„Applaus, Applaus, für deine Art mich zu begeistern. Hör niemals damit auf!“ Die Sportfreunde Stiller verwandelten mit diesem Zitat den Münchener Königsplatz in ein Lichtermeer und sorgten dabei für eine einzigartige Gänsehautstimmung. München leuchtet sprichwörtlich, durch seine Helfer, die seit Wochen unermüdlich die ankommenden Flüchtlinge unterstützen. Genau für diese Menschen ist auch der heutige Abend gedacht. Für all jene, die seit Wochen unermüdlich ehrenamtlich arbeiten, aber auch genauso für alle Menschen, die nach einem langen und beschwerlichen Weg in Deutschland angekommen sind.
Eine große Schar an prominenten Gästen hatte es sich an dem kalten Herbstabend nicht nehmen lassen, persönlich „Danke“ zu sagen. München ist bunt und ebenso abwechslungsreich gestaltete sich auch das Programm des Konzertabends. Neben den Mitorganisatoren, Sportfreunde Stiller, hatten unter anderem auch Wanda aus Wien, Bosse, Blumentopf, Fettes Brot und auch die Donots ihren Weg nach München gefunden. Auch der Münchner Comedian Michael Mittermeier sowie der Münchner Soziologe Prof. Dr. Nassehi waren Teil des Abends. Der Beginn gestaltete sich jedoch als holprig. Mit gut 40 Minuten Verspätung ließ es sich der Münchner Oberbürgermeister Reiter nicht nehmen, gemeinsam mit der Band Dreivierteltakt das Konzert zu eröffnen. Er sei sehr stolz auf das sensationelle Bild, das München in die Welt hinaus sende und damit allen Drohgebärden und Horrorszenarien als eine große Lüge strafe. „Wir werden weiterhin ein freundliches Gesicht zeigen, das ist mir wichtig. Ich bin überzeugt: Wir schaffen das“, so Reiter. Auch Neu-Münchner Joko Winterscheidt zeigte sich beeindruckt und machte deutlich: Er ist stolz, in dieser Stadt zu wohnen. Mit launigen Witzen hielt er das Publikum bei Laune, sorgte während der Umbaupause für einige Lacher und führte dabei glänzend durch das Programm. Für den ersten Höhepunkt des Abends sorgte die Ibbenbürener Band Donots, die mit ihrer Single „Dann ohne mich“ ein klares und durchaus politisch zu verstehendes Signal sendete. Dass die Westfalen aus ihrer politischen Gesinnung grundsätzlich keinen Hehl machen und gerne ihre Stimme erheben, zeigte sich, als Sänger Ingo Knollmann kurzerhand ein Banner einer Zuschauerin ausborgte. „Refugees Welcome“ stand darauf geschrieben, eine Aussage, die wohl jeder der 20.000 Zuschauer unterschreiben konnte. Den wohl emotionalsten Auftritt des Abends hatte aber der syrische Musiker Aiham Ahmed. Geboren ist Aiham Ahmed in Jamuk, einige Kilometer südlich von Damaskus. Er ist studierter Musiker, hat in einem syrischen Lager für palästinensische Flüchtlinge gelebt und dort inmitten der Trümmer Konzerte gegeben. Heute steht er gemeinsam mit Judith Holofernes auf der Bühne und spielt „Land in Sicht“, ein Cover der Band Ton Steine Scherben. Ein passenderes Lied gäbe es nicht für einen solchen Anlass, wie diesen, so Holofernes. Es ist ein spezieller Moment, der neben all dem Spaß, den das Publikum an diesem Abend mit ausgesprochenen Partybands, wie Fettes Brot hat, doch nachdenklich stimmt und den Grund des Abends noch einmal in den Vordergrund rückt.
Für den letzten Auftritt des Abends gab sich niemand geringeres als Herbert Grönemeyer selbst die Ehre. „Mia san mia. Jetzt samma mehr und das ist gut so“. Mit diesem Statement traf Grönemeyer den Nagel auf den Kopf und beendete den Konzertabend mit seinem Song „Mensch“. Er konnte sich einen kleinen politischen Seitenhieb auf die CSU nicht verkneifen, indem er den Inhalt eines alten Wahlplakats der Partei verlas und darauf hinwies, dass diese damals propagierten christlichen Werte inzwischen wohl verloren gegangen seien.
„Applaus, Applaus!“ sendeten die Sportfreunde Stiller an all die helfenden Hände der vergangenen Wochen. „Hör niemals damit auf“, ein Appell an alle Anwesenden, ihre unermüdliche Arbeite nicht einzustellen. Es war ein besonderer Abend, mit vielen Gänsehautmomenten und Eindrücken der Einigkeit, des Zusammengehörigkeitsgefühls. „Ein schöner Abend, der noch einmal deutlich macht, dass München die Flüchtlinge Willkommen heißt. Aber es war auch eine schöne Geste, aller Bands, die hier aufgetreten sind. Es ist schön zu sehen, dass hier alle gemeinsam feiern und zusammen stehen. Manchmal hatte ich ziemlich Gänsehaut, einfach weil es so intensiv war“ fasste eine Besucherin das Konzert treffend zusammen.
Schreibe einen Kommentar