Das Wetter meinte es am zweiten Tag vom Chiemsee Summer noch besser mit uns und bescherte eine angenehme Hitze mit sehr viel Sonnenschein. Die Badeshuttles zum Chiemsee standen vermutlich nicht eine Minute still. Doch auch auf dem Infield wurde am Donnerstag viel geboten. In der Nachmittagshitze spielten Brian Fallon & The Crowes ein entspanntes Set zum Sonnegenießen und Entspannen. Danach folgte eine interessante musikalische Mischung bis zum späten Abend am Wilden Kaiser: Donots, Parkway Drive, AnnenMayKantereit, Sportfreunde Stiller.
Schon am Mittwochabend freuten wir uns ein kleines bisschen, als wir die Nachricht bekamen, dass Wanda aus Wien krankheitsbedingt absagen mussten, dafür aber die Donots aus Westfalen einsprangen. Dass ihr Konzert tatsächlich sehr spontan für die Band kam, sah man dann daran, dass sie teilweise selbst Soundcheck machten, sich einen Teil ihres Equipments von Parkway Drive leihen mussten und dass sie kein eigenes Backdrop dabei hatten. Doch das machte überhaupt nichts, denn die Donots improvisierten einfach und bekamen ein Donots-Shirt von einem Fan aus dem Publikum, das sie dann stolz auf einem Kleiderbügel als Backdrop hochzogen. Dafür gibt’s schon mal die volle Punktzahl für Kreativität von uns und ein Lob für das wohl schönste Backdrop des Festivals. Dabei zeigten die Ibbenbürener auch, warum sie als eine der coolsten Livebands aus Deutschland gelten. Sympathisch und mit viel Humor schafften sie es, das Publikum in kürzester Zeit für sich zu gewinnen und packten neben ihren Smashhits wie „What ever happend to the 80s“ oder „We’re not gonna take it“ auch die Songs ihres neuesten Albums Karacho aus. Highlight des Konzertes war aber wahrscheinlich, als sich Sänger Ingo Knollmann zu den Fans in den Circlepit begab und dort im Epizentrum des Geschehens „Kaputt“ performte. Aufgrund des Mikrofonkabels wurde das Ganze dann auch zu einer recht sportlichen Limbotanzveranstaltung, aber das machte die Aktion nur noch lustiger. Einen absoluten Gänsehautmoment bescherte dann „So long“, als allerletzter Song des Konzertes: Das Publikum sang lautstark den Refrain, noch weit nach Konzertende, als die Donots unter lautem Applaus schon längst die Bühne verlassen hatten. Die Westfalen hatten sich eindeutig in die Herzen aller gespielt und wir sind selig begeistert!
Anschließend gab es eine ordentliche Mischung Metal- und Hardcore aus Australien von Parkway Drive. Der Circlepit, der bei den Donots schon gut bearbeitet wurde, breitete sich hier noch mehr aus. Und Sänger Winston McCall versteht es eben auch, die Massen zu animieren. Selbst, wer absolut nichts mit der Musik von Parkway Drive anfangen kann, musste zugeben, dass die Herren wirklich eine 1a-Show hingelegt haben. Direkt beim Opener „Destroyer“ vom aktuellen Album IRE flog zunächst ein Vorhang zu Boden, ehe Luftschlangen von der Bühne gesprüht wurden. Und genau die hingen dann auch noch die restliche Zeit an sämtlichen Scheinwerfern, Boxen oder am Schlagzeug, sodass man bei den Pyroeinlagen schon Angst haben musste, dass es irgendwann Feuer fängt. Aber es stand ja nicht umsonst die Feuerwehr am Bühnenrand und beobachtete das Spektakel ganz genau.
Neben weiteren neuen Songs spielten Parkway Drive aber auch immer wieder ältere Lieder, wie das melodiöse „Carrion“. Leider ließen sie unseren persönlichen Lieblingssong „Romance Is Dead“ weg, dafür kündigte Winston McCall irgendwann mit „Karma“ den schnellsten Song an, den wir an diesem Tag hören würden. Und damit hatte er vermutlich auch Recht, immerhin wurde es danach am Wilden Kaiser musikalisch eher etwas ruhiger. Die Masse ging jedenfalls mit und den Jungs auf der Bühne hat man den Spaß angemerkt. Parkway Drive machen das, was sie machen definitiv mit Leidenschaft – und Winston McCall sieht dabei auch noch verdammt gut aus.
Die Bühnentechniker hatten nach Parkway Drive deutlich Mühe, die Bühne von den ganzen rot-weißen Luftschlangen zu befreien, ehe AnnenMayKantereit ihr Set beginnen konnten. Hier gab es dann musikalisch wirklich eine komplette Kehrtwende. Das sah man übrigens auch am Publikum vor der Bühne, das sich vor dem Konzert von AnnenMayKantereit einmal komplett austauschte. Während die Metalfans sich eine Pause gönnten, fanden sich jetzt vermehrt junge Mädels am Wilden Kaiser ein. Und schließlich pünktlich zur Dunkelheit war es dann soweit, die Kölner betraten die Bühne und starteten mit „Wohin du gehst“ ihr Konzert beim Chiemsee Summer, das gleichzeitig auch ihr letztes Konzert in diesem Jahr war. Natürlich spielten sie die Songs von ihrem ersten Album Alles nix Konkretes, aber überraschten zwischendurch auch immer wieder mit Coverversionen. So beispielsweise das Bobby Hebb-Cover von „Sunny“, wo Henning Mays Stimme wirklich mal wieder hervorstach. Dennoch, wirklich viel passiert bei AnnenMayKantereit nicht auf der Bühne, dafür steht die Musik eben ganz für sich. Hier haben uns die Donots und Parkway Drive mit ihrer Spielleidenschaft zuvor dennoch deutlich mehr überzeugt.
Nach einer kleinen Verschnaufpause und einem Abstecher zu den sämtlichen Verkaufsständen, die es auf dem Festivalgelände gab, gönnten wir uns mit einem Cocktail in der Hand ein bisschen Moop Mama. Die Münchner Band spielte im Hochgern und das Zelt war bis oben hin voll, aber klar, schließlich spielte hier eine Lokalgröße. Ein weiteres kleines Heimspiel hatten die Sportfreunde Stiller, die Donnerstag als Headliner am Wilden Kaiser gastierten.
Im Oktober kommt ihr neues Album und in diesem Sommer bespielten die Sportis schon fleißig sämtliche Festivalbühnen des Landes. Mit im Gepäck hatten sie auch schon ein paar wenige neue Songs, ansonsten gab es eine gute Mischung aus altbekannten Liedern wie „Wellenreiten“, „7 Tage, 7 Nächte“ oder „Wunderbaren Jahre“. Hachja, da wurde man dann auch wieder zeitlich ein bisschen zurückversetzt und wunderte sich, wie gut man die Sporti-Texte nach all den Jahren doch noch auswendig mitsingen konnte!
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