Der 20. Januar 2017 stand eigentlich unter keinem guten Stern. Immerhin war in den USA „Inauguration Day“ und wir wissen ja alle, was in der Zeit danach folgte. Aber immerhin, einen kleinen Lichtblick gab es an diesem Tag dann doch noch: Dot Hacker haben ihr inzwischen drittes Studioalbum veröffentlicht, das auf den Namen N°3 hört.
Wir waren schon im Vorfeld sehr gespannt, was auf die Single „C-Section“ folgen wird.
Wie auch schon bei ihren Vorgängern klingt ihre Musik unkonventionell, anders als typische Pop- oder Rockmusik. Vorgefestigte Songstrukturen sucht man hier vergebens. Einen wiederkehrenden Chorus haben nur wenige Songs, was nicht bedeutet, dass sie nicht dennoch im Ohr und vor allem im Kopf bleiben.
Da wäre beispielsweise das gedankenverlorene „Found Lost“, was sehr ruhig beginnt und sich schließlich aber mit großem Pathos entlädt. Unterstützt wird die Band hierbei von der Violinistin Vanessa Freebairn-Smith, die bereits bei dem Vorgängeralbum How’s Your Process mitgearbeitet hat. Ähnlich auch „Mindwalk“, bei dem vor allem Eric Gardner’s Drums hervorstechen.
Dot Hacker wandern zwischen Dystopie und Melancholie
Textlich bewegen sich die Songs zwischen Melancholie und Dystopie, Emotionen pur, aber dennoch auch teilweise sehr düster. Diesmal ist der Gesang oft erst beim zweiten Hören wirklich zu verstehen und dann erst erkennt man auch die Wortspiele, die immer wieder benutzt werden und einem eine ganz eigene Interpretation des Textes offenlassen. “The race may be one/won by staying as far away as we can” (Forget To Smile).
Mit “Apt Mess” ist ein Song auf dem Album, der völlig neu für Dot Hacker zu klingen scheint. Musikalisch sehr aggressiv, Josh Klinghoffer geht auch stimmlich hier an seine Grenzen, nur um im nächsten Augenblick wieder mit hoher Kopfstimme unverständlich weiterzusingen. Es sind auch diese stimmlichen Gegensätze, die Dot Hacker ausmachen. Würde man ihre Songs in typische Songparts einteilen wollen, man würde dabei wohl scheitern. Es ist aber erfrischend, dass es heutzutage eben auch noch Musik gibt, die sich nicht den typischen Popsongstrukturen bedient.
Metaphorische Kunst in den Lyrics
Während einem die drei Blumen auf dem Albumcover zunächst ein positives Gefühl vermitteln, lassen viele der Lyrics auf N°3 einen in eine eher düstere Welt tauchen. Es geht vermutlich um Liebeskummer, Unzufriedenheit mit sich oder die Sicht auf die Welt. Alles immer wieder auch verpackt in schöne Metaphern, wie beispielsweise in „Cassandra“, was eine Anspielung an Kassandra aus der griechischen Mythologie zu sein scheint – Kassandra, die „Seherin“ und „Warnerin“.
“Will someone love me
Singularly
Sing along with me
Forget along with me
Cassandra’s warning”
Mit diesem Song haben Dot Hacker außerdem erstmals eine fast ausschließliche Pianoballade aufgenommen, die kurz vor Schluss mit einer unkonventionellen Akkordabfolge nochmal überrascht. Ähnlich auch das ruhige „Beseech“.
Liebe zum Detail
Alles in Allem erscheint das neue Dot Hacker Album mal wieder wie ein Stück Kunst, das man nicht mal eben zwischendurch beim Putzen hören kann. Zumindest nicht, wenn man es versuchen möchte zu verstehen und all die kleinen Details zu erkennen.
Generell scheint die Band gern auf die Liebe im Detail zu achten, so hat Klinghoffer nicht zum ersten Mal das Cover selbst gemalt. Bereits für ihre Single „Whatever You Want“ hat er ein vorhandenes Bild verändert.
Anders als bei all den Bands, in denen die vier Kalifornier zuvor gespielt haben, ist Dot Hacker ihr eigenes Projekt. Hier können sie sich ausleben und eben genauso frei arbeiten, wie sie es bei anderen Bands vielleicht nicht immer konnten.
“For a couple of guys in their mid to late thirties, all of us, to a similar degree, went through life never really finding that band that we really felt connected to, personality-wise, in a band you were really good friends with. For all of us, this is something really special.”(Quelle: Allmusic)
Bleibt abzuwarten, ob die Band dieses Mal die Zeit finden wird, ein paar Konzerte auch außerhalb der USA zu spielen. Zuletzt kamen sie immerhin für ein paar Konzerte nach Japan. Dot Hacker’s Musik würde garantiert auch wunderbar in kleineren Clubs in Europa funktionieren. Vermutlich liegt alles an Klinghoffer’s vollen Terminkalender mit den Chili Peppers, die ja immer noch auf großer Welttournee sind.
Denise Tramell says
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