Seeed sind zurück und damit unendlich viele Erinnerungen an die Teeniezeit. Jeder Seeed-Song löst Erinnerungen an durchfeierte Nächte aus, an Momente, in denen einem nach dem Abi die Welt zu Füßen lag und man das Gefühl hatte, man kann alles sein und alles werden, was man möchte. Das Konzert in der Münchener Olympiahalle war damit eine verdammte Zeitreise in die eigene Vergangenheit.
Seeed live grandios
Was Seeed live definitiv können: Emotionen und positive Vibes. Es dauerte ein bisschen, bis Peter Fox und Dellé das gewohnt zähe Münchener Publikum im Griff hatten, aber wehe dem, sie losgelassen! Nach etwa der Hälfte des Konzertes packten die Münchener ihre Tanzschuhe aus und von da an gab es kaum ein Halten mehr. Da wurde getanzt und gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr, selbst auf den Rängen der Olympiahalle saß niemand mehr. Geschuldet war das sicherlich auch der genialen Setlist, die Oldschool-Seeed Anhänger genauso happy machte, wie jüngere Zuhörer. Apropos jüngere Zuhörer: man könnte meinen, dass aufgrund der längeren Pause das Publikum mitgealtert wäre. Ist es nicht. Auf den Rängen tanzten auch siebenjährige zu den Dancehall Sounds aus Berlin. Musikalisch ist es ein absoluter Glanzpunkt des Konzertjahres, was die (grob gezählten) 14 Musiker da auf der Bühne leisten. Komplett neue Bandarrangements und Mash-ups, es ist ein Genuss für die Ohren. Von Klassikern wie „Music Monks“ und „Dickes B“, samt Justin Timerlake „Sexy Back“ Outro über Songs des neuesten Albums BamBam war alles dabei. Selbst Freunde von Peter Fox grandiosem Soloalbum „Stadtaffe“ kamen an diesem Abend auf ihre Kosten. „Schüttel deinen Speck“ war ebenso Teil der Setlist wie „Schwarz zu blau“. Es blieben an diesem Abend einfach keine Wünsche offen.
Positive Vibes only
Ein bisschen traurig war es dennoch, Seeed ohne Demba zu sehen, der 2018 überraschend verstarb. Dennoch zollten Seeed und die Besucher mit „You&I“ ihren Tribut. Ganz schöne Gänsehautstimmung verbreitete sich da im Lichtermeer der Olympiahalle. Man hätte ein rührseligeres Lied erwarten können, das sich komplett am Verlust eines ihrer Frontmänner orientiert und eine ordentliche Portion Traurigkeit mitbringt. Das wäre auch angesichts Dembas tragischen und viel zu frühen Todes verständlich gewesen. Nicht so bei Seeed. Sie widmen ihrem verstorbenen Kollegen ein Konzert, das vor Lebendigkeit und Lebensfreude nur so strotzt. Zwei Stunden, die die Wehmut nur unterschwellig zulassen, sondern das Leben feiern wie es ist. Eine wunderbare Message, die Peter Fox und Dellé da in die Welt hinaustragen. Und so verbleibe ich. Irgendwo in meiner Teeniezeit. Und ja. Wenn ich Seeed höre, dann scheint die Welt plötzlich wieder groß und aufregend zu sein.
Photocredit: Erik Weiss
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