„The heavy Entertainment Show“ – einen großen Tournamen hat sich Robbie Williams da ausgesucht. Passend dazu eröffnet er mit einem selbstbeweihräuchernden Song auf die „God save the Queen“ – Melodie. Große Schnauze und generell immer einen Hauch zu unsympatisch, wirkte der Brite, die wirklich großen Hits sind schon ein wenig älter. Genauso mitgealtert ist übrigens das Publikum an diesem Abend im Münchener Olympiastadion. Von seligen Teenagern ist schon längst nichts mehr zu sehen, es sind eher ältere Damen, die noch einmal ihre Jugend aufleben lassen und dabei den Hugo aus ihrem Plastikbecher nippen. Dass Alter mit Feierwütigkeit allerdings rein gar nichts zu tun hat, wurde an diesem Abend aber mehr als deutlich.
Bereits beim zweiten Song ist das Olympiastadion selig am Singen. „Let me entertain you“, selten war ein Songtitel passender als dieser, denn eines muss man Robbie Williams lassen: Bei Gott, er ist ein Entertainer, der weiß, wie er eine große Show auf die Bühne zaubert. Er steht ganz lässig im Gladiatorenröckchen auf der Bühne und irgendwie spürt man, dass er diesen ganzen Selbstinszenierung recht lustig findet. Da packt er auch gerne grinsend den Song „Rudebox“ aus und betitelt sich als exzellenten Rapper. Es macht ihm scheinbar nichts aus, dass die Kritikerstimmen den Song eher mittelmäßig fanden. Robbie Williams spielt ihn dennoch live. Der Rapskills wegen.
Grandioses Entertainment
So viel Selbstironie macht den Briten dann plötzlich richtig sympathisch. Das soll aber nicht heißen, dass Williams nicht das große Bühnenkino auspackt. Züngelnde Flammen, Glitzerfontänen, leicht bekleidete Tänzerinnen und mit einem weiblichen Fan auf der Bühne auf Tuchfühlung gehen, da bleibt sich Williams treu. Dennoch zeigt sich an diesem Abend, dass der früher so wilde Partyhengst gezähmt wurde. Ganz häuslich widmet er das Lied „Love my Life“, allen Müttern und Vätern im Publikum. Geschrieben hat er das Lied eigentlich für seine Kinder. Man glaubt ihm tatsächlich, dass er sein Leben derzeit wirklich liebt. Ganz nahbar erzählter auf der Bühne von seinem Familienleben, wie es jeder stolze Vater tut. Gerade deswegen passt es auch, dass Robbie Williams für einen Song seinen eigenen Daddy auf die Bühne holt. „Sweet Caroline“ performen sie gemeinsam, das Ganze wirkt angenehm lässig und ein klein wenig rührselig. Mit einem Hauch Wiesnstimmung, München zeigte sich bei diesem Song nämlich extra textsicher.
Spielfreude bei Robbie Williams
Ansonsten glänzt Robbie Williams mit einer exzellenten Songauswahl. Neben Klassikern wie„Rock DJ“, „Come Undone“ und das famose „Kids“ gab es auch einige Coverversionen, wie beispielsweise George Michaels „Freedom“ zu bestaunen oder ein quietschbuntes Medley aus Bon Jovis „Livin‘ on a Prayer“, „Can’t touch this“ und Amy Winehouses „Rehab“. Diese kleinen Spielereien lockern den Abend auf und machen dem fast ausverkauften Olympiastadion riesigen Spaß. Spätestens, als alte Take That Songs angestimmt werden, ist jeder happy, zumal Williams sogar noch die Choreographie von damals auspackt.
Robbie Williams wäre aber nicht Robbie Williams würde er nicht auch für ein bisschen Kitsch am Abend sorgen. Diesen Moment gab es wie erwartet bei „Angels“. Wenn 75.000 Menschen geschlossen den Refrain in einem von Feuerzeugen und Handylichtern erleuchteten Stadion mit voller Inbrunst schmettern, dann ist das tatsächlich ein ziemlich erhebendes Gefühl. Mit diesem Lied verabschiedet sich Williams auch, begleitet von einem riesigen Chor verlässt er nach gut 90 Minuten die Bühne und zurück bleibt man mit einem seligen Strahlen im Gesicht. „God bless Robbie“. Man kann es nicht anders sagen, es ist eben „Heavy Entertainment“.
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(c) Wearephotographers
[…] könnte jetzt auch jeden anderen Song aus der Zeit von 2000 bis 2004 nennen, den Robbie Williams veröffentlicht hat. Aber „Eternity“ war ebenfalls auf der Bravo Hits 35 und lief bei mir auf […]