Zum 35. Mal fand vom 07.-11.08. das Open Flair Festival in Eschwege statt. Wer schon mal da war weiß, dass es sich dabei im Grunde um ein riesiges Stadtfest handelt. Denn anders als bei den großen Festivals wie Rock am Ring oder Hurricane findet das Open Flair nicht auf irgendeinem Acker abseits der Zivilisation oder auf einer Rennstrecke statt, sondern mitten in der Kleinstadt. So gemischt ist dann auch das Publikum: von Teenies, über Familien mit Kindern bis hin zu Senioren, die sich die Konzerte von u.a. den Fantastischen Vier, den Toten Hosen, The Offspring und Bullet For My Valentine nicht entgehen lassen wollen. Noch dazu scheint irgendwie jeder in der Stadt involviert zu sein. Supermärkte haben ihr Sortiment festivaltauglich angepasst, an vielen Ecken verkaufen kleine Läden oder Bars Bier oder Essen an die Festivalbesucher und irgendwie haben alle eine gute Zeit. Da ist die bunt beleuchtete Altstadt im Dunkeln eigentlich nur noch das i-Tüpfelchen.
Fast eine Woche Partystimmung beim Open Flair
Musikalisch hatte das Flair dieses Jahr auch so einiges zu bieten. Bereits Mittwoch und Donnerstag spielten u.a. Muff Potter, The Subways und die Donots. Freitag gab es auf der Hauptbühne ein ziemlich abwechslungsreiches musikalisches Programm. Nachmittags haben wir mit Nothing But Thieves eine neue Band für uns entdeckt. Vor allem der eher unscheinbare Sänger Conor Mason prägt mit seiner kraftvollen, melancholischen Stimme den Sound der Band. Das Publikum hatte Spaß und hat die von der Security verteilten Wasserbomben umhergeschmissen, ehe eine in Masons Teetasse landete. Der Sänger nahms mit Humor und beklatschte viel eher den kleinen Jungen, der gerade crowdsurfend zum Bühnengraben getragen wurde. Eins stand hier schon fest: an das eigentliche Crowdsurfing-Verbot hält sich hier niemand.
Regentanzen beim Open Flair mit Madsen
Anschließend sprangen Madsen für Good Charlotte ein, die ihren Auftritt vor einigen Wochen leider absagen mussten. Machte aber gar nichts, denn die Band um Sänger Sebastian Madsen weiß schließlich auch live zu überzeugen. Da hat dann auch der plötzlich einsetzende Starkregen der Stimmung keinen Abbruch getan. Das Publikum tanzte im Regen, sprang durch matschige Pfützen im Circle Pit und sang lauthals Songs wie „Lass die Musik an“, „Die Perfektion“ oder „Du schreibst Geschichte“ mit. Kurz spielte die Band aus dem Wendland dann auch noch „Lifestyles Of The Rich & Famous“ von Good Charlotte an -sympathisch.
Danach war der Regen dann auch egal und man konnte bei den Fantastischen Vier als Headliner gleich im Partymodus bleiben. Wer dann noch ein wenig Energie übrig hatte, konnte sich um Mitternacht die Leoniden an der Freibühne ansehen.
Dass das Open Flair auch immer dafür bekannt ist, nicht nur Musik für sein Publikum anzubieten, zeigen übrigens die zahlreichen kleineren Bühnen, auf denen u.a. Kabarettisten wie Florian Schröder oder Mundstuhl auftraten. Daneben gibt es sogar ein Kinderporgramm – so ist also für alle Generationen und Geschmäcker gesorgt.
Die Toten Hosen als Headliner beim Open Flair
Der Samstag bot auf der Hauptbühne schließlich wieder ein buntes Potpourri der Musiklandschaft. So spielten u.a. Sondaschule gefolgt von Eskimo Callboy, ehe Enter Shikari mit einem energetischen Set das Publikum völlig zum Schwitzen brachten. Sänger Rou Reynolds sprang samt Bassist Chris Batten in den Pit und spielte dort weiter. Zur Abkühlung holte die Security im Bühnengraben für das Publikum netterweise ab und an den Wasserschlauch raus. Die Band wiederum ließ sich auch von dem Fan, der kurzerhand auf die Bühne sprang, nicht stören und forderte die Menge bei „Live Outside“ nochmal auf, den Moment zu genießen.
Ein bisschen ruhiger, aber nicht weniger tanzlastig ging es schließlich bei Bosse zu. Vielleicht wiederholen wir uns, aber Aki Bosse ist einfach der positivste und bestgelaunteste Musiker, den wir je auf der Bühne gesehen haben. Und das gibt er auch an sein Publikum weiter. Wir hatten mit Bosse jedenfalls mit die „Schönste Zeit“ beim Flair.
Die Toten Hosen haben anschließend eines ihrer gewohnt guten Live Sets geboten. Campino sprintete über die Bühne und trank mit der ersten Reihe Schnaps. Noch dazu hatte die Setlist wirklich ALLE Songs, die man sich bei einem Hosen Konzert auch wünscht. Von „Hier kommt Alex“, über „Liebeslied“, „Bonnie & Clyde“ und natürlich „Tage wie diese“. Bester Moment: als der Junge neben uns zum Crodwsurfen hochgehoben und tatsächlich fast bis zur Bühne getragen wurde!
Open Flair überzeugt mit DIY-Mentalität
Das Open Flair hat uns aber nicht nur musikalisch, sondern auch im Gesamtpaket überzeugt. Man merkt die DIY-Mentalität der Veranstalter, es wirkt nicht wie ein durchorganisiertes Riesenevent, obwohl es nun mal trotzdem zahlreiche Besucher empfängt. Noch dazu haben die Veranstalter bereits im Vorfeld ihre Camper dazu aufgerufen, Müll zu reduzieren und haben dies im Vergleich zu den Vorjahren offensichtlich auch geschafft. Außerdem wurden in diesem Jahr so viele Spenden für Viva Con Agua gesammelt, wie noch nie zuvor beim Flair. Alles in allem also ein gelungenes Festivalwochenende auf einem Festival, das sich mit seiner Unkonventionalität zu Festivals wie dem Kosmonaut Festival einreihen kann.
Für das Open Flair 2020 gibt es bereits Tickets, die ihr HIER erwerben könnt.
Neben den Konzerten haben wir außerdem ein Interview mit Annisokay geführt, das ihr hier bald online lesen könnt.
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