„Das ist der beste Ort der Welt“ sang Wincent Weiss mit etwas rauchiger Stimme an diesem lauen Sommerabend in der Kölner Lanxess Arena ins Mikro. Und irgendwie stimmte an diesem Satz einfach alles. Nachdem seit März alle Konzerte abgesagt wurden und auch Festivals gecancelt sind, hatte man ja die Hoffnung schon fast ganz aufgegeben. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Konzerte gehen eben auch unter Corona-Bestimmungen. Knapp 900 Fans kamen jeweils an vier Tagen in die Kölner Lanxess Arena, um Wincent Weiss zu sehen. Er startete damit eine Reihe von Konzerten, die in der Arena in den nächsten Wochen folgen werden.
Tanzen in Plexiglasboxen
Das Konzept ist durchdacht: Im Vorfeld konnten Fans Tickets für Plexiglasboxen im Innenraum erwerben und bekamen auch direkt mit den Tickets den dazugehörigen Eingang genannt. So konnte sichergestellt werden, dass nicht alle Zuschauer über denselben Eingang in die Halle kamen. In den Boxen, die mit Abstand um die Bühne im Innenraum herum platziert waren, durften maximal vier Personen nebeneinander Platz nehmen. Manche Fans hatten sich im Vorfeld offenbar schon überlegt, wie sie ihre Box pimpen können und bunte Lichtergirlanden um ihre Box gehangen. Wieder andere hatten Plakate auf denen Sprüche standen wie „Scheiß auf den Prinz mit dem Gaul, wir wollen den Sänger auf der Bühne!“ – zugegeben, da stimmen wir dezent zu! Wincent Weiss ist schließlich ziemlich charming.
Wer nicht in einer der Boxen im Innenraum Platz fand, saß mit Abstand auf dem Unterrang der Arena. Dennoch war das Bild einer doch recht leeren Halle gewöhnungsbedürftig und zu Anfang erinnerte es eher eine Fernsehshow, als an ein Konzert, das da folgen würde. Ein bisschen skeptisch waren wir schon, auch ob der ganzen Abstandsregeln. Doch hier hatte der Veranstalter wirklich gute Arbeit geleistet und die Wege sichtbar markiert, Ordner geschult und mit Niklas & David zwei sympathische Podcaster dazugeholt, die dem Publikum vor und nach dem Konzert auf unterhaltsame Weise ein paar Regeln zum Ablauf vortrugen. Das Publikum hielt sich an alles. Top!
Wincent Weiss gratuliert Fan mit Abstand
Wincent Weiss stürmte schließlich mit Mundschutz die Bühne und spielte direkt „Kaum erwarten“ – ein durchaus passender Song für den Abend. Schließlich konnte es vermutlich jeder nicht erwarten, endlich mal wieder auf einem Konzert zu sein. Und Wincent Weiss versteht es ja auch, sein Publikum ein bisschen zu entertainen. Zwar war das Set deutlich gekürzt im Vergleich zur Hallentour im Winter, aber dennoch ließ er es sich nicht nehmen, zwischendurch mal ein paar lustige Sprüche zu klopfen oder einem Fan persönlich zum 18. Geburtstag zu gratulieren – natürlich mit Abstand von der Bühne aus. Auch wenn wir uns persönlich musikalisch ein etwas anderes Konzert nach Corona gewünscht hätten, muss man sagen, dass allein die Tatsache, mal wieder auf einem Konzert gewesen zu sein, uns schon ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Denn der typische Vibe war einfach endlich wieder da. Dieses Vorfreudegefühl, wenn man sich auf den Weg zur Halle macht, das Warten nach dem Voract und die schwitzige Luft in der Halle! Endlich wieder Konzertluft schnuppern – das geht auch unter Corona-Bedingungen. Und wer weiß, vielleicht wird das ja das neue Konzertkonzept für die nächsten Monate.
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