschen Fame kassieren möchte. Er ist ein feiner Songwriter, der seinen Job verdammt gut im Griff hat und statt Konservenmusik tatsächlich Kunst macht. Also ja. Man sollte Faber kennen. Man muss es eben wollen.
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