Marilyn Manson fährt auf seinem Thron auf die Bühne. Düster. Ein bisschen drüber. Man erwartet nichts anderes als einen überinszenierten Abend. Genau das erfüllt Manson im Münchener Zenith komplett. Sein Gefolge aus Fans quittiert seine Anwesenheit mit völliger Hingabe.
Malus gekonnt in die theatrale Inszenierung eingebaut
Ein wenig angeschlagen wirkt der 48-Jährige dennoch. Vor einigen Wochen fiel ihm während eines Konzertes ein Bühnenteil auf den Fuß. Die Folge: Ein gebrochener Knöchel. Teile der Tour mussten abgesagt werden, bis Manson mit einem Gehgips wieder auf die Bühne konnte. Künstler, der er nun einmal ist, schafft er es jedoch, diesen Malus auf der Bühne zu einem Teil seiner creepy Konzertinszenierung werden zu lassen. Er stellt sich kurzerhand zwei in komplette OP-Montur gekleidete Assistenten an die Seite, die ihm dabei behilflich sind, über die Bühne zu hinken. Aufgrund seiner Verletzung verbringt Manson große Teile des Konzertes im Sitzen, liegen oder knien. Bisweilen steht er aber auch am Mikrofonständer. Hierfür hat er eine Art Holzbein, was etwas martialisch wirkt. Auch die zahlreichen Kostümwechsel übernehmen sie und kleiden Manson zumindest bei jedem vierten Lied neu ein. Vom federgeschmückten Umhang bis hin zum blutroten Lackledermantel ist alles dabei. Um ehrlich zu sein: Die beiden Ärzte und ihr Treiben auf der Bühne passen sich wunderbar schaurig ins Konzept ein.
Die Zeit der Provokation ist vorbei
Was aber auffällt, die Provokation aus alten Tagen funktioniert nicht mehr. Man ist nicht mehr erschrocken über die mit Fake-Blut überströmte Kunstfigur mit der verzerrten Mimik. Ein Song wie „Say10“ verstört nicht mehr. Vielleicht liegt es daran, dass man Manson inzwischen als das sieht, was er ist: Ein genialer Künstler mit Hang zur Absurdität. Oder ist man inzwischen einfach zu abgebrüht? Vielleicht legt Marilyn Manson aber schlicht keinen Wert mehr auf die großen Schockmomente alter Tage.
Marilyn Manson spielt alle Hits
Manson zeigt an diesem Abend aber, dass er die wirklich großen Gesten gar nicht nötig hat, um das Zenith in ein feierndes Tollhaus zu verwandeln. Eine gute Setlist und seine bloße Anwesenheit genügte dafür. In brachialer Lautstärke und mit wummernden Bässen dröhnt den Besuchern ein Best-of Marilyn Manson entgegen. Der Reigen wird mit „Reveleation#12“ eröffnet und führt einmal quer durch Mansons Schaffen. Von „mOBSCENE“ über „The Dope Show“ bis „Sweet Dreams“. Auch Songs vom neuesten Alsbum, wie „KILL4ME“ gibt es zu hören. Übrigens ein erstaunlich tanzbarer Song, der aus der Feder von Gitarrist Tyler Bates stammt. Manson kündigt es lakonisch als romantisches Liebeslied an.
Der Kalifornier spielt an diesem Abend seine größten Hits und überzeugt durch die musikalische Darbietung. Besonders Schlagzeuger Gil Sharone lieferte eine exzellente Leistung. Man muss es Marilyn Manson und seiner Band lassen. Die Konzentration auf die Musik tut ihnen gut, sie liefern eine tadellose Show. Das Münchener Publikum quittiert das mit kompletter Begeisterung und brüllt aus tiefster Seele die Songs mit. Nach „Beautiful People“, einer kurzen Zugabe und nicht einmal 80 Minuten und insgesamt 14 Songs ist der Spaß auch schon vorbei. Manson bedankt sich kurz, wirft das Mikrofon ins Backdrop und hinkt von der Bühne.
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